Ja, auch Philipp Hildebrand wurde von einem US-Fachmagazin schlecht beurteilt. Immerhin: Der SNB-Präsident befindet sich dabei in guter Gesellschaft.

Es ist durchaus ernst gemeint, aber vielleicht auch nicht tierisch ernst zu nehmen: Das amerikanische Faschmagazin «Global Finance» kürt jährlich die besten Zentralbanker – und verteilt dabei Noten wie im US-Schulsystem, von A bis F.

Jetzt wurde der Jahrgang 2011 beurteilt – und diesmal wurde die Spitzennote A nur sechsmal vergeben, bei ingesamt 34 beurteilten Ländern.

Als Musterschüler gelobt wurden unter anderem Stanley Fischer in Israel und Glenn Stevens in Australien, ferner die Notenbanker von Malaysia, Libanon, Taiwan und den Philippinen. In Israel nimmt man die Sache immerhin so ernst, dass Premier Benjamin Netanyahu laut einer offiziellen Mitteilung bei Stanley Fischer vorstellig wurde, um ihm zur guten Note in der «Global Finance»-Beurteilung zu gratulieren (mehr dazu hier).

Die Jury von «Global Finance» beurteilte unter anderem die Kontrolle der Inflation, Wachstumsziele, Währungsstabilität und Zinsmanagement.

Bemerkenswert: Die bekannten Figuren der Branche finden sich gemeinsam auf einer anderen Liste – nämlich jene der Schüler mit den schlechtesten Noten.

Sowohl Fed-Chef Ben Bernanke (Note C) als auch EZB-Chef Jean-Claude Trichet (B-), SNB-Präsident Philipp Hildebrand (B-) und Japans Masaaki Shirakawa (C) landeten unter den zehn Notenbank-Chefs mit den tiefsten Bewertungen.

Wie sehr wehrt sich ein Notenbanker gegen politische Vereinnahmung?

Wie erklärt sich das? Die Inflation ist derzeit für keinen der erwähnten Notenbankchefs ein Problem. Schwachpunkte sind hingegen Ben Bernankes Quantitative-Easing-Risiken respektive Trichets Bereitschaft, doch Staatsanleihen zu übernehmen und dafür Geld zu drucken – und Philipp Hildebrand konnte im Punkt Währungsstabilität nur verlieren.

Einen starken Einfluss bei den Urteilen hatte auch der jeweilige Wille, sich gegen politische Vereinnahmung zu wehren: Dies erklärt GF-Verleger Joseph Giarraputo. «In einem der härtesten Jahre der Geschichte wurden die Zentralbanker der Welt geprüft wie nie zuvor. Wir beurteilen jedes Jahr die Entschlossenheit der Notenbanker, politischer Beeinflussung zu widerstehen, aber auch ihre Bemühungen, ihre Regierungen in Themen wie Ausgaben und Offenheit für ausländische Anlagen und Finanzdienstleistungen positiv zu beeinflussen.»

Die tiefste Note «F» (wie Failure) wurde nicht vergessen. Einmal gab es eine Note «D»: Sie ging an Mercedes Marcó del Pont, die Notenbank-Gouverneurin von Argentinien – und notabene die einzige Frau in der Zentralbankchef-Gilde.

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