Der langjährige Investmentchef der Zürcher Rothschild Bank verlässt nicht ganz überraschend das Unternehmen, wie Recherchen von finews.ch ergaben. Man hätte es schon etwas früher ahnen können.

Dirk Wiedmann (Bild), über viele Jahre die unangefochtene Investment-Autorität bei der Rothschild Bank in Zürich, verlässt das Unternehmen, wie Recherchen von finews.ch ergaben. Ein Sprecher der Bank bestätigte entsprechende Informationen auf Anfrage.

Wiedmann stiess im Frühjahr 2008 zum renommierten Institut, wo er damals zum Head of Investments für die Rothschild Private Banking & Trust in London und Zürich ernannt wurde.

Unbestrittene Referenz

Als Mitglied der Geschäftsleitung und Vorsitzender des Global Asset Allocation Committee der Gruppe war er für die globale Anlagepolitik und deren Umsetzung verantwortlich. Wiedmann kam von Julius Bär, nachdem er zwölf Jahre lang bei der UBS gearbeitet und diverse Führungspositionen inne gehabt hatte.

Wiedmann war bei Rothschild lange Zeit die unangefochtene Referenz in Sachen Anlagepolitik. Dass ein Fachmann mit soviel Kompetenz nun geht, muss grundsätzlich als Verlust für die Bank interpretiert werden.

Leichtsinnige Vermutung

Allerdings wäre es falsch, wenn man nun behaupten würde, sein Abgang sei als Indiz für eine strukturelle Krise bei der Rothschild Bank zu werten.

Das ist diese Personalie wohl nicht. Das Institut hat in den vergangenen 18 Monaten eine tiefgreifende Reorganisation durchlaufen, die nicht ganz ohne Turbulenzen über die Bühne ging.

Noch voll im Sinnsuche-Modus

Aber das Revirement hat das Institut in eine vielversprechende Ausgangslage gebracht hat – dies zu einem Zeitpunkt, da der Konsolidierungsprozess in der Schweizer Bankbranche in vollem Gange ist und andere Institut sich noch voll im Sinnsuche-Modus befinden.

Mit anderen Worten: Die Rothschild Bank hat ihre Kundenportefeuilles so weit durchforstet und ausgedünnt, so dass nun ein auf die Zukunft ausgerichtetes Geschäftsmodell betrieben werden kann.

Zu viel Performance verpasst

Mit der sukzessive ausgebauten Onshore-Präsenz in ausgewählten Märkten, zuletzt in Mailand, wie finews.ch exklusiv berichtete, hat Rothschild einen weiteren Schritt in das Banking von morgen vollzogen, wie CEO Veit de Maddalena jüngst auch in einem Interview mit finews.ch darlegte.

Doch zurück zur Personalie Wiedmann: Die (Anlage-)Spatzen pfiffen es bereits seit Monaten von den Dächern von Zürich, dass die Investmentstrategie im Haus Rothschild viel zu defensiv ausgerichtet ist. Sie mochte im Nachgang zur Finanzkrise durchaus ihre Gültigkeit gehabt haben, doch nachdem vor zwei Jahren der Wind an der Börse gedreht hatte, verharrte man bei Rothschild noch allzu lange in der alten Welt, so dass die Kunden des Hauses jede Menge Performance verpassten.

Konkret: Viel zu lange vertraute man auf Gold und Rohstoffe; darüber hinaus hielt man zu lange an Investments in den Schwellenländern (Emerging Markets) fest und ignorierte so einen grossen Teil der markanten Erholung in den USA sowie in Europa, welche die Auguren anderer Institute schon sehr früh erkannt hatten.

Klagen von der Front

Dass man bei Rothschild nicht gleich in Torschlusspanik verfiel, spricht zwar für den noblen und langfristig ausgerichteten Stil des Hauses. Doch irgendwann war dann die Geduld doch so arg strapaziert, dass etwas geschehen musste. Und das erfolgte im Verlauf der vergangenen 18 Monate.

In dieser Zeit mehrten sich auch die Klagen von den Frontleuten, die zusehends Mühe bekundeten, ihrer Klientel die wenig beglückenden Anlageempfehlungen des Investment-Komitees schmackhaft zu machen. So kam es intern zu einer gewissen Entfremdung zwischen den Kundenberatern und dem Anlagechef. Der Rest erklärt sich in der eingangs erwähnten Personalmutation.

Kein Platz mehr für Wiedmann

Eigentlich hätte man bereits Anfang Juli 2014 eins und eins zusammenzählen können. Denn damals gab die Rothschild Wealth Management & Trust bekannt, einen global tätigen Investment-Strategen von Barclays an Bord geholt zu haben, wie auch finews.ch berichtete.

Kevin gardiner 500

Er heisst Kevin Gardiner (Bild) und hatte am vergangenen Montag (18. August) als Global Strategist im Vermögensverwaltungsgeschäft von Rothschild seinen ersten Arbeitstag.

Er rapportiert direkt an den Schweizer Veit de Maddalena und an Richard «Rick» Martin, Co-CEO von Rothschild Wealth Management & Trust, sowie an Mark Kary, Leiter von Rothschild Wealth Management in Grossbritannien. Eigentlich logisch, dass es da keinen Platz mehr hatte für Dirk Wiedmann.

 

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