Sie galt als die Architektin der letzten grossen Revolution in der Finanzwelt. Dann kam die Krise. Doch nun hat Blythe Masters ein neues Spielzeug mit enormer Sprengkraft entdeckt.

Sieben Jahre ist es her, da erreichte das Ansehen von Blythe Masters (Bild) seinen Tiefpunkt. Denn damals stand der weltgrösste Versicherer AIG unmittelbar vor der Pleite – und das alles wegen ein paar Finanzprodukten, zu deren Miterfinderin die smarte Finanz-Ingenieurin zählte.

Die Rede ist von den so genannten Credit Default Swaps (CDS), die Masters für die US-Grossbank J.P. Morgan entwickelte, und mit denen sich Kreditrisiken elegant an die Anleger weiterverkaufen liessen. Elegant, bis dieselben CDS zum Brandbeschleuniger der Finanzkrise mutierten.

Clevere Treiberin der nächsten Revolution

Nun ist Blythe Masters zurück – und schickt sich gerade an, einen neuen Ruhmesgipfel zu erklimmen. So hat die Nachrichtenagentur «Bloomberg» die Finanz-Magierin auf das Cover der Oktober-Ausgabe ihres viel beachteten Magazins gesetzt. Dies alles, weil sich Masters clever als Treiberin der nächsten potenziellen Revolution im Finanzsystem posititioniert: der Blockchain.

Die Technologie, die hinter Krypto-Währungen wie Bitcoin steht, ist derzeit in aller Munde. Von der Blockchain wird nämlich nichts weniger erwartet, als dass sie die bisherige Struktur der Finanzmärkte aus den Angeln hebt.

Fieberhafte Geschäftigkeit ausgelöst

Die Blockchain ermöglicht Transaktionen auf rein digitaler Basis. Im Zentrum steht nicht eine Währung, sondern die Information über den Transfer von Werten – die wiederum fortlaufend in einer Datenbasis gespeichert wird. Der Effizienzgewinn etwa gegenüber dem heutigen Zahlungsverkehr gilt als enorm.

Vor allem macht die Blockchain aber die Intermediäre zwischen den Handelnden überflüssig – und hat deshalb bei Börsen und Banken fieberhafte Geschäftigkeit ausgelöst. Nicht zuletzt die Schweizer Grossbank UBS fürchtet deswegen um ihre Zukunft, wie finews.ch kürzlich berichtete.

So brisant wie das Internet

Die Aufbruchstimmung rund um die möglicherweise disruptive Technologie weiss Mathers geschickt zu nutzen. Wie auch finews.ch schrieb, meldete sich die 46-jährige Masters im vergangenen März mit ihrer eigenen Fintech-Firma Digital Asset Holdings in New York zurück. Das Startup tüftelt an einer Software, die den Finanzdienstleistern die Blockchain als neue Basis für den Handel mit Anlagen nutzbar machen soll. Und wie «Bloomberg» berichtet, tritt Masters nun auch als Rednerin vor Hunderten von Wall-Street-Bankern auf.

Die Botschaft, die sie dabei vermittelt, ist griffig: Kein Finanzdienstleister kann es sich noch leisten, die Blockchain zu ignorieren. Denn die Technologie biete dasselbe Potenzial wie das Internet Anfang der 1990er-Jahre. Diese Erkenntnis ist zwar nicht neu. Doch wenn das einstige Wall-Street-Wunderkind spricht, hören die Banker gebannt zu.

UBS braucht die Ermahnung nicht

Banker wie Oliver Bussmann hingegen brauchen die Ermahnung gar nicht mehr: Der oberste Innovationsverantwortliche der UBS lässt bereits in einem Labor in London an der Blockchain forschen. «Ich kenne mehr als 100 Firmen, die daran arbeiten, jene Version der Blockchain zu entwerfen, die dereinst alle nutzen werden», sagte er gegenüber «Bloomberg». Und: «Das Rennen hat begonnen.»

Die CDS-Mutter Masters hat sich dabei in die Pole-Position gebracht.

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