Nach einem Rekordverlust im vergangenen Jahr dürfte die Schweizerische Nationalbank ihre Bilanz rasch abbauen, findet ein Experte der US-Grossbank Citigroup. Der Spielraum dazu besteht jedenfalls.

Das vergangene Jahr war ein ereignisreiches Jahr für die Schweizerische Nationalbank (SNB). Sie beendete ihre Politik der Negativzinsen, um dem Inflationsdruck entgegenzuwirken. Ausserdem verzeichnete sie einen Rekordverlust, was zur Folge hatte, dass die Kantone und Regierungen keine Dividende aus ihren Gewinnen erhalten werden.

Die SNB verlor im vergangenen Jahr 132 Milliarden Franken, ganz im Gegensatz zu Gewinnen von 26 Milliarden und 20 Milliarden Franken in den Jahren 2021 und 2020. Gleichzeitig verbuchte die Notenbank im vergangenen November eine Bilanzsumme von 885 Milliarden Franken. Dies ist zwar ein Rückgang gegenüber dem Höchststand von 1,07 Billionen Franken im Mai letzten Jahres, aber immer noch eine beunruhigend hohe Zahl.

Riskante grosse Bilanz

In einem Interview mit «Bloomberg» (Artikel kostenpflichtig) sagte der stellvertretende europäische Chefökonom der Citigroup, Christian Schulz, der Verlust zeige nun «deutlich das Risiko, das grosse Bilanzen darstellen.» 

Die Kantone sind wahrscheinlich nicht sehr erfreut darüber, dass ihnen die Gewinnausschüttung für 2022 entgeht, zumal sie für 2021 die maximale Auszahlung von 6 Milliarden Franken erhalten haben.

Ausschüttungen in Gefahr

Die UBS-Analysten sind zudem der Meinung, dass die Gewinnausschüttung für 2024 ebenfalls in Gefahr ist, wie auch finews.ch berichtete. Bevor die SNB 2024 eine Ausschüttung vornehmen kann, muss sie den Verlust bei den Ausschüttungsreserven in diesem Jahr ausgleichen und genügend Mittel erwirtschaften, um die Rückstellungen für Währungsschwankungen wieder aufzufüllen. Dazu muss die SNB einen Gewinn von über 50 Milliarden Franken verbuchen.

Aber für die SNB sind solche politischen Überlegungen nicht ausschlaggebend, sondern ihr Mandat der Geldpolitik.

Rückbau mit hohem Tempo

Mit dem Ende der Negativzinsen verdienen die Banken mit hohen Einlagen nun wieder Geld, was als Konjunkturimpuls wirkt, sagt Schulz. Dies werde die Inflation ankurbeln, und genau das müsse die SNB bekämpfen. Deshalb werde die SNB ihre Bilanz reduzieren. «Wir gehen davon aus, dass sie versuchen wird, die Bilanz zügig zu reduzieren, um etwa 15 Milliarden Franken pro Monat oder 180 Milliarden pro Jahr. Das ist ein sehr schnelles Tempo», sagte Schulz gegenüber «Bloomberg».

Diese Dynamik gilt auch für andere Zentralbanken und kann sehr bedeutsam sein. Schulz schätzt, dass dies zu einem Stimulus für die Wirtschaft der Eurozone von 1 bis 1,5 Prozent des BIP führen könnte.

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