Der neu entflammte Streit um mutmassliche Schwarzgeldkonten bei der Credit Suisse gewinnt eine neue Dimension. So hat sich eine amerikanische Behörde eingemischt.

Wenn vom Internal Revenue Service, kurz IRS, die Rede ist, dann läuft vielen Schweizer Bankern ein Schauer über den Rücken. Zusammen mit dem amerikanischen Justizdepartement (Department of Justice, DoJ) zwang die US-Steuerbehörde das Swiss Banking im Steuerstreit in die Knie.

Nun mischt der IRS erneut im Steuerstreit mit: Wie aus einer Mitteilung des DoJ von Anfang April hervorgeht, greifen die amerikanischen Steuerfahnder ihren Kollegen in den Niederlanden unter die Arme. Dazu hat der IRS die Kreditkartenfirma American Express angewiesen, den Holländern Daten über niederländische Bürger im Ausland zukommen zu lassen.

Wie der Mitteilung zu entnehmen ist, hat ein Gericht im US-Bundesstaat Texas ein entsprechendes «John Doe Summons»-Suchverfahren Ende letzten März bewilligt. Das sind schlechte Neuigkeiten für die Credit Suisse (CS).

CS setzt sich zur Wehr

Wie auch finews.ch berichtete, gehen holländische Steuerfahnder und diverse europäische Behörden seit Anfang April gezielt gegen die Schweizer Grossbank vor. In den Büros des Instituts in Amsterdam und Paris kam es sogar zu Razzien. Inzwischen hat auch Deutschland Untersuchungen eingeleitet.

Insgesamt ist von rund 55'000 verdächtigen CS-Konten die Rede. Beweise legten die Ermittler bisher aber keine vor. Mit von der Partie sind auch australische Behörden. Demgegenüber betont die CS, seit 2011 nur noch deklarierte Gelder in Europa zu verwalten. Tatsächlich bleibt vieles in der Affäre mysteriös – unbekannt ist etwa, woher die Daten der Niederländer stammen.

Die Einmischung der US-Behörden lässt den neu aufgeflammten Steuerstreit für die Schweizer Grossbank definitiv zum globalen Problem werden und belegt den überraschend langen Arm der holländischen Steuerfahnder. Die USA und die Niederlande arbeiten im Rahmen eines Steuerabkommens zusammen.

Eine Antwort der CS auf eine Anfrage von finews.ch zum Vorgehen der Amerikaner steht noch aus.

Die Krux mit dem Professor

Klar ist, dass das Einschreiten der US-Behörden Zündstoff für die zweitgrösste Schweizer Bank birgt. Denn der IRS und das DoJ ermitteln derzeit auch im Fall des früheren CS-Kunden Dan Horsky, einem israelisch-amerikanischer Doppelbürger, der als Wirtschaftsprofessor zeitweilig an der Universität Bern unterrichtete.

Horsky hatte mehr als 200 Millionen Dollar unversteuert bei der Schweizer Grossbank gehortet und wurde kürzlich zu einer Gefängnisstrafe von sieben Monaten und einer Busse von 124 Millionen Dollar verurteilt.

Horsky hat während der laufenden Untersuchung gegen ihn mit den Untersuchungsbehörden kooperiert und Informationen über seine Beziehungen zu Banken und Kundenberatern geliefert. Der Professor hatte in der Vergangenheit Telefongespräche mit CS-Beratern aufgenommen. Ermittler wollen laut dem Bericht nun basierend auf diesen Informationen herausfinden, ob weitere amerikanisch-israelische Doppelbürger Geld vor dem US-Fiskus versteckt haben – und ob die CS Kenntnis davon hatte.

Eine Wiederholungstäterin?

Gegenüber den amerikanischen Behörden hatte sich das Institut im Mai 2014 der Steuervergehen schuldig bekannt und 2,6 Milliarden Dollar gezahlt. Gleichzeitig musste die Bank künftiges «Wohlverhalten» versprechen. Wird der Schweizer Grossbank nun erneut ein Fehlverhalten bewiesen, hätte dies wohl gravierende Konsequenzen.

Sollten sich in der Affäre um Geheimkonten in Europa ebenfalls Beweise gegen die CS finden, wäre dies dem Stand der Bank bei den mächtigen amerikanischen Behörden sicherlich wenig dienlich.

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