Dies jedenfalls ergibt eine Analyse eines bekanntem Schweizer Edelmetallhändlers. Bei der Hausse im Gold sind dabei auch längerfristige Treiber am Werk.

Bei den «Goldkäfern», wie die Fans des gelben Metalls zuweilen genannt werden, ist das grosse Krabbeln angesagt: Am (gestrigen) Dienstag hat der Goldpreis den bisherigen Rekordwert von 2'150.50 Dollar je Unze hinter sich gelassen; nun geht der Schweizer Edelmetall-Händler Philioro davon aus, dass auch das Allzeithoch in Franken in Kürze fallen wird.

Der bisherige Tageshöchstkurs liegt bei 1'925.75 Franken und wurde am 8. März 2022 erreicht. Aktuell notiert das Gold bei 1’880.97 Franken je Unze.

«Wir sind am Beginn eines goldenen Zyklus, in der die aktuellen Allzeithochs des Goldpreises nur ein Etappenziel markieren», schwärmt Philoro-Chef Christian Brenner in einer Mitteilung vom Mittwoch. Den Experten der Handelsfirma zufolge sind bei der Hausse des Edelmetalls gleich mehrere Treiber am Werk. Diese könnten nun über die gegenwärtige Rekordjagd Bestand halten.

Fluchtpunkt der Chinesen

So wird der Goldpreis laut Philoro derzeit von einer anhaltend hohe Nachfrage getrieben. Laut der Branchenorganisation World Gold Council lag der weltweite Bedarf nach Gold im letzten Jahr bei 4'448 Tonnen. Das sind nur 5 Prozent weniger als im Rekordjahr 2022. Besonders ins Gewicht fallen die Zukäufe der Zentralbanken, zumal aus Schwellenländern.

Als wichtiger Käufer tritt derzeit auch eine Masse von chinesischen Privatanlegern auf. Sie flüchten ins Edelmetall, weil der Immobilienmarkt in der Volksrepublik in der Krise steckt, der heimische Aktienmarkt schlecht performt und der Zugang zu Investments im Ausland begrenzt ist.

Erneut als sicherer Hafen geschätzt

Doch nicht nur Chinesen schätzen Gold gegenwärtig als «sicheren Hafen». Die instabile Geopolitik bereitet Anlegern weltweit Sorgen: Der Ukraine-Krieg und der Konflikt in Nahost mit seinem Auswirkungen auf den Welthandel, aber auch die in diesem Jahr in Europa, in den USA und in Indien anstehenden Wahlen treiben die Investoren um. Denn hierbei könnten autokratische Kräfte an Bedeutung gewinnen und dadurch zu einer Verunsicherung an den Börsen führen.

«Gold ist angesichts der wirtschaftlich und geopolitisch angespannten Lage als Puffer für allfällige Rückschläge an den Finanzmärkten stark gefragt», beobachten die Experten.

Alle Augen auf den Dollar

Als Treiber wirkt auch das Zusammenspiel von Teuerung und Zinsen. Die gegenwärtige Hausse im Gold ist trotz weltweit steigender Leitzinsen zustande gekommen, was eigentlich gegen den gesunden Menschenverstand spricht: Staatsanleihen sind durch die Zinserhöhungen attraktiv geworden, und höhere Anleiherenditen sorgen in der Regel für Gegenwind beim Goldpreis. Doch auch bei US-Staatsanleihen mit Zinsen von über 4,5 Prozent vermochte Gold seine Anziehungskraft zu behalten. Mit Blick auf bereits wieder sinkende Leitzinsen wird nun zusätzlicher Schub für das Edelmetall erwartet. Laut Philoro wird Gold dann als Investment besonders attraktiv.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass der Dollar trotz rekordschnell gestiegener Zinsen in den USA schwächelt. Seit Herbst 2022 verliert der «Greenback» gegenüber dem Euro, abgesehen von kurzfristigen Aufwärtsbewegungen, laufend an Wert. Der Trend lässt sich auch gegenüber dem Franken beobachten. Generell gilt die Regel, dass ein schwächerer Dollar dem Goldpreis Aufwind verschafft.

«Peak Gold» schon erreicht?

Und noch aus einem weiteren Grund sorgt die Inflation für tendenziell teureres Gold: Die Teuerung sorgte in den vergangenen Monaten bei Goldminen zu einem kräftigen Anstieg der Betriebskosten. Das Problem ist, dass längst nicht alle Goldvorräte der Erde erreichbar und dadurch abbaubar sind. In den vergangenen Jahren ist die Menge des geförderten Goldes auch deshalb kaum gestiegen. Laut den Berechnungen des World Gold Council wurden im Jahr 2023 insgesamt 3’644 Tonnen Gold gefördert.

Experten glauben, dass damit der Zenith möglicherweise bereits durchschritten ist – «Peak Gold», sozusagen. Dies spricht für langfristig höhere Förderkosten – und damit ebenfalls für einen höheren Goldpreis.