Karsten-Dirk Steffens: «Private Markets – nicht ohne Hürden»

Private Equity, Venture Capital, Infrastruktur oder Private Debt – Private Markets galt lange als Spielwiese institutioneller Investoren. Für Privatanleger blieb die Anlageklasse bis anhin weitgehend verschlossen. Doch die Nachfrage steigt – und erste Opportunitäten entstehen. Es lohnt sich, genauer hinzuschauen.


 In dieser Rubrik nehmen Autorinnen und Autoren Stellung zu Wirtschafts- und Finanzthemen.


Der wohl offensichtlichste Grund, warum Privatanleger bislang kaum in Private Markets investieren konnten, liegt im Zugang: Die meisten Fonds in diesem Segment setzen hohe Mindestinvestitionen voraus – oft mehrere hunderttausend Franken. Dass diese Eintrittsschwelle schlicht zu hoch ist für die meisten Privatanleger versteht sich von selbst.

Hinzu kommen lange Kapitalbindungsfristen bzw. geringe Liquidität, Rücknahmevorschriften und komplexe Strukturen, die fundierte Kenntnisse voraussetzen. Anders als bei börsenkotierten Aktien oder ETFs, wo Anleger täglich handeln können, sind Investitionen in Private Markets meist über Jahre gebunden.

Vorzeitige Ausstiege sind entweder gar nicht möglich oder mit erheblichen Abschlägen verbunden. Das bedeutet: Wer investiert, muss sich der langfristigen Bindung und des Risikos bewusst sein – und das setzt neben Kapital auch eine gewisse Risikotoleranz voraus.

«Privatanleger laufen daher Gefahr, Entscheidungen auf Basis unvollständiger Informationen zu treffen.»

Ein weiteres Hindernis ist die mangelnde Transparenz: Während sich zu börsenkotierten Unternehmen umfangreiche Informationen finden lassen, sind Daten zu privaten Unternehmen rar. Bewertungen erfolgen nicht täglich, und Performanceberichte sind oft intransparent oder schwer vergleichbar. Privatanleger laufen daher Gefahr, Entscheidungen auf Basis unvollständiger oder schwer zugänglicher Informationen zu treffen.

Zudem mangelt es an standardisierten Produkten. Während ETFs oder Fonds für Privatanleger breit verfügbar und reguliert sind, operieren viele Private-Markets-Vehikel noch in einem Graubereich zwischen institutionellen Angeboten und spezialisierten Nischenprodukten. 

«Privatmarktanlagen haben das Potenzial, höhere Renditen zu erzielen.» 

Aber genau diese Anlagen in Private Markets sind eben auch für Privatanleger sehr spannend, bieten sie doch eine Fülle an Potenzial:

  • Privatmarktanlagen können aufgrund der geringeren Korrelationen mit herkömmlichen Anlageklassen wie Aktien und Anleihen Diversifizierungsvorteile bieten. Dies kann dazu beitragen, das Gesamtrisiko und die Volatilität des Portfolios zu verringern.
  • Privatmarktanlagen haben das Potenzial, höhere Renditen als traditionelle Anlageklassen zu erzielen. 
  • Private Märkte bieten Zugang zu Anlagemöglichkeiten, die auf öffentlichen Märkten möglicherweise nicht verfügbar sind, einschliesslich Investitionen in innovative Technologien, erneuerbare Infrastruktur oder schnell wachsende Unternehmen. 
  • Viele Privatmarktinvestitionen sind langfristig ausgerichtet. Diese langfristige Perspektive kann zum Kapitalwachstum beitragen.
  • Privatmarktinvestitionen können mehr Möglichkeiten bieten, sich in den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance (ESG) oder Impact-Investitionen zu engagieren. Auf diese Weise können Anleger ihre Investitionen mit ihren Aufgaben und Werten in Einklang bringen und gleichzeitig finanzielle Erträge anstreben.

«Evergreen-Strukturen ändern die Dynamik, indem sie eine grössere Liquidität bieten.»

Einige Banken und Vermögensverwalter haben deshalb damit begonnen, speziell strukturierte Produkte oder Private-Markets-Fonds für vermögende Privatkunden aufzulegen. Hier kommen einige Kriterien zum Zuge, die man als Anleger nicht ausser Acht lassen darf. Worauf geachtet werden sollte, kann gut am Beispiel einer Aberdeen-Lösung aufgezeigt werden.

So genannte Evergreen-Strukturen ändern die Dynamik, indem sie eine grössere Liquidität (in der Regel vierteljährlich) und niedrigere Mindestinvestitionen bieten und den Zugang zu den Privatmärkten demokratisieren.

Sie bieten auch den Vorteil, dass sie in einen bestehenden Bestand an Vermögenswerten investieren können, im Gegensatz zu geschlossenen Fonds, bei denen die Investitionen erst noch getätigt werden müssen und die Anleger sich nur auf die bisherige Performance der Fondsmanager verlassen können.

Die Aberdeen-Experten unter der Leitung von Nalaka Da Silva haben mit der Strategie, die ihrem «Global Privat Market Funds» zugrunde liegt, für Privatanleger neue Möglichkeiten geschaffen. Mit einem vollständig diversifizierter Ansatz zielt die Strategie darauf ab, durch Investitionen in den Bereichen Private Equity, Infrastruktur, Immobilien, Private Credit und natürliche Ressourcen Wachstum zu generieren und bietet ein Engagement in mehr als 3’000 private Unternehmen und Projekte. Die Nutzung des internen Fachwissens in Kombination mit dem externen Netzwerk ermöglicht eine Mischung aus Fondsengagements und Direkt-/Co-Investitionen.

«Was heute noch als Nische gilt, könnte morgen schon zum festen Bestandteil vieler Portfolios gehören.»

Der Zugang zu Private Markets war lange exklusiv, doch die Türen beginnen sich zu öffnen. Für Privatanleger ergeben sich dadurch neue Renditechancen und Diversifikationsmöglichkeiten – vorausgesetzt, sie bringen das nötige Wissen, Kapital und die Geduld mit. Gleichzeitig bleibt Vorsicht geboten: Die Komplexität der Produkte, die geringe Liquidität und das Informationsdefizit bergen Risiken, die nicht unterschätzt werden sollten.

Die Demokratisierung des Zugang zu Privatmarktanlagen hat begonnen und sie nimmt Fahrt auf. Denn mit regulatorischen Reformen, technologischen Innovationen und wachsender Nachfrage dürften sich die Möglichkeiten in den kommenden Jahren weiter ausweiten. Was heute noch als Nische gilt, könnte morgen schon zum festen Bestandteil vieler Privatportfolios gehören.


Karsten-Dirk Steffens ist Länderchef Aberdeen Investments Schweiz.