Hongkong und Singapur wetteifern um die Vormachtstellung in Asien. Nicht nur im Finanzsektor. In Sachen Kunst geht Hongkong eindeutig als Sieger hervor, insbesondere nach den jüngsten Entwicklungen in West Kowloon, so Eric Landolt von der UBS im Gespräch mit finews.asia.

Gemäss amtlicher Daten belief sich der Gesamthandelswert von Kunst, Sammlerstücken und Antiquitäten in Hongkong im Jahr 2023 auf über 105 Milliarden Hongkong Dollar (13,4 Milliarden Dollar), was 1,2 Prozent des gesamten gehandelten Warenvolumens ausmacht. Dies positioniert Hongkong als einen der weltweit führenden Plätze für Kunsthandel. Dies entspricht auch dem strategischen Ziel der lokalen Behörden. Sie möchten die Stadt als Kunsthub etablieren.

«Mit der Unterstützung des Nationalen 14. Fünfjahresplans von Peking ist die Regierung bestrebt, Hongkong als Zentrum für den internationalen Kulturaustausch zwischen Ost und West zu fördern», sagte Kultur-, Sport- und Tourismussekretär Kevin Yeung als Antwort auf eine entsprechende Frage kürzlich im Parlament. «Zudem haben Hongkongs niedrige Steuersätze und florierende Kunstmessen Kunstliebhaber aus aller Welt angezogen, um an den Kunstveranstaltungen Hongkongs teilzunehmen».

West Kowloon strahlt aus

Laut Eric Landolt, globaler Co-Leiter Family Advisory, Art and Collecting, UBS Global Wealth Management, hat die Etablierung von West Kowloon als kulturellem Hub den Status Hongkongs als weltweites Kunstzentrum weiter gefestigt.

Er verwies auf die Eröffnung des Museums M+ im Jahr 2021 als Beispiel, das nicht nur internationale Kunst, sondern auch «führende asiatische Namen» präsentiert. Das M+-Museum beheimatet einen grossen Teil der Sammlung von Uli Sigg, ehemaliger Schweizer Botschafter in China und Schindler-Vorstandsmitglied. Seine Sammlung gilt als die bedeutendste in Bezug auf zeitgenössische chinesische Kunst. Zudem ist der Distrikt auch Standort des neuen Hongkonger Büros der UBS.

«Mit der Entwicklung des West Kowloon Distrikts als bedeutendem kulturellen Hub […] wurde die zentrale Rolle Hongkongs als Kunsthub für die kuratorische Welt auf globaler Ebene offensichtlich», so Landolt in einem Interview mit finews.asia.

«Die Hongkonger Regierung unterstützt die Künste nachhaltig, was die zahlreichen Veranstaltungen während der diesjährigen Art Basel Woche in Hongkong zeigen. Diese Ereignisse stärken Hongkongs weltweite Stellung im Kunstmarkt, sowohl im primären als auch im sekundären Bereich, lokal und international.»

Hub-Rivalität

Hongkong setzt sich im Wettstreit mit Singapur um die Vorherrschaft in verschiedenen Sektoren wie Finanzen und Technologie durch, besonders jedoch im Kunstsektor. «Obwohl Singapur in vielen Bereichen ein starker Konkurrent ist, behauptet sich Hongkong klar als führend im Kunstbereich», ergänzt Landolt.

Er weist darauf hin, dass die Kulturszene Singapurs durch die Unterstützung der Regierung und Institutionen wie die Nationalgalerie Singapur florieren konnte.

Doch Hongkong bleibt das Zentrum, das auch internationale Sammler anzieht. «Singapur hat zwar eine beeindruckende Kulturszene, aber Hongkong ist der Hauptplatz für Kunst, sowohl regional als auch international», erklärt er.

Steigende Nachfrage – auch nach internationalen Namen

Nach einem Bericht der UBS und Art Basel wurde China im Jahr 2023 zum zweitgrössten Kunstmarkt der Welt, was Landolt auf die Entwicklungen in Hongkong und die Erholung Chinas nach der Pandemie zurückführt. «Die Diversifizierung der Nachfrage von Sammlern aus Greater China zeigt sich darin, dass sie nicht mehr nur auf chinesische Künstler fokussiert sind, sondern auch internationale Namen in ihre Sammlungen aufnehmen», erläutert Landolt. Diese Entwicklung spiegelt die zunehmende Reife des chinesischen Kunstmarktes wider.

Rolle der Banken für Sammler

Die UBS bietet zwar keine Kunstfinanzierung an, spielt aber durch seine seit über 25 Jahren etablierte Kunstberatungsabteilung eine wichtige Rolle für Sammler. «Wir bieten Unterstützung in allen Phasen des Sammelprozesses, von der Strategieentwicklung bis zur Überprüfung der Governance. Dabei integrieren wir die Kunstberatung in das umfassende Vermögensmanagement unserer Kunden», sagt Landolt.

«Wir sehen Kunstsammlungen als Teil des gesamten Vermögens unserer Kunden, zusammen mit ihren Geschäftsaktivitäten, Finanzinvestitionen und anderen Vermögenswerten. Unsere Beratung ist umfassend und erfolgt in enger Zusammenarbeit mit Spezialistenteams in Bereichen wie Familienberatung, Philanthropie und Vermögensplanung», erklärt Landolt.

Kunst-DNA

Über die Beratung hinaus konzentriert sich die UBS auch darauf, Kunden mit etablierten Sammlern in Verbindung zu bringen und ihnen den Zugang zu Veranstaltungen herzustellen. «Kunst ist ein integraler Bestandteil der UBS», betont Landolt. Die UBS-Kunstsammlung, die über 30'000 Werke umfasst, wird weltweit in Büros und als Leihgaben in Museen präsentiert. «Mit unserer Kunstsammlung wollen wir nicht nur unsere Kunden inspirieren, sondern auch einen Beitrag zum Kunstmarkt leisten und Künstler unterstützen», ergänzt er.