Die Schweizerische Nationalbank hat überraschend eine Leitzinssenkung angekündigt. Was hat das zu bedeuten?

«Dies ist eine Überraschung, da die Schweizerische Nationalbank (SNB) in 30 Jahren mit einer Inflation von über 1 Prozent und einem Franken nahe seinem langfristigen Trend die Zinsen nie gesenkt hat», stellte Arthur Jurus, Head of Investment Office bei der Privatbank ODDO BHF Schweiz, fest. Tatsächlich wird die Schweizer Währungshüterin ab dem 22. März 2024 den SNB-Zinssatz von 1,75 Prozent auf 1,50 Prozent senken, wie sie am Donnerstag mitteilte.

Die Tatsache, dass die Mieten im Januar nicht gestiegen waren, was eine grosse Überraschung war, half bei dieser Entscheidung, da die SNB aufgrund der Strompreise, der Mieten und der Mehrwertsteuer mit einem Anstieg der Inflation gerechnet hatte, so Jurus weiter.

Die starke Aufwertung des Franken nach der geldpolitischen Sitzung im Dezember begünstigte ebenfalls den starken Rückgang der importierten Inflation, die sich heute auf deflationärem Gebiet befindet (-1 Prozent im Jahresvergleich). Die Börse hat am Donnerstag sehr positiv auf den Entscheid reagiert.

Grösste Handelspartner scheinen zu schwächeln

«Die bedingte Inflationsprognose wurde klar nach unten angepasst und der Endpunkt steht nun bei 1,1 Prozent im Vergleich zu den vorangehenden 1,6 Prozent im Dezember», sagte Philipp Burckhardt, Fixed-Income-Strategist und Portfolio-Manager bei Lombard Odier Investment Managers (LOIM).

Dies habe der SNB genug Sicherheit in ihrem Vorhaben gegeben, wohl auch vor dem Hintergrund eines erwarteten Wachstums von «nur» 1 Prozent, während die grössten Handelspartner auch eher zu schwächeln scheinen.

Abschiedsgeschenk von Thomas Jordan

Der Franken hat zwar im ersten Quartal 2024 leicht abgewertet, neigt aber schon seit längerer Zeit zu realer und nominaler Aufwertung. Auf der einen Seite führt dies zwar zu tieferer importierter Inflation, hemmt aber gleichzeitig auch das Wachstum.

«Insofern war die Zinssenkung die logische Konsequenz», kommt Burckhardt zum Schluss und ergänzt: «Wir erwarten nun auch noch weitere Zinssenkungen in diesem Jahr. Dies ist auch ein ideales Abschiedsgeschenk von SNB-Präsident Thomas Jordan, der damit die Stossrichtung für seinen Nachfolger schon klar vorgeben kann.»

Weniger Interventionen am Devisenmarkt

Der Druck auf den Franken sei seit Jahresbeginn geringer geworden, stellte Jurus weiter fest, da die Anleger höhere FED- und EZB-Zinsen gegen Ende des Jahres erwarten würden. Infolgedessen sei die Differenz zwischen den SNB-Zinsen und den US- oder europäischen Zinsen negativer, was den Wechselkurs Dollar/Franken (+5,4 Prozent) und den Euro/Franken (+4,3 Prozent) im Jahr 2024 tendenziell stützen dürfte.

Daraus folgert Jurus: Die SNB muss also weniger am Devisenmarkt intervenieren und profitiert gleichzeitig von einem Wechselkursniveau, das die importierte Inflation (-1 Prozent im Jahresvergleich) in deflationäres Terrain geführt und eine bessere Preisstabilität begünstigt habe.

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