«Magic the Gathering» begeistert die Massen und in Zeiten verrückter Finanzmärkte auch immer mehr Investoren. finews.ch hat den Betreiber der grössten europäischen Spielkartenbörse getroffen.


Von Jonathan Spirig, Gastautor für finews.ch

Herr Knelangen (Bild unten), das Interesse an Magic-Karten ist seit 25 Jahren ungebrochen. Wieso sollte man Sie auch als Investitionsobjekte im Auge behalten?

Der Hersteller hat bereits vor langer Zeit die sogenannten «Reserved List» definiert. Eine Liste mit mehrheitlich spielstarken und alten Karten, die nicht mehr gedruckt werden dürfen. Durch diese strenge «Reprint-Policy» ist die Wertstabilität bei vielen Karten gewährleistet.

Matthias Knelangen 500

Ausserdem sind Magic-Karten grundsätzlich ein recht liquides Asset, abgesehen von den wirklichen Raritäten wie Unikaten, Fehldrucken lässt sich jede Karte innerhalb einiger Tage verkaufen. Und ähnlich wie bei Briefmarken oder Baseball-Sammelkarten eignen sie sich natürlich gut für den Versand und die platzsparende Aufbewahrung.

Sie haben vor gut zehn Jahren cardmarket.com mitgegründet, die heute erfolgreichste Kartenbörse Europas. Wann wurde Ihnen klar, dass Sie auf eine Goldader gestossen sind?

Wir haben natürlich auf Erfolg gehofft. Allerdings hätten wir nie gedacht, dass wir nach elf Jahren der grösste Onlinemarktplatz für Sammelkarten sein würden. Wir sind mit unserem Produkt zu einem sehr günstigen Moment auf den Markt gekommen.

«Solche Karten waren noch nie ein reines Spielzeug, sondern auch Sammelgegenstände»

Einerseits war 2007/2008 genau der Zeitpunkt, als der allgemeine Online-Handel stark zulegte, so dass wir von Verlagerungen vom Ladenkauf ins Internet profitieren konnten. Zudem waren die Jahre nach 2008 auch für unser Hauptprodukt Magic und den Sammelkarten-Markt allgemein sehr erfolgreich.

Auf Ihrer Website bieten Sie mittlerweile bei jeder Karte auch Tabellen mit Preisen und auch Rubriken wie «Top-Artikel des Tages», «Höchster Angebotsrückgang». War das ein Nutzerbedürfnis?

Definitiv. Preise und Preisentwicklungen sind eine wichtige Referenz für unsere Nutzer. Sammelkarten waren noch nie ein reines «Spielzeug», sondern eben auch Sammelgegenstände mit einem Wert. Wenn man 1'000 Franken für eine Pappkarte ausgibt, möchte man ja nicht nur damit spielen, sondern auch die Gewissheit, dass man sie nach dem Spielen ohne grossen Wertverlust, idealerweise sogar noch mit einem kleinen Gewinn, weiterverkaufen kann.

Generell kann man sagen, dass die Nachfrage nach «TCG Finance» in den vergangenen Jahren stark gestiegen ist. Gerade wer Magic primär als Investment sieht, hat ein grosses Interesse an Marktdaten. Da ist es nur logisch, dass wir als grösster Marktplatz eigene Daten veröffentlichen und sogar zum Thema bloggen.

Wer investiert derzeit in Magic-Karten?

Da Magic ein Sammelkartenspiel ist, sind es einerseits natürlich Spieler, die in Karten investieren. Während der Fokus beim Spieler primär auf den Karten liegt, die er zum Spielen braucht und das Handeln nebensächlich ist, gibt es jedoch mittlerweile auch viele ehemalige Spieler, die das Spiel und den Markt kennen und nun weniger spielen, dafür aber über mehr freies Kapital verfügen, das sie gezielt investieren.

«Wer hier kompetitiv spielen will, muss mit Investitionen von bis zu 60‘000 Franken rechnen»

Dies trifft ganz gut auf meine Generation zu, also auf Spieler, die in den 1990er- und Nuller-Jahren gespielt haben, und vielleicht noch einige alte Karten hatten und jetzt erkannt haben, dass diese durchaus interessante Investitionsobjekte sind.