Der Sparkurs des Versicherers Zurich führt in der Schweiz zu einem erneuten Stellenabbau. Betroffen sind Hunderte von Mitarbeitern in den Bereichen Finanzen und Controlling, wie Recherchen von finews.ch ergaben.

Die Entwarnung, die Zurich-Chef Mario Greco anlässlich der Präsentation der jüngsten Halbjahreszahlen gab, war keine. Die Zurich habe das Ziel aufgegeben, weltweit 8'000 Stellen zu streichen, sagte der Konzernchef damals.

Das heisst aber nicht, dass der Versicherer seither von seinem Sparkurs abgewichen ist und keine Jobs mehr streicht. Erfahren mussten das Ende vergangener Woche die Zurich-Beschäftigten in den Bereichen Finanzen und Controlling am Hauptsitz.

Erst ein Drittel geschafft

Ihnen wurde eine Neuorganisation angekündigt, die auch die Streichung von Stellen beinhaltet, wie Recherchen von finews.ch ergeben haben. Der Abbau soll bis zu 200 Arbeitsplätze betreffen. Das Konsultationsverfahren ist bereits eingeleitet worden. Ein Zurich-Sprecher bestätigte dies auf Anfrage, ohne Angaben über den Umfang des Stellenabbaus zu machen. Es sei noch zu früh, Zahlen zu nennen.

Wirklich überraschend ist der erneute Abbau allerdings nicht. Denn Zurich-CEO Greco hat das Ziel, bis ins Jahr 2019 rund 1,5 Milliarden Dollar einzusparen. Davon ist bislang rund ein Drittel geschafft, nämlich 550 Millionen Dollar.

Einfacher, schlanker, profitabler

Sparmassnahmen in diesem Ausmass machen es unumgänglich, die Schere auch beim Personal anzusetzen. Zudem gilt nach wie vor das oberste Ziel Grecos.

Der Zurich-Konzern, der unter seinem Vorgänger Martin Senn komplexer und schwerfälliger geworden war, und in dem eine grosse Zahl an Managern viele kleine Hoheitsgebiete regierten, soll effizienter arbeiten.

Mehr Verantwortung in den Geschäftseinheiten

In einem ersten Schritt hatte der Italiener mittlere Managementstufen gestrichen und auf Länderebene die Zusammenlegung von Leben- und Schadenversicherungsgeschäft beschlossen. So wollte er die Strukturen im Konzern vereinfachen.

Der nun angekündigte Stellenabbau zielt in dieselbe Richtung. Es geht in erster Linie darum, Einheiten zu verschlanken und Abläufe zu beschleunigen. Greco will, dass die einzelnen Geschäfts- und Ländereinheiten mehr Verantwortung übernehmen und die Prozesse näher beim Kunden liegen.

Insofern dürften auch einige der nun betroffenen Zurich-Mitarbeitenden wieder zurück in ihre Herkunftsländer geschickt werden.

450 Mitarbeiter im Bereich Finanzen

Die Zurich beschäftigt in der Schweizer Konzernzentrale rund 1'200 Angestellte, global sind es 1'800 Mitarbeiter, die in Konzernfunktionen arbeiten. Rund 450 davon sind im Bereich Finanzen tätig. Das Unternehmen macht dazu aber keine genauen Angaben.

Überraschend ist der Abbau in den Finanzen auch deshalb nicht, weil die Zurich im Prinzip bereits Anfang 2016 ein grösseres Abbauvorhaben angekündigt hatte. Spezifische Zahlen und Bereiche waren nicht genannt worden – und an dieser Praxis hat Greco, der seinen Job im Mai 2016 begann, nichts geändert.

Salamitaktik beim Stellenabbau

Vielmehr kommt der mit Jobabbau verbundene Sparkus einer Salamitaktik ähnlich. Bereits im August 2016 hatte «Super Mario» Greco für unerwartet gute Halbjahreszahlen viel Lob erhalten, nur um direkt im Anschluss daran die Angestellten in den Konzernfunktionen über geplante Kündigungen zu orientieren.

Wieviele Stellen damals effektiv gestrichen wurden, sagt die Zurich nicht. Gemäss Informationen von finews.ch waren es rund 200.

Im vergangenen Januar kündigte die Zurich dann den Abbau von 123 Stellen im Schweiz-Geschäft an. In Grossbritannien fielen der Sparaxt 240 Mitarbeiter zum Opfer.

Schritt für Schritt

Greco bleibt bei seiner Methode: Er geht Schritt für Schritt alle Kostenebenen durch und legt die zu erreichenden Ziele fest. Teilweise betreffen die dann beschlossenen Schritte das Personal auch nicht, wie die Vereinheitlichung des Bezugs von externen Dienstleistungen.

Dass vom Zurich-CEO weitere Massnahmen zu erwarten sind, daran liess er anlässlich der Präsentation der Halbjahreszahlen von vergangener Woche keine Zweifel. Das Ziel einer Kostensenkung von 1,5 Milliarden Dollar steht – und daran wird er gemessen.

Es wird nicht gemütlicher

Seine Absicht hat Greco auch klar gemacht: Eine schlankere Zurich werde mehr verdienen und könne mit der Zeit höhere Dividenden zahlen. Etwa ein Drittel dieses Weges hat «Super Mario» zurückgelegt. Es wird in den kommenden zwei Jahren bei der Zurich nicht gemütlicher werden.

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