Magic Cards 501

Ist es für aktive Spieler nicht ein Ärgernis, wenn wichtige Karten für sie fast unbezahlbar werden?

Die Spieler, welche die Karten schon besitzen, freuen sich natürlich; diejenigen, die die Karten gerne hätten, ärgern sich. Allerdings sind ja nur die stärksten Karten der «Reserved List» und die Sammlerstücke unbezahlbar.

Hier könnte man argumentieren, dass Spieler doch mit den neuen Karten spielen sollten, was sicher auch der Hersteller unterschreiben würde. Spannend finde ich indessen, dass sich derzeit das Format «Old School» grosser Beliebtheit erfreut, bei welchem nur Karten der Jahre 1993 bis 1994 gespielt werden dürfen. Wer hier kompetitiv spielen will, muss mit Investitionen von 25‘000 bis 60‘000 Franken rechnen.

Welche Karten oder originalverpackten Produkte eignen sich als Investitionsobjekte?

Es sind jene Produkte, die eine hohe Wertstabilität respektive eine gute Chance auf Wertwachstum haben. Das sind in der Regel Produkte, die selten oder «out of print» sind, also Karten, von denen nicht zu erwarten ist, dass sie neu aufgelegt werden.

«Investitionsmöglichkeiten mit interessanter Rendite sind gesucht»

Daher sind hier in erste Linie alte Produkte interessant, vor allem originalverpackte Karten aus den ersten Magic-Editionen, Einzelkarten der ersten Magic-Editionen in sehr gutem Zustand sowie natürlich Karten, die nur in kleinen Stückzahlen produziert wurden, und die nie auf den Markt gelangen sollten oder Fehldrucke.

In den vergangenen Monaten sind die Preise einiger Karten nochmals stark gestiegen. Kürzlich hat ein Käufer auf Ihrer Seite rekordverdächtige 50‘000 Euro für eine einzelne Karte bezahlt. Warum?

Die Gründe hierfür liegen meiner Meinung nach klar in der weltweit anhaltenden Niedrigzinspolitik. Es ist viel Geld vorhanden, und Investitionsmöglichkeiten mit interessanter Rendite sind gesucht. Gleichzeitig ist Magic auf dem Vormarsch und durch das Internet und Marktplätze gibt es mittlerweile tagesaktuelle Preise für Karten.

«Diese Spiele sind ein Albtraum für Investoren»

Ein wichtiger Faktor ist sicher auch, dass der Markt bei den teuersten Investitionszielen sehr übersichtlich ist – weil viele Karten und originalverpackte Ware aus den 1990er-Jahren nur in kleiner Stückzahl verfügbar sind.

Mit dem Anstieg der Preise hat allerdings auch die Zahl der Fälschungen zugenommen. Wie kann man sich davor schützen?

In der Regel sind diese Fälschungen qualitativ noch nicht so gut, als dass geübte Spieler oder Händler sie nicht zweifelsfrei und ohne grosse technische Hilfsmittel identifizieren könnten. Wir arbeiten an dieser Stelle auch mit dem Hersteller der Spiele zusammen und nehmen erkannte Fälschungen sofort aus dem Markt.

Gibt es ausser Magic noch andere Trading-Card-Games, die Investoren im Auge behalten sollten?

Für Investoren ist Magic vor allem deshalb interessant, weil es vom Hersteller die restriktive Reprint-Policy gibt. Diese ist bei anderen Spielen (wie Yu-Gi-Oh oder Pokémon) nicht gegeben.

Dort ist es so, dass Karten, wenn sie zu teuer werden, erneut gedruckt werden. Diese Spiele sind daher eher ein Albtraum für Investoren. Einzig im «World of Warcraft TCG» sehe ich noch eine gute Investitionsmöglichkeit – da hier die Nachfrage unter anderem an den Erfolg des Online-Spiels gekoppelt ist. Dennoch ist die Wertstabilität fraglich. Die teuerste Karte, die je über Cardmarket verkauft wurde, war die «Black Lotus» aus der Edition «Beta». Ein Exemplar ging diesen September für 27‘500 Euro über den Tisch.


Der promovierte Physiker und Ingenieur Matthias Knelangen ist Mitinhaber und Geschäftsführer der 2007 in Berlin gegründeten Firma Sammelkartenmarkt. Das Unternehmen betreibt mit cardmarket.com die grösste Sammelkartenbörse Europas, die bei Händlern heute als Referenzseite für Kartenpreise gilt. Derzeit bieten 400‘000 Nutzer aus 30 Ländern insgesamt über 100 Millionen Karten auf dem Portal an. Die detaillierten Geschäftszahlen (zum Beispiel die Transaktionen pro Tag) fallen unter das Geschäftsgeheimnis. Kein Geheimnis ist hingegen der bisherige Rekord-Verkauf: Ende Oktober 2018 wurde ein sogenanntes Power-9-Komplettset aus der Edition Beta für insgesamt 153‘000 Euro verkauft.