Die Schweizerische Nationalbank gehört zu den weltweit grössten Investoren. Während sich die Asset-Management-Industrie mehrheitlich den Klimazielen verpflichtet hat, tun sich die Zentralbanken schwer.

Es ist nicht so, dass die Chefs der grössten Zentralbanken der Welt das Paris-Abkommen von 2015 und die damit verbundenen Klimaziele ignorieren. Aber ihre Anlagerichtlinien haben sie mehrheitlich nicht angepasst, wie eine am Dienstag von mehreren NGOS veröffentlichte Studie mit dem Namen «Unused Tools: How Central Banks Are Fueling The Climate Crisis» feststellt.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) bildet keine Ausnahme. Die Studien-Autoren haben das Anlage-Portfolio der SNB analysiert und kommen zum Schluss, dass rund 2 Prozent ihres Aktienportfolios in Kohle investiert sei. Die SNB halte zudem Aktien von 27 Unternehmen, welche den NGO zufolge zu den 100 grössten Umweltverschmutzern überhaupt gehörten.

Während Corona baute SNB Portfolio aus

Das SNB-Portfolio korreliere mit einem jährlichen CO2-Ausstoss von 43 Millionen Tonnen – in der Schweiz werden jährlich 47 Millionen Tonnen CO2 freigesetzt. Zudem habe die SNB zur Eindämmung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie keine gesonderten Vermögenskäufe getätigt, dabei aber das bestehende Portfolio ausgebaut.

Manche dieser Studienergebnisse basieren auf Analysen aus dem Jahr 2020. Aber die SNB hält gemäss eigenen Worten die Klimarisiken und den möglichen Einfluss auf die Schweizer Wirtschaft und Finanzstabilität für mässig. Die Anlagerichtlinien beinhalten seit dem Jahr 2013 gewisse Ausschlusskriterien, die seit Ende 2020 offenbar auch direkte Kohle-Investments einschliessen.

Kritik an der Transparenz

Der Bericht weist auch auf den sinkenden Anteil von Investments in Erdölfirmen hin. Doch seien diese aufgrund von Indexanpassungen erfolgt, nicht wegen einer veränderten Anlagepolitik. Dann heisst es in der Beschreibung zur SNB weiter, diese würde die Analyse in der Studie bestreiten, aber keine Transparenz schaffen.

Die mangelnde Transparenz der SNB ist seit längerem ein Kritikpunkt, doch dies gilt für alle Zentralbanken. Die SNB gehört aber zu jenen Notenbanken mit den insgesamt schlechtesten Noten bezüglich Klimaschutz: Ihr Asset Management sei bezüglich Anlagerichtlinien ungenügend, Richtlinien und Vorgaben für Kreditinstitute in Bezug auf klimaschädliche Finanzierungen seien praktisch inexistent, finden die Studienautoren. Weiter seien von der SNB weder Klima-Richtlinien noch ein entsprechendes Research bekannt.

Die SNB ist damit nicht alleine, doch manche Notenbanken wie die Europäische Zentralbank (EZB), die Banque de France und auch die Bank of England haben jüngst Anpassungen vorgenommen, sich öffentlich zu Klimarisiken geäussert und im Falle der EZB auch die EU-Taxonomie als Basis für Nachhaltige Investments übernommen.

«Neutrale» Geldpolitik

Es wäre falsch zu behaupten, dass die Dringlichkeit für stärkere Massnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels an den Zentralbankern völlig vorbeigeht. Doch ist innerhalb der Notenbanken der Standpunkt weit verbreitet, dass eine auf die Vermeidung von CO2-Emissionen ausgerichtete Geldpolitik falsch sei, weil dies im Prinzip wie eine staatliche CO2-Steuer wirken würde. Stattdessen sollen Notenbanken «marktneutral» investieren, was auch die SNB tut.

Ihren zögerlichen Ausstieg aus direkten Kohle-Investments erklärte die SNB damit, sie würde sich eben an den entsprechenden Indizes orientieren.

Der Haltung der SNB zur Klimaerwärmung gab Präsident Thomas Jordan in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» am besten zum Ausdruck. Zur Frage, warum die SNB ihre Ausschlusskriterien nicht verschärft sagte Jordan: «Man kann nicht davon ausgehen, dass sich das Klima verbessert, einfach weil die SNB einen Titel aus ihrem Portefeuille entfernt.»

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