Finanzkonzerne wie Santander oder HSBC investieren hunderte von Millionen Franken in Finanz-Startups. Die Schweizer Banken wirken auch an solchen Innovationen mit, gehen aber andere Wege.

Es ist sonnenklar, dass Banken wie Versicherungen in Technologien und neue Geschäftsmodelle investieren müssen, um den digitalen Wandel in der Gesellschaft nicht zu verpassen.

Unabhängige Dienstleister im Crowd-Funding, Social Trading, Cloud-Banking sowie für neue Zahlungslösungen schiessen wie Pilze aus dem Boden und werden zur ernstzunehmenden Konkurrenz für die ganz grossen Akteure.

Eine Liste der vielversprechendsten Startups finden Sie hier.

Millionen zur Beschleunigung

Banken wie Santander oder HSBC haben bereits darauf reagiert und Venture-Capital-Funds gegründet, die in Innovationen investieren, welche in naher Zukunft den Bankkunden zu Gute kommen sollen. Der spanische Bankriese Santander hat in diesen Tagen 100 Millionen Dollar gesprochen, der britische HSBC-Konzern kürzlich sogar 200 Millionen Dollar.

Andere Häuser wie die deutsche Commerzbank finanzieren einen Fintech-Inkubator, um ihren Weg zur digitalen Bank zu beschleunigen.

«Innovation Spaces» bei der UBS

Auch die UBS und die Credit Suisse (CS) schlafen nicht: Die UBS hat mit Oliver Bussmann einen Chief Information Officer, der zu den führenden Köpfen der internationalen Fintech-Szene gehört. In den vergangenen Monaten hat die grösste Schweizer Bank laut «Wall Street Journal» ein System von internen Arbeitsgruppen gebildet, die an spezifischen Technologieprojekten für den Kundennutzen arbeiten.

Wie hoch die Mittel für diese so genannten «Innovation Spaces» sind, gibt die Bank nicht bekannt. Die UBS ist ausserdem Partnerin des Fintech Innovation Lab, ein Startup-Hilfsprogramm, bei dem Bankleute und Risikokapital-Spezialisten junge Firmen während zwölf Wochen begleiten und beraten. Nach New York und London wurde dieses «Lab» nun auch in Hongkong lanciert.

CS mit Innovationen im Investmentbanking

Auch die CS macht beim Fintech Innovation Lab mit. Sie unterhält in der Schweiz zudem eine Innovation Factory, die bislang vor allem Apps für das mobile Banking kreiert hat. Die CS ist aber auch als aktive Fintech-Investorin tätig.

Zum Beispiel bei Eco Financial Technology, einem Londoner Startup, das frühere CS-Mitarbeiter gegründet haben und ein Handelsplatz für Software-Codes ist.

Das ist vor allem für Investmentbanken interessant, die enorme Summen in ihre IT stecken müssen, um in den zunehmend vom Computerhandel beherrschten Märkten wettbewerbsfähig zu bleiben. Insofern ist auch Wake ein Innovationsprojekt der CS. Dabei geht es um Fixed-Income-Produkte im Hochfrequenz-Handel (High-Frequency-Trading, HFT).

Zürich im Hintertreffen

An der Fintech-Szene in der Schweiz hingegen scheinen weder die UBS noch die CS wie auch andere Finanzinstitute oder Versicherer Gefallen zu finden. Die Jungunternehmen, die sich kürzlich in der Vereinigung Swiss Finance Startups als Interessengruppe zusammengetan haben, bauen ihre Geschäfte ohne Finanzhilfe oder Know-how der etablierten Akteure auf.

Sie blicken neidisch auf Standorte wie London oder Berlin, wo Fintech-Förderung deutlich aktiver betrieben wird. «London und Berlin laufen Zürich als Fintech-Hub den Rang ab. Das darf nicht sein», sagt Christina Kehl, COO bei Knip, einem Versicherungsberatungs-Startup.

Ideen einspeisen

Mit Rocket Internet hat sich in Berlin jüngst einer der grössten Internet-Inkubatoren auf das Thema Fintech gestürzt und mit Lendico und Zencap gleich zwei Unternehmen im Kreditbereich gegründet.

Christina Kehl von der Vereinigung Swiss Finance Startup schweben Initiativen in Richtung eines unabhängigen Fintech-Labors oder einer Art Finance Factory vor. Banken und Versicherungen könnten dort Geld und Ideen einspeisen, um von den gewonnen Innovationen zu profitieren.

Die Branche sei sich zwar sehr wohl bewusst, dass eine dringende Notwendigkeit für Innovationen herrsche. «Aber viel Bewegung ist da nicht.»

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