Bereits der zweite Expertenbericht innert Wochenfrist gibt der Grossbank schlechte Noten bei ihrer Kapitalisierung. Die Bank gerät langsam in Erklärungsnot.

Analysten der britischen Matrix Group hegen Zweifel an der Kapitaldecke Credit Suisse, die sie wegen Basel III und dem Swiss Finish erreichen muss. Bis 2014 will die Bank eine Eigenkapitaldecke von 19 Prozent aufgebaut haben. Davon darf maximal neun Prozent aus Contingent Convertible Bonds (Coco-Bonds) bestehen.

Genau für dieses Kapitalinstrument hat die Credit Suisse in den vergangenen Wochen ausgiebig die Werbetrommel gerührt. Einerseits hatte CEO Brady Dougan ins Auge gefasst, seinen Angestellten ihre Boni in Cocos auszuzahlen. Zudem bekräftigte er mehrmals, dass seine Bank der Etablierung eines Coco-Marktes positiv entgegen schaut.

VR-Präsident im Coco-Fieber

Auch CS-Präsident Hans-Ulrich Doerig redet nur in höchsten Tönen von Cocos. Er würde gar mit seinem eigenen Geld in die Bonds investieren, wenn es sie denn schon auf dem Markt gäbe, liess er verlauten.

Nicht ganz so positiv sehen die Analysten der Matrix Group die Coco-Situation. «Die Credit Suisse ist aus der Schuldenkrise 2009 als relative Gewinnerin herausgekommen, hat eindrücklich Marktanteile im Investment Banking gewonnen und von den Abflüssen der UBS profitiert.

Vorteile verflossen

Diese Vorteile sind unserer Meinung nach nun aber grösstenteils verflossen», sagen die beiden Analysten Andrew Lim und Kapilan Pillai gegenüber dem Londoner Branchenblatt «Financial News».

Die Matrix-Spezialisten gehen davon aus, dass der Cocos-Markt, entgegen der Prognosen der Credit Suisse, nur schleppend zustande kommt und die Bank bis 2014 lediglich eine Kernkapitalquote von 12,1 Prozent aufweisen wird und die angestrebte Marke von 19 Prozent klar verfehlt.

S&P kritisiert Credit Suisse

Ähnliche Kapitalprobleme hat letzte Woche bereits ein Bericht der Ratingagentur S&P bei der Credit Suisse festgestellt. Damals rettete sich die Credit Suisse in die Offensive. Sie warf S&P vor, die risikogewichteten Aktiva nicht richtig zu berechnen.

Konkret liess sie verlauten, sie gehöre zu den weltweit am besten kapitalisierten Banken mit einer Kernkapitalquote gemäss Basel II von 16,7 Prozent. Sie verfüge über ein kapitaleffizientes Geschäftsmodell, und verglichen mit anderen global tätigen Banken gehörten ihre risikogewichteten Aktiven zu den tiefsten.

So wehrt sich die Credit Suisse

Die Analyse von S&P gehe bei der Berechnung der risikogewichteten Aktiven und der Kapitalbasis von einem anderen Ansatz aus als er unter Basel III vorgesehen sei und berücksichtige nur teilweise die schrittweise Einführung der neuen Eigenkapitalvorschriften sowie weitere Übergangsbestimmungen, schrieb die CS weiter.

Die Massnahmen, welche die Credit Suisse vorgestellt habe, um Basel III umzusetzen, seien in dem Banken-Vergleich nicht einbezogen worden, den S&P publiziert habe, so dei Schweizer Grossbank weiter.

UBS bisher nicht in der Kritik

Die Schönrederei der eigenen Aktiva und des möglicherweise florierenden Coco-Marktes können offenbar aber nicht über das Kernproblem der Credit Suisse hinweg täuschen. Analysten schätzen die Bank offensichtlich als weniger gut kapitalisiert ein als ihre Konkurrentin die UBS, die bisher nicht in die Kritik geraten ist, und sich auch mit Coco-Ethusiasmus zurückhält.

Die Credit Suisse hängt stark von der Etablierung eines Coco-Marktes ab. Kommt dieser nicht zustande, gerät die Bank möglicherweise in ein Kapitalloch.

Auf Anfrage von finews.ch widersprach die Credit Suisse dieser Folgerung. Sollte der Coco-Markt tatsächlich nicht ins Laufen kommen, würden wohl auch die Aufsichtsbehörden nicht darauf beharren, sagte ein Bankensprecher.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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