Wohl noch nie zuvor haben die grössten Banken der Schweiz innert einer einzigen Woche ihre Jahresabschlüsse vorgelegt. Was lässt sich aus den Zahlen ableiten? Sieben Erkenntnisse.

1. Im Wealth Management wachsen die Bäumen doch nicht in den Himmel.

Selbst die «Wealth-Management-Maschine» UBS, die sich in den vergangenen Jahren konsequent auf die Vermögensverwaltung ausgerichtet hat, blieb 2013 in ihrer Paradedisziplin unter den Erwartungen. Mit anderen Worten: Ohne ein weltumspannendes Offshore-Private-Banking wird es für die meisten Schweizer Finanzinstitute selbst in der klassischen Vermögensverwaltung immer schwieriger, ansprechende Ergebnisse zu erzielen.

Darüber hinaus scheint der Heimmarkt mittlerweile abgegrast zu sein. Konkret: Es ist praktisch unmöglich geworden, weitere Marktanteile hinzu zu gewinnen. Selbst bei der mächtigen UBS versiegte zuletzt der Netto-Neugeld-Zufluss zu einem Rinnsaal.

2. Das Geschäftsmodell für morgen steht noch immer nicht.

Ob UBS, CS, Vontobel oder Julius Bär – alle versprechen sie mit ihren unterschiedlichen Geschäftsmodellen schöne Renditen für die Aktionäre und Mehrwert für die Kunden. Bloss – bis jetzt vermochte keines dieser Geschäftskonzepte zu überzeugen, wie die jüngsten Resultate und Reaktionen an der Börse zeigen. Mit anderen Worten: Das Erfolgsrezept für den Schweizer Finanzplatz von morgen muss noch entworfen werden.

3. Wir erleben eine Zeitenwende im Private Banking.

Einst war die Schweiz das Offshore-Mekka der Welt. Doch damit ist seit letztem Jahr definitiv Schluss. Nach der Credit Suisse hat vergangene Woche nun auch die Zürcher Kantonalbank (ZKB) unmissverständlich klar gemacht, was das heisst: Von ihren insgesamt 25'000 Auslandskunden will sie nicht weniger als deren 9'000 los werden.

Die Gründe für diese Massnahme sind – bekanntermassen – regulatorischer und juristischer Natur. Andere Institute werden zwangsläufig nachziehen. Damit vollzieht der Schweizer Finanzplatz im Private Banking definitiv eine Zeitenwende – mit unbekannten Konsequenzen.

4. Das Investmentbanking bleibt ein Unsicherheitsfaktor, der nicht zum Swiss Banking nicht passt.

Im Gegensatz zum eher stabilen Vermögensverwaltungsgeschäft weist das Investmentbanking – selbst mit geringerem Risiko – enorme Schwankungen auf, wie sich in den Abschlüssen 2013 beider Schweizer Grossbanken wieder zeigte. Diese Unwägbarkeit passt nicht zum Swiss Banking und hält eine Menge Investoren fern.

Kommt hinzu, dass aus dem Investmentbanking permanent Bussen oder zumindest Rückstellungen drohen, die das Ergebnis beeinträchtigen (könnten); zudem sind die Kosten, insbesondere die Personalaufwendungen in dieser Sparte weiterhin enorm, was sich vergangene Woche ebenfalls in der Kosten-Ertrags-Relation (Cost-/Income-Ratio) offenbarte.

5. Die Kosten sind immer noch zu hoch, und die Margen brechen weiter ein.

Wenn die Kundengelder weniger fliessen, die Margen schrumpfen und zusätzliche Aufwendungen für regulatorische und juristische Zwecke nötig werden, müssen die Kosten zwangsläufig weiter sinken. Die jüngsten Jahresergebnisse haben klar gezeigt, dass da noch ein enormer Nachholbedarf besteht, zumal die Margen weiter zurückgehen werden.

Denn sowohl institutionelle Klienten als auch die allerreichsten Kunden dieser Welt, auf die es nun so manche Banken abgesehen haben, sind unter dem Strich weniger einträglich, da sie dank ihrer riesigen Depots die Kosten regelrecht diktieren können.

6. Es wird zunehmend schwieriger, die «wahren» Zahlen in den Abschlüssen zu erkennen.

Angesichts der zahlreichen Sonderfaktoren, Rückstellungen und «Adjustierungen» in den Abschlüssen der meisten Banken wird es für die Analysten, Anleger und Kunden immer schwieriger, die effektive Leistung einer Bank auszumachen.

Vor diesem Hintergrund lässt sich feststellen: Je «vielfältiger», wenn nicht gar «exotischer» der Datenkranz daher kommt, desto grössere Vorsicht ist angezeigt.

7. Die Ergebnisse für 2014 werden enttäuschen.

In ihren Aussichten für das laufende Jahr geben sich die meisten Banken extrem zurückhaltend, wenn nicht gar pessimistisch. Das kommt nicht von ungefähr. Der Strukturwandel ist noch lange nicht vollzogen, sondern wurde in den vergangenen 18 Monaten durch die haussierenden Börsen eher aufgeschoben.

An den Problemen und Aufgabenstellungen hat sich indessen nichts verändert, und die Börse dürfte in den kommenden Monaten wohl etwas weniger gnädig sich entwickeln. Kommt hinzu, dass sich im Hypothekargeschäft so etwas wie eine Blase bildet, die für manche Institute zu einem enormen Risikofaktor werden könnte.

Ausserdem belastet das ungelöste Steuerproblem mit den USA und letztlich auch mit der EU die Ergebnisse von morgen. Konkret: Im Laufe dieses Jahres dürfte sich definitiv zeigen, wie schlecht die Schweiz mit den Amerikanern im Steuerkonflikt verhandelt hat. Das alles deutet klar darauf hin, dass die Zahlen für 2014 schlechter als diejenigen von 2013 ausfallen werden.

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