Noch können Banker gesundheitliche Risiken angeben, wenn sie das Home Office dem Büro vorziehen. Wenn das Management aber die grosse Rückkehr beordert, braucht es gute Argumente, dem Befehl nicht zu folgen. Hier sind sie.

Recherchen von finews.ch haben vergangene Woche aufgezeigt: Banken wie die UBS und die Credit Suisse (CS) sowie Versicherer wie Zurich oder Swiss Re stossen beim Aufruf zur Rückkehr ins Büro auf den Widerstand ihrer Angestellten.

Die Manager des Rückversicherers Swiss Re sahen nach der Aufforderung zur Rückkehr an den topmodernen Hauptsitz mit seinen 3'000 Arbeitsplätzen am Zürcher Mythenquai fast nur leere Stühle. Die Angestellten wollen nicht.

Es wird für Home-Office-Liebhaber eng

Flauen die durch das Coronavirus gesundheitlichen Risiken dann mal ab, wird es für Home-Office-Liebhaber allerdings eng. Wollen sie ganz auf den täglichen Gang ins Büro verzichten, müssen sie gute Argumente haben, ihren Chef zu überzeugen.

Das Wirtschaftsportal «Business Insider» hat bei HR-Experten nachgefragt, wie man das am besten anstellt.

1. Stellen Sie einen starken Business Case zusammen

Egal, wovon ein Manager überzeugt werden muss: Mit harten Fakten und Daten lässt sich dies jeweils am besten erreichen. Dass Angestellte im Home Office oftmals bessere Leistungen erbringen, hat verschiedene Gründe. Bessere Konzentrationsfähigkeit, weniger Ablenkung, besseres Wohlbefinden, weniger Exposure zu einem angespannten Arbeitsklima, mehr Flexibilität, weniger nervtötende Prozesse – zum Beispiel. Studien belegen all dies. Eine kleine Präsentation für den Manager sollte so überzeugend sein, dass klar wird: Dieser Angestellte leistet tatsächlich im Home Office mehr. Und kostet weniger.

2. Schaffen Sie Vertrauen

Wer im Home Office bleiben will, muss das Vertrauen seines Chefs gewinnen. Das heisst: Aufgaben werden prompt erledigt, die Erreichbarkeit ist immer gewährleistet, Aufmerksamkeit gegenüber auftauchenden Problemen und Lösungsvorschläge sind ein Beweis, dass die Identifikation mit dem Unternehmen stimmt und man als Angestellter im Home Office ein Asset ist.

3. Beweisen Sie, dass Sie im Home Office besser sind

Es wird sich auszahlen, wenn Angestellte Daten und Belege sammeln, um zu beweisen, dass das Home Office eine persönliche «high performance area» ist – mehr als es das Büro je sein kann. Nun geht es darum, den Manager zu überzeugen, dass diese Performance-Steigerung von Dauer ist. In dieses Gespräch kommt man als Angestellter am besten sehr gut vorbereitet: Mit einem Plan, mit Zielsetzungen und Massnahmen zur Sicherstellung, dass die Ziele erreicht werden können.

4. Ziehen Sie die Trumpfkarte: Lebensumstände

Leben Angestellte mit Personen unter einem Dach, die mehr Präsenz und mehr Pflege verlangen, als bei einem Arbeitstag im Büro gewährleistet werden kann, ist dies durchaus ein Argument fürs Home Office. Doch sollte man sich vorab bei den Personaldiensten über die Rechtslage aufklären lassen. Auch ein Tipp: Diese Trumpfkarte sollte man nicht bis zuletzt aufbewahren, sondern ausspielen, bevor die Order erteilt wird, ins Büro zurückzukehren.

5. Professionell bleiben, nicht emotional werden

Gut möglich, dass man als Angestellter direkt oder indirekt mit Covid-19-Fällen konfrontiert ist. Doch dies als Argument vorzubringen, um im Home Office zu bleiben, ist nicht professionell, sondern emotional. Wer logische Argumente bringt, demonstriert auch in schwierigen Lagen Intelligenz. Arbeitnehmer wollen Lösungen, keine emotional aufgeladenen Probleme.

6. Verkaufen Sie das Home Office als Experiment

Wer seinem Chef demonstriert, dass man auch im Home Office bereit ist, sich Umständen anzupassen, hat bessere Chancen. Angestellte können die Arbeitszeit im Home Office darum als Experiment für einige Monate vorschlagen. Danach können eine erste Bilanz gezogen und eventuelle Anpassungen und Verbesserungen vorgenommen werden. Wichtig ist: Der Chef und die Arbeitskollegen sollen Teil des Experiments sein. So wird die Arbeit aus dem Home Office Teil eines übergeordneten Ziels.

7. Vergessen Sie nicht: Ihr Chef ist auch ein Mensch

Die grosse Erkenntnis dieser Pandemie ist: Die Menschen sitzen alle im selben Boot. Wer also von seinem Chef die Erlaubnis für ein dauerhaftes Home-Office-Arbeitsverhältnis einholen will, sollte nicht vergessen, dass dieser möglicherweise ähnliche Wünsche hat. Die Vorgesetzten sind demnach nicht der «Feind», der Wünsche ablehnt. Sie sind Menschen, welche dieselben Sorgen teilen.