Die Banken suchen neue Einnahmequellen, seit die Erträge im Private Banking abbröckeln. Dabei soll offensichtlich ein Bereich künftig eine zentrale Rolle spielen.

Wunderwaffe_500

Schon vor einigen Wochen brachte es Vontobel-CEO Zeno Staub auf den Punkt. In einem Interview mit der «Handelszeitung» erklärte er: «Soll ich Ihnen den nächsten Trend voraussagen? In anderthalb oder zwei Jahren werden alle sagen, wir machen jetzt Asset Management. Das prognostiziere ich Ihnen. Die Politiker und Regulatoren auf dem hiesigen Finanzplatz werden diese Sparte forcieren, weil sie attraktiv ist und nichts mit der Schwarzgeldthematik zu tun hat.»

Und angesichts der verschärften Regeln und Vorschriften werde der Trend dahin gehen, selber wieder mehr Finanzprodukte zu produzieren. Das werde der nächste Herdentrieb sein, sagte Staub.

Taskforce gegründet

Tatsächlich liegt Staub mit seiner Einschätzung gar nicht so falsch. Bereits seit geraumer Zeit evaluiert beispielsweise auch die Schweizer Grossbank Credit Suisse (CS), welche Geschäftssparten in den nächsten Jahren die Ertragserosion im europäischen Offshore-Banking kompensieren könnten. Dazu hat sie bereits zahlreiche Fachleute befragt und kommt ebenfalls zum Schluss, dass das Asset Management sozusagen die Wunderwaffe dafür ist.

Zu diesem Schluss kommt mittlerweile auch die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg), die einen «Desk for Strategic Development» eingerichtet hat, wie die «Sonntagszeitung» am vergangenen Wochenende meldete. Damit sollen neue Geschäftsfelder aufgespürt werden – eine zentrale Rolle soll dabei das Asset Management spielen, wie es weiter heisst.

Ein Begriff für vieles

Asset Management? Grundsätzlich ist der Begriff nicht klar definiert. Im Angelsächsischen heisst bereits ein gewöhnlicher Vermögensverwalter schnell einmal Asset Manager; und die Vermögensverwaltung (für Private) wird – besonders auch in den USA – schnell einmal als Asset Management bezeichnet.

In unseren Breitengraden ist Asset Management jedoch das Geschäft mit institutionellen Kunden, also mit Pensionskassen und anderen Vorsorgeeinrichtungen sowie mit Versicherungen. Neben der Verwaltung solcher Gelder gehört zum Asset Management auch die Entwicklung entsprechender Finanzprodukte.

Tiefe Margen

Dieses Geschäft hat Vor- und Nachteile: Günstig ist sicherlich, dass es sich dabei um grosse Beträge handelt, die langfristig angelegt werden und die Steuerproblematik im Gegensatz zu Privatkundengeldern keine Rolle spielt. Mit anderen Worten: Diese Vermögen sind durchwegs versteuert.

Nachteilig ist dagegen der Umstand, dass die Margen und Gebühren in diesem Geschäft sehr gering sind, weil die Kunden aus ihrer starken Verhandlungsposition heraus, einigen Druck ausüben können. Kommt noch hinzu, dass das Asset-Management-Geschäft anlagetechnisch eine beträchtliche Expertise erfordert, da sich diese Kunden nicht mit leeren Versprechen zufrieden geben.

Viele Einsteiger

Gerade dieser Performance-Druck ist etwas neues für viele Banken, die in der Vergangenheit mit dem Schwarzgeld der ausländischen Privatkunden mehr oder weniger tun und lassen konnten, was sie wollten – der Kunde musste froh sein, dass eine Bank sein unversteuertes Geld vor dem Fiskus des Heimatlandes verbarg. Doch diese Zeiten sind vorbei, und die institutionellen Anleger fordern so oder so eine ansprechende Rendite.

Tatsächlich liebäugeln seit gut 18 Monaten zahlreiche Akteure auf dem hiesigen Finanzplatz zunehmend mit dem Asset-Management-Geschäft. Die Ankündigung des Genfer Vermögensverwalters 1875 Finance ebenfalls in dieses Business einzusteigen, wie finews.ch vergangene Woche exklusiv meldete, ist der jüngste Schritt in dieser Entwicklung.

Unterstützung vom Fondsverband

Das Asset Management ist aber auch für ausländische Institute in der Schweiz durchaus attraktiv, zumal diese Häuser mit dem klassischen Offshore-Banking mit europäischen Privatkunden – ursprünglich ihr Kerngeschäft – kaum mehr viel verdienen. Daher bleibt ihnen die Wahl, entweder, sich aus der Schweiz zurückzuziehen – was mache bereits getan haben – oder in neue Bereich zu expandieren, sprich ins Asset Management.

Solche Bestrebungen sollen auf dem Schweizer Finanzplatz nun auch gezielt gefördert werden. Die Schweizerische Bankiervereinigung hat zusammen mit dem Schweizerischen Fondsverband (SFA) bereits einen Ausschuss gegründet, der dazu beitragen soll, dass das Asset Management künftig eine zentrale Rolle spielt.

Tiefe Zinsen begünstigen Timing

Nach Einschätzung diverser Experten könnte das Timing für ein verstärktes Engagement im Asset Management durchaus stimmen. Denn angesichts der anhaltenden Tiefzinsphase in der Welt dürfte es weiterhin höchst schwierig sein, annehmbare Renditen im Anlagegeschäft zu erzielen.

Kommt hinzu, dass die Schweiz nach wie vor einen exzellenten Ruf hat, was die Finanzinfrastruktur, etwa in Sachen Abwicklung, Custody und Informatik, anbelangt. Hinzu kommt, dass das Personal im internationalen Vergleich nach wie vor einen sehr hohen Grad an (Sozial-)Kompetenz und Vielsprachigkeit aufweist.

Reformagenda der Credit Suisse

«Dank ihres Status' als sicherer Hafen und auf Grund der hervorragenden und verlässlichen technischen Infrastruktur könnte die Schweiz vermehrt anstreben, in den Bereichen Datenspeicherung und -verarbeitung sowie Finanzmarktinfrastruktur zu einem Zentrum für die globale Finanzdienstleistungsbranche zu werden», schreibt die Credit Suisse in einer Reformagenda, die sie vergangene Woche veröffentlichte.

Bei entsprechenden Investitionen bestünden erhebliche Möglichkeiten in den Bereichen Fonds (hinsichtlich Buchung und Verwaltung von internationalen Anlageinstrumenten), Börse (inklusive bezüglich der künftigen zentralen Gegenparteien, CCP, für Derivate) und Zahlungsverkehrsinfrastruktur, heisst es da weiter, was den Ausbau von Asset-Management-Leistungen zusätzlich begünstigen würde.

Noch fehlen Support und Performance

Der Ausbau des Asset Management lässt sich indessen nur verwirklichen, wenn auch die Rahmenbedingungen stimmen und dieses Ansinnen von der Politik und den Behörden mitgetragen wird. Allerdings hält sich der Support von dieser Seite derzeit (noch) in engen Grenzen, wie auch finews.ch vergangene Woche berichtet hat.

Und noch etwas: Zu beweisen bleibt zudem, dass die Schweizer Asset Manager im internationalen Vergleich auch performancemässig die Nase vorn haben. Bisher hatten sie dies jedenfalls nicht.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.61%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.43%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.29%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.19%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.47%
pixel