Die als Ikone der Blockchain-Technologie gefeierte Ex-Bankerin will in Europa Fuss fassen. Dazu akquiriert sie jetzt ein Zürcher Startup.

Blythe Masters reitet auf einer Erfolgswelle sondergleichen. Die Ex-Investmentbankerin, die einst als Miterfinderin von Kreditabsicherungs-Derivaten (CDS) Berühmtheit erlangte, steht derzeit als «Blockchain-Diva» im Rampenlicht.

Mit dem von ihr als CEO geführten Startup Digital Asset widmet sie sich ganz der als bahnbrechend geltenden Technologie – und kann auf eine schnell wachsende Gefolgschaft zählen. So holte sie bereits die Australische Börse ASX als Aufraggeberin und Investorin ins Boot; ebenfalls gewann die smarte Amerikanerin die Beratunsgfirmen Accenture, PwC und den IT-Spezialisten Broadridge als Partner.

Derweil stehen die Banken Schlange, um Masters' Unternehmen zu sponsern. So erhielt Digital Asset kürzlich eine Kapitalspritze über 60 Millionen Dollar von diversen Grossbanken wie Goldman Sachs, J.P. Morgan, Citigroup oder BNP Paribas.

Verträge in die Blockchain übersetzen

Mit dieser geballten Macht im Rücken tritt Masters nun selber als Investorin auf – und kauft dazu ausgerechnet in Zürich zu. Sie übernimmt die im Zürcher Technopark angesiedelte Fintech-Jungfirma Elevence Digital Finance, wie ihr Unternehmen Digital Asset in der Nacht auf Donnerstag mitteilte.

Peikert 160Elevence – oder kurz 11ce – startete erst im letzten Juli. Gründer sind der jetzige Elevence-CEO Vincent Peikert (Bild links), ein an der ETH ausgegebildeter Physiker und Computer-Wissenschafter, der auch für die Grossbank Credit Suisse arbeitete, sowie Kay Hoffmann (Bild links unten). Dieser ist Steuerexperte und Partner der Zürcher Kanzlei Gloor Ruggli Partner und war früher unter anderem für den Marcuard Trust, die UBS und die Beratungsfirma EY tätig.

Hoffmann 160Die von den beiden gegründete Elevence konnte mit der international tätigen Technologie-Beratungsfirma Bearing Point bereits einen potenten Investoren gewinnen und wird auf Foren als «das momentan spannendste Fintech» bejubelt.

Tatsächlich arbeitet das Zürcher Start-up, das derzeit acht Spezialisten beschäftigt, an zwei Technologien: Einerseits an einer Software, die es den Nutzern erlaubt, Änderungen an der Blockchain vorzunehmen, ohne dass dies von anderen Nutzern einsehbar wäre. Wohl noch mehr Potenzial bietet der von Elevence entwickelte Weg, alle möglichen Veträge – von Zahlungen bis hin zu komplizierten Derivaten – in die «Sprache» der Blockchain zu übersetzen. Blythe Masters eigene Firma fokussiert ebenfalls auf diese Errungenschaft.

Basis für den Sprung nach Europa

Laut dem Branchen-Magazin «Blockchain News» arbeiten Masters und die Zürcher Blockchain-Tüftler seit Monaten eng zusammen. Insbesondere sollen die Entwicklungen von Elevence die Software von Digital Asset ergänzen.

Die Teams in den USA und der Schweiz werden dazu verschmolzen; Peikert wird dem hiesigen Geschäft als Head of Digital Asset Switzerland und Produktchef für Europa vorstehen, während James Litsios, Technologie-Chef von Elevence, zum Schweizer Leiter für die Entwicklung avanciert.

Die Titel lassen bereits erahnen, dass die Blockchain-Diva von der Schweiz aus nach Europa schreiten will. Dies wäre ein nicht zu unterschätzender Beitrag, das Land auf die globale «Fintech-Karte» zu bringen.

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