Die Implosion der einst beliebten Kryptobörse FTX und ihres CEO Sam Bankman-Fried wirft ein unvorteilhaftes Schlaglicht auf die Philosophie des Effektiven Altruismus.

Über kaum eine Philosophie wird dieser Tage mehr diskutiert als über den effektiven Altruismus (EA). Sie wurde von William MacAskill, dem schottischen Philosophen und Professor an der Oxford University, populär gemacht. Die Bewegung ist eine Art Gemeinschaft des Gebens, die ihre Anhänger im Wesentlichen dazu ermutigt, so viel Reichtum wie möglich anzuhäufen und ihn dann so zu spenden, dass er die grösste Wirkung hat.

SBF bringt EA in Misskredit

Dabei verteten EA-Anhänger die Überzeugung, dass wir unser Leben damit verbringen sollten, so vielen Menschen wie möglich auf möglichst effektive Weise zu helfen - eine an sich lobenswerte Gesinnung. Besonders im Silicon Valley und unter Millennials und der Generation Z ist die vage Philosophie in den vergangenen Jahren äusserst populär geworden.

Doch der Untergang der Kryptowährungsbörse FTX und ihres 30-jährigen Gründers Sam Bankman-Fried «SBF» wirft nun ein unvorteilhaftes Schlaglicht auf diese Bewegung.

SBF war einer der beseeltesten Anhänger von EA und in den USA einer der bekanntesten und reichsten Spender. Angesichts der Tatsache, dass FTX Milliarden an Kundengeldern veruntreute und die Gelder nach dem Konkurs des Unternehmens nun fehlen, stellen sich zahlreiche ethische und moralische Fragen über die ungewisse Zukunft von EA.

Nicht stellvertretend

Auf die Frage, wie sich der Zusammenbruch von FTX auf die Zukunft von EA auswirken wird, sagt der Philosoph Peter Singer in einem Interview mit der Nachrichtenagentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig): «Offensichtlich werden einige Teile der Bewegung nicht das Geld bekommen, das sie erwartet haben, was enttäuschend ist.»

Die Bewegung werde die Menschen aber weiter dazu dazu ermutigen, für effektive Wohltätigkeitsorganisationen zu spenden, um Menschen in extremer Armut zu helfen. Singer ist Professor für Bioethik an der Princeton University, seine Ideen haben das Konzept des EA beeinflusst.

Der Princeton-Professor denkt nicht, dass irgendjemand in der EA-Bewegung die Art von Aktivitäten unterstützt wie die finanziellen Risiken, die SBF eingegangen ist. «Ich glaube nicht, dass EA die Menschen in irgendeiner Weise dazu verleitet, dies zu tun. Ich denke, das ist ein Irrtum. Es hätte den Leuten klar sein müssen, dass das nicht das Richtige ist – dass das der Bewegung nicht helfen würde.»

Bewegung muss sich von FTX lösen

Als SBF sich vorgenommen habe, reich zu werden und mehr zu spenden, hatte er Singers Ansicht nach wohl die Absicht, dies zu tun. «Ich bin mir nicht sicher, was auf dem Weg dorthin mit ihm passiert ist», schränkt der Philosoph aber ein. «Es ist gut möglich, dass sein Ego ihm in die Quere gekommen ist».

Er sei ihm in der Vergangenheit begegnet, aber kenne ihn nicht wirklich gut und könne sich daher nicht wirklich zu den Beweggründen äussern. Doch Singer meint, SBF hätte wissen müssen, dass dies nicht das Richtige ist und Risiken für die EA-Bewegung als Ganzes mit sich bringt.

Mit Blick nach vorne meint der Philosoph: «Ich hoffe, dass die Bewegung zeigen kann, dass sie eine Kraft für das Gute ist und dass dies ein Einzelfall ist, in dem jemand, der mit der Bewegung verbunden ist, Dinge getan hat, die wirklich schlecht sind». Er hofft denn auch, dass sich «die Bewegung davon lösen kann».

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