In ihrem Thinktank UBS Y entwirft die Schweizer Grossbank Visionen vom Banking im Jahr 2040. Die könnten selbst für die UBS-Chefs gefährlich werden.

Die Zukunft beginnt mit einem Disclaimer. Die Szenarien des Thinktanks UBS Y entsprächen nicht der Strategie der Bank, sagt Markus Iofcea (Bild) gleich zu Anfang seines Referats.

Wohl mit gutem Grund: Die Visionen, die der UBS-Y-Leiter anlässlich einer Veranstaltung der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) am Dienstag in Bern entwarf, sind von einer Radikalität, die nicht so recht zur peinlich auf Zurückhaltung bedachten Konzernsicht passen mag.

Dies, obwohl der Thinktank bei der UBS die Unterstützung von ganz oben geniesst. Von Stefan Arn, IT-Chef UBS Wealth Management, ins Leben gerufen und der IT-Sparte der Grossbank zugeordnet, hat UBS Y die klare Direktive, in der Vermögensverwaltung Jahrzehnte nach vorn zu denken.

So gewöhnlich wie Strom aus der Steckdose

Dabei ist das Fünfer-Team um Iofcea – alles Nichtbanker übrigens – beim Kunden im Jahr 2040 angelangt. So wie UBS Y ihn sieht, hat jener die Digitalisierung schon längst bewältigt. Deren Errungenschaften sind Alltag, «so gewöhnlich wie Strom aus der Steckdose», doziert der Thinktank-Leiter.

Dazu gehört nicht nur, ständig online, sondern tatsächlich Teil des Internets zu sein, erklärt Iofcea weiter. Dies dank direkter Verdrahtung und einem zweiten, virtuellen Ich. Dieses entwickelt eigene Aktivitäten entlang den Präferenzen der physischen Person: Es kauft ein, lenkt und investiert das Vermögen.

2 Sekunden, um zu überzeugen

Ebenfalls verfügt der Kunde der Zukunft bereits über einen «evolutionären Filter», der es ihm erlaubt, aus dem auf ihn niederprasselnden Datengewitter relevante Informationen herauszufiltern.

Die Folge: Was nicht in 2 Sekunden zu erfassen ist, fällt durch. Ebenso alles, was nicht einen unmittelbaren und sofort verfügbaren Mehrwert bietet. Mehr als Dinge und Geldwert zählen dabei Erlebnisse, weiss Iofcea. Der digitalisierte Mensch gibt wieder viel auf physische Sinne und Beziehungen zu Mitmenschen.

Dabei unterliegt alles und jedes einem Ranking, auch das virtuelle Ich. Wer dort punktet, schafft Vertrauen – und bringt seine Informationen am ehesten durch den «Filter».

Roboter auf der Daten-Autobahn

Für die Banker von 2040 bedeutet das gemäss der UBS-Y-Vision: Sie haben ihre Dienste sofort und fehlerlos sowie unter ständigem Bewertungsdruck anzubieten. Dabei spielt die Vernetzung in den diversen digitalen Ökosystemen ebenso eine Rolle wie die persönliche und gleichberechtigte Beziehung zum Kunden. 

Und: Vertrauen ist auch in einem Vierteljahrhundert noch die härteste Währung im Banking.

Das heisst, wenn es die Banker dann überhaupt noch gibt. Wie finews.ch bereits berichtete, denkt UBS Y über Banking ohne Mitarbeiter nach – ein mögliches Szenario, wie es auch am Dienstag in Bern hiess.

Die völlig automatisierte «Roboter-Bank» könnte etwa als Teil der Daten-Autobahnen funktionieren, auf der sich die Kunden im Jahr 2040 bevorzugt bewegen.

Bullshit-Jobs drohen

Allerdings wären die Banker dann nicht die einzigen, die dannzumal ohne Arbeit dastünden. Dass die Digitalisierung über alle Branchen Stellen kosten wird und Arbeitsprofilen den Sinn nimmt – die werden zu so genannten «Bullshit Jobs» –, das ist offenbar auch für UBS Y eine naheliegende Vision.

Grund genug also für die UBS-Chefs, ihre Gedankenschmiede genau im Auge behalten. Denn wo es niemanden mehr zu führen gibt, dürften sich auch prestigeträchtige Titel und hohe Boni definitiv überlebt haben.

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