Die Credit Suisse hat ihre Aktionäre in den vergangenen Wochen massiv verärgert. Vor der Generalversammlung reagiert CS-Präsident Urs Rohner und präsentiert einen Strauss an Konzessionen.

Der Credit Suisse (CS) und allen voran ihrem Verwaltungsratspräsidenten Urs Rohner droht an der Generalversammlung von kommendem Freitag eine Abfuhr seitens der Aktionäre. Nicht nur das Lohnpaket für CEO Tidjane Thiam und sein Managementteam haben Gegenstimmen geweckt. Auch die Praxis der CS, neue Aktien herauszugeben, um damit die Dividende zu bezahlen, dürfte auf Widerstand stossen.

Nun hat die CS – zwei Tage vor dem grossen Showdown im Zürcher Hallenstadion – nicht nur ein unerwartet positives Quartalsresultat präsentiert, sondern auch eine Reihe von Massnahmen präsentiert und Entscheidungen gefällt, die durchwegs als aktionärsfreundlich zu taxieren sind.

Lauter Konzessionen

Die Mitteilung zum Quartalsresultat sowie zur geplanten Kapitalerhöhung lassen den Schluss zu, dass die CS jetzt vor allem eines tut: Sie macht Konzessionen an die Aktionäre. Ob der Verwaltungsrat die Entscheidungen gefällt hat, um die Haut ihres Präsidenten Rohners zu retten, sei dahin gestellt. Jedenfalls scheint die CS nun plötzlich aktionärsfreundlich zu sein.

Hier sind sechs Belege dafür:

1. Der Papiertiger «Börsengang Schweizer Bank» ist abgeblasen

Den Teil-IPO der Schweizer Einheit der CS (SUB) hatten Management und Verwaltungsrat zwar über ein Jahr lang als äusserst clevere und für Aktionäre attraktive Idee verkauft. In Tat und Wahrheit war das Ganze ein Papiertiger.

Das Modell einer Abspaltung mit bleibender Mehrheitsbeteiligung des CS-Konzerns hätte die Komplexität innerhalb des Gesamtunternehmens massiv erhöht und gleichzeitig viele Kosten intransparent gemacht. Offensichtlich haben Aktionäre und Investoren den Vorschlag nicht goutiert. Darum schwenkte die CS auf eine Kapitalerhöhung um.

2. Die Kapitalerhöhung wird für CS-Aktionäre zur Rabatt-Aktion

Es ist unschön, wenn die CS ihre Aktionäre innerhalb von gut 18 Monaten zweimal um Geld anbettelt. Doch eine weitere Kapitalaufnahme ist für die schmalbrüstige CS eine «conditio sine qua non»: Sie würde die regulatorischen Bedingungen bis 2019 sonst nicht erfüllen können.

Die neuerliche Aufnahme von 4 Milliarden Franken hat die CS so geplant, dass die Transaktion den Aktionären gefallen muss. Pro Aktie erhalten sie ein Bezugsrechte, elf davon berechtigen zum Kauf von zwei neuen Aktien. Der Preis dieser Aktien liegt mit 10.80 Franken deutlich tiefer als der aktuelle CS-Kurs und ist auch tiefer als der Durchschnittskurs der letzten sechs Monate.

Mit dieser Massnahme wird die CS inbesondere ihre Grossaktionäre bei Laune halten. Diese könnten sonst Müdigkeitserscheinungen zeigen, erneut gutes Geld schlechtem hinterher zu werfen.

3. Die Aktionäre wollten Cash sehen – und sie erhalten es

Die CS hat zuletzt mehrmals eine Wahldividende ausgeschüttet: Aktionäre konnten wählen zwischen neuen Aktien oder einer Ausschüttung in bar. Die CS wollte damit ihre Kapitalreserven schonen.

Die neuen Aktien hatten zwar jeweils einen höheren Wert als die Bar-Dividende, doch sorgten sie auch für eine Gewinnverwässerung und zu einer Senkung des Buchwertes pro Aktie. Das will die CS nun ändern und für das Geschäftsjahr 2017 nur noch eine Bardividende ausschütten.

4. Mehr vom Gewinn für die Aktionäre

Gleichzeitig hat CS-Präsident Rohner angekündigt, die Ausschüttungsquote zu erhöhen, sollte sich die Profitabilität der Bank weiter verbessern. Auch dies ist eine Massnahme, die bei den Aktionären Anklang finden wird. Sie sollen vom besseren Geschäftsgang profitieren, so die Botschaft des CS-Präsidenten.

Im Gegensatz dazu war das Geschäftsjahr 2016 das Abbild einer gegenteiligen Praxis: Aktionäre hatten den Verlust zu tragen, während sich CEO Thiam, Präsident Rohner, das Management und einige auserkorene «Risk Taker» höhere Löhne und Boni zuschanzten.

Die bereits zugesagten Konzessionen eines Teilverzichts «light» – nur bei den kurzfristigen Boni – konnte die Aktionäre nicht ruhig stellen. Die angekündigte höhere Ausschüttungsquote hat bessere Chancen.

5. Die «Müllhalde» wird rascher entsorgt

Die sogenannte «Strategic Resolution Unit» ist ein Relikt aus den Zeiten von Thiams Vorgänger Brady Dougan. Er reagierte mit der Bildung dieser «bad bank» spät – und auf Druck von Regulatoren und Aktionären –, um Positionen in der Bilanz abzubauen, die viel Kapital banden und vergleichsweise hohe Risiken darstellten.

Die Entsorgung dieser «Müllhalde» von Derivaten und illiquiden Kreditpapieren hat der CS bislang mehrere Milliarden Franken Verlust verursacht – im ersten Quartal 2017 waren es erneut 500 Millionen Franken.

Auch diese Verluste tragen die Aktionäre, was Rohner nun zur Ankündigung bewogen hat, rascher auf die Auflösung der SRU hinzuarbeiten. Ende 2018 soll es soweit sein, so dass die Bank ihre Kapitalziele im Jahr 2019 erreichen kann. Bis die CS ihre Schrottpapiere gänzlich losgeworden ist, wird es wohl noch etwas länger dauern.

6. Ein interne Mauern zum Schutz vor weiteren Skandalen

Die CS hat in den vergangenen Jahren gut 9 Milliarden Franken für Bussen und Vergleichszahlungen ausgegeben. Und noch immer ist die CS nicht «sauber», wie die kürzlich eingeleiteten, internationalen Untersuchungen wegen Steuerhinterziehung in Europa aufzeigen.

Angesichts dieser Risiken hat die CS bei vielen Anlegern enorm an Rückhalt verloren, wie die aktuelle Bewertung der Aktie unterhalb des CS-Buchwertes zeigt. Verbal hat die CS mehrmals versichert, sie sei in ihrem Kerngeschäft Private Banking nun voll «compliant».

Nun liefert die Bank ihren Aktionären dafür auch Zahlen: Innerhalb eines Jahres hat die Bank die Anzahl Mitarbeiter in der Compliance-Abteilung um ein Drittel auf 2'000 erhöht, im Vergleich zu 2015 also fast verdoppelt.

Die Ausgaben für Compliance und Kontrollfunktionen stiegen gar um knapp die Hälfte innerhalb eines Jahres. Mehr als zwei Drittel aller Ausgaben fallen im nun besonders gefährdeten Wealth Management an, wie die CS darlegte.

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