Die Auseinandersetzungen zwischen Josef Ackermann und CFO Pierre Wauthier waren womöglich härter als bislang bekannt. Dies deuten Recherchen des «Wall Street Journal» an.

Vieles wurde zwar schon geschrieben über die Tragödie hinter dem Tod des Zurich-Finanzchefs Pierre Wauthier und dem Rücktritt von Josef Ackermann. Aber manches blieb unklar oder schwer verständlich.

Das «Wall Street Journal» legt nun nach mit einem grossen Hintergrund-Bericht (an dem insgesamt fünf Reporter arbeiteten) – und es weckt dabei den Eindruck, dass der Konflikt zwischen Josef Ackermann und Pierre Wauthier am Ende doch heftiger war als bislang dargestellt.

Andererseits, so ein weiterer Eindruck, durfte sich Ackermann bis zum Schluss der Sympathie und des Rückhalts im Zurich-Verwaltungsrat gewiss sein.

Hitzig ja, aber problematisch?

Die Rechercheergebnisse des «Wall Street Journal» (Paywall) bestätigen, dass die Differenz zwischen Ackermann und Wauthier sich primär darum drehte, wie gewisse enttäuschende Entwicklungen bei der Strategieumsetzung kommuniziert werden sollten. Ackermann drängte darauf, die Unzufriedenheit offen einzugestehen; Wauthier hingegen wollte eher betonen, dass man sich in die richtige Richtung bewege.

Die Auseinandersetzungen seien hitzig gewesen, hätten aber auf anwesende Zurich-Vertreter nicht den Eindruck gemacht, sie könnten problematisch sein.

In seinem Abschiedsbrief jedoch warf Pierre Wauthier dem Zurich-Präsidenten offenbar vor, «ein untragbares Dampfkochtopf-Arbeitsumfeld geschaffen zu haben». Auch habe Ackermann Kollegen respektlos behandelt. Das Team des «Wall Street Journal» beruft sich dabei auf Personen, welche den Brief einsehen konnten.

Kritik an mehreren Stellen

Gleich an mehreren Stellen soll Wauthier in seinem Abschiedsbrief Ackermann für den harten Führungsstil und für den Druck, der auf dem Finanzdepartement lastete, kritisiert haben. Genau diese Frage steht nun im Zentrum der Untersuchung, welche der interimistische Zurich-Präsident Tom de Swaan am Freitag ankündigte: Wurden die Angestellten der Finanzabteilung durch Höherrangige unter übermässigen Druck gesetzt?

Dass Ackermann an den Meetings des Versicherers eine neue, schärfere Fragekultur einführte, wird von Zurich-Leuten bestätigt. Doch sein Auftreten sei allgemein als hart, aber professionell empfunden worden.

Man war schockiert

Die persönliche Spitze gegen Ackermann habe an der letzten Verwaltungsratssitzung am Mittwoch, 28. August, mehrere Mitglieder schockiert; und man kaum überein, Geschlossenheit zu signalisieren. 

Dennoch: Ackermann erachtete seine Position nach den Anwürfen des verstorbenen Finanzchefs als unhaltbar – eine Differenz an der Zurich-Spitze kam lediglich noch bei der Frage auf, ob eine Anspielung auf Wauthiers Vorwürfe im Rücktritts-Communiqué zu machen sei. Ackermann beharrte darauf, und nachdem bis Donnerstag früh darüber debattiert worden war, veröffentlichte der Konzern jenen vielsagenden und trotzdem eindeutigen Satz des scheidenden Chefs: «Ich habe Grund zur Annahme, dass die Familie meint, ich solle meinen Teil der Verantwortung hierfür tragen, ungeachtet dessen, wie unbegründet dies objektiv betrachtet auch sein mag.»

 

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.64%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.49%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.32%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.27%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.28%
pixel