Jetzt ist der Umbruch in vollem Gang. Es gibt bereits zahlreiche Indizien dafür, dass der Wandel in der Schweizer Finanzbranche unwiderruflich ist. 

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1. Der Privatbanken-Status verschwindet

Noch bis vor kurzem wäre es unvorstellbar gewesen, dass ausgerechnet die Aushängeschilder des Schweizer Bankwesens ihren einzigartigen Status der vollhaftenden Partner aufgeben. Doch schneller als man es je vermutet hätte, sind die Genfer Institute Pictet und Lombard Odier unter das Dach einer Kommandit-Aktiengesellschaft geflüchtet. Damit ist das scheinbar unverwüstliche Privatbanken-Modell am Ende – die verbleibenden Privatbanken sind bestenfalls noch Nebendarsteller im Swiss Banking.

2. UBS und Credit Suisse gehen getrennte Wege

Die Branche befindet sich nun im Trial-and-Error-Modus. Das zeigt sich daran, dass die beiden Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse unterschiedliche strategische Wege gehen. Während die UBS entschieden auf die Vermögensverwaltung setzt und dem Investmentbanking bloss noch eine Zulieferrolle attestiert, will die Credit Suisse nichts davon wissen. Neben ihrem Private Banking setzt sie auch weiterhin auf das Investmentbanking, das auch künftig einen signifikanten Ertragsanteil abliefern soll. Einzig in der Schweiz gehen die Konzerne noch ähnliche Wege und verstehen sich als Universalbanken.

3. Externe Vermögensverwalter müssen handeln

Die Luft wird dünn für die unabhängigen Vermögensverwalter. Seit dem Ende des klassischen Offshore-Banking in Europa erodieren die Erträge. Der verschärfte Wettbewerb verengt die Margen, und mit der zunehmenden Regulierung sind immer weniger External Asset Manager im Stande, allen Ansprüchen zu genügen. Das sich jetzt etwas ändert, zeigen verschiedene Initiativen für externe Vermögensverwalter: Die Credit Suisse will im Màrz eine Social-Media-Plattform für EAMs lancieren. Der Vermögensverwalter Reuss Private spannt ein Schweizer Haftungsdach auf, und die Zürcher WMPartners zeigen sich offen für übernahmewillige External Asset Manager. Weitere Projekte sind im Tun.

4. Neue Geschäftsmodelle sind neue Gebührenmodelle

Innovationen in Ehren. Am Ende des Tages entscheiden nicht neue Gadgets und Spielereien am iPad über die Zukunft der Schweizer Finanzbranche, sondern jene Geschäftsmodelle, die mit den steigenden Kosten und neuen Ertragsmöglichkeiten am besten umgehen können. Konkret wird es darum gehen, den Ausfall der Retrozessionen und Kick-backs mit neuen Honorarmodellen für die Beratung zu kompensieren. Jene Unternehmen, die solche Lösungen schon anbieten, sind in der «Pole-Position».

5. Heimmarkt auch für grosse Banken wieder wichtig

Je grösser eine Bank in der Vergangenheit wurde, desto mehr wandte sie sich vom Heimmarkt ab. Das offenbarte sich in den letzten zehn Jahren besonders bei den beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse. Doch mit der Finanzkrise, den periodischen Unwägbarkeiten im Investmentbanking und dem Niedergang des europäischen Offshore-Banking haben die Schweizer Banken den Heimmarkt neu entdeckt. Bei der UBS ist das hiesige Bankgeschäft (wieder) der wichtigste Ertragspfeiler. Auch das ist ein unzweifelhaftes Signal für den epochalen Wandel in der Branche.

6. Der automatische Informationsaustausch vor der Tür

Lange war er Tabu und das Bankgeheimnis heilig. Davon ist man definitiv abgerückt. Mehr noch: Seit diesem Jahr wird sogar laut über den automatischen Informationsaustausch nachgedacht. Sowohl bei besonnenen Politikern, als auch bei Bankern ist das der Fall. Natürlich wünscht sich niemand den automatischen Informationsaustausch. Doch wenn er OECD-Standard wird, dürfte sich wohl auch die Schweiz danach richten müssen. Und laut nachgedacht wird vor allem deshalb, weil man bei solchen Vorstössen aus dem Ausland nicht – wie früher – auf dem linken Fuss erwischt werden möchte.

7. Kantonalbanken überdenken ihre Rolle

Jahrzehntelang brauchten sie sich nicht zu hinterfragen. Die Kantonalbanken existierten und verfolgten einen strammen Wachstumskurs. Spannend war dabei, dass sie sich höchst unterschiedlich entwickelten. Egal, ob sie noch ins Private Banking, ins ausländische Kreditwesen oder ins Investmentbanking einstiegen. Doch damit ist Schluss. Denn in den letzten zehn Jahren führte dieses Jekami auch zu allzu vielen «Unfällen», und der Bürger ist mittlerweile nicht mehr gewillt, für Bankprobleme zur Kasse gebeten zu werden. Daher überdenken die Kantonalbanken nun ihre Rolle; ein Indiz dafür: Es ist viel stiller geworden um sie.

8. Banken lernen ihre Kunden kennen

Solange die Geschäfte wie geschmiert liefen, kümmerten sich die Banken nicht wirklich um ihre Kunden. Viele Finanzhäuser sammelten zwar jede Menge Daten und Informationen über ihre Klientel. Doch damit hatte es sich. Wie zahlreiche Insider berichten, wurden die enormen Datenmenge kaum je kommerziell genutzt – bestenfalls noch als Daten-CD für ausländische Steuerbehörden! Nun haben die Banken haben ihre Daten nicht nur besser abgesichert, sondern sie sind nun auch daran, Konzepte zu erarbeiten, um das Wissen, das sie über ihre Kunden und deren Gewohnheiten und Interessen besitzen, wirtschaftlich zu nutzen. Wundern Sie sich also nicht, wenn Sie künftig regelmässig von ihrer Bank mit Vorschlägen aller Art konfrontiert werden.

9. Toyota ist eingefahren

Lange war sie bloss eine Absicht, jetzt hat sie Gestalt angenommen: die Industrialisierung in der Bankenwelt. Was im Automobilsektor – mit dem Paradebeispiel von Toyota – längst selbstverständlich ist, dass nämlich grosse Teile der Wertschöpfungskette ausgelagert respektive von aussen bezogen werden, hat nun auch bei vielen Geldhäusern Einzug gehalten. Im Rahmen von so genannten Industrialisierungsprozessen dürfte sich die Branche wesentlich stärker verändern, als dies in der Vergangenheit der Fall war. Damit geht selbstverständlich ein weiterer Arbeitsplatzabbau einher.

10. Eigenkapital ist matchentscheidend

Heute hebt jede Bank hervor, wie solid ihr Eigenkapital ist. Das war früher weniger der Fall. Der neue Ausweis der Stärke ist ein weiteres Signal dafür, dass mit den Erfahrungen aus der Finanzkrise nun auch noch andere Faktoren zählen.


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