Während der Coronakrise hat der weltweite Reichtum noch zugenommen. Doch entscheidend für Millionäre und Banker gleichermassen ist die Frage: Ab wann fühlt man sich reich?

Die Reichen sind letztes Jahr noch reicher geworden. Die Schweizer Grossbank Credit Suisse weiss sogar auf die Kommastelle genau, um wieviel: Gemäss ihrem «Global Wealth Report» stiegen die weltweiten Vermögen um 7,4 Prozent auf insgesamt 418,3 Milliarden Dollar an – wobei das Geld nicht mit der Giesskanne verteilt wurde. So nahm das pro-Kopf-Vermögen in Afrika und Lateinamerika im Schnitt ab, während es in Europa und den USA zweistellig zulegte.

Finanzielles Glück ab 1,7 Millionen Dollar

Insofern – und sehr zur Freude der professionellen Vermögensverwalter – vermochte selbst das heimtückische Coronavirus den Trend zu mehr Reichtum nicht zu brechen. Interessanterweise lassen die meisten Reichen-Reports die Frage unbeantwortet, ob sich Millionäre denn auch wie Millionäre fühlen. Für Statistiker wie auch für Banker wäre dabei die Frage höchst relevant, ob sich dieses Feeling ab einem bestimmten «net worth» einstellt. Die Schwelle zum gefühlten Reichtum, sozusagen.

Tatsächlich ist in der Branche schon dazu sondiert worden, jüngst etwa vom amerikanischen Fondsriesen Charles Schwab. In dessen «Modern Wealth Survey» gaben Befragte 2020 an, dass es 2,6 Millionen Dollar Vermögen brauche, um sich reich zu fühlen. Billiger zu haben sind das «finanzielle Glück» für 1,7 Millionen und das «Wohlbefinden» mit 934’000 Dollar.

Nur jeder zehnte Millionär fühlt sich so

Wie die gleiche Umfrage für 2021 zeigt, sind die Schwellenwerte nun gar gesunken – neu dürfen sich Amerikaner und Amerikanerinnen schon ab 1,9 Millionen Dollar reich fühlen. Doch eine ebenfalls in den USA von der Banken-Gruppe Ameriprise durchgeführte Studie gelangte bereits 2019 zum Ergebnis, dass sich nur 13 Prozent der befragten Millionäre reich fühlten – wodurch die Reichtums-Schwelle von Charles Schwab gleich wieder relativiert wäre.

Stattdessen liegt die Erkenntnis nahe, dass es sich beim Sich-reich-fühlen um ein bewegliches, um nicht zu sagen flüchtiges Ziel handelt. Wie die Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) kürzlich beschrieb, birgt das wiederum die Möglichkeit, sich jenes Gefühl anzutrainieren. Das geht laut dem Bericht, indem man lediglich drei Dinge beachtet:

1. Nicht das Lohnziel, sondern den Lifestyle festlegen

Auch in der Schweiz gibt es riesige finanzielle Unterschiede bezüglich der Entscheidung, wo man arbeitet, wohnt, und ob man Familie hat. Entsprechend macht es Sinn, sich den Lebensstil festzulegen, welchen man sich gerne leisten möchte. Das Geheimnis ist natürlich, die Marke einigermassen in die Nähe des Möglichen zu setzen. Doch zuerst zu überlegen, was uns glücklich macht, und dann darauf hinzuwirken, ist wesentlich zielführender, als ständig der nächsten Lohnerhöhung oder dem noch lukrativeren Investment nachzuhecheln – und diffus darauf zu hoffen, dass einen das Glück dabei findet.

2. Sich den Hansdampf abgewöhnen

Was er hat, das will er nicht, und was er will, das hat er nicht: so ergeht es dem Hansdampf im Kinderreim. Und den Allermeisten Erwachsenen, wenn sie in ihrem Umfeld jemanden antreffen, der noch reicher und glücklicher erscheint, als sie selber es sind.

Die Folge ist oftmals Unzufriedenheit, auch in Vermögensbelangen. Ein Millionär fühlt sich unter Milliardären wie Plankton. Etwas Gelassenheit ist da angebracht, und das Bekenntnis zu eigenen Lebensstil (siehe oben). Nicht selten stellt sich dann heraus, dass der schöne Schein beim Nachbar eben genau das ist: ein Schein.

3. Einen Notgroschen anlegen

Ein weiterer (mentaler) Feind der Zufriedenheit ist die Verlustangst. Die kann tief in Kindheitserlebnissen verwurzelt sein, oder in Rückschlägen und Krisen, die man als Erwachsener durchzustehen hatte. Dies kann dazu führen, dass einer immer mehr Reichtum anhäuft, in der Angst, dieser könne ihm schon morgen genommen werden.

Während dies in gewissen Weltgegenden auch für Superreiche eine Realität ist, erweisen sich Verlustängste in aller Regel als übertrieben. In schlimmen Fällen kann eine Therapie helfen. Ansonsten ist eine gründliche Finanzberatung inklusive Vorsorge angezeigt. Und sicher ist es beruhigend, wenn irgendwo noch ein Notgroschen bereit liegt für harte Zeiten.