Aktien mit einer Dividendenausschüttung sind attraktiver als Unternehmensanleihen. Vor allem in Emerging Markets erscheint das Bewertungsniveau derzeit äusserst niedrig.

Nun eröffnen sich für Aktien aus Schwellenländern (Emerging Markets, EM) erhebliche Wertsteigerungs-Potenziale, da sich das Wirtschaftswachstum in China weniger stark verlangsamt, es zu einer Stabilisierung der Rohstoffpreise kommt und bei einigen Unternehmen die Aussicht auf eine Restrukturierung der Bilanzen besteht.

Für ertrags- und renditeorientierte Anleger bieten EM-Aktien in diesem Umfeld im Vergleich zu EM-Unternehmensanleihen möglicherweise ein attraktiveres Renditepotenzial.

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Zunahme der Rating-Herabstufungen

Während an der Oberfläche die Spannungen in den Emerging Markets abnehmen, brodeln darunter Sorgen über die Situation an den Kreditmärkten. Während Anleihenrenditen von Qualitätsemittenten nahezu keine Bewegung zeigen, beobachten wir einen deutlichen Anstieg an Rating-Herabstufungen bei EM-Unternehmen.

Wie aus obiger Grafik 1 ersichtlich wird, ist das Verhältnis von Downgrades zu Upgrades, mit insgesamt 7 Herabstufungen und 13 Hochstufungen im 2. Quartal 2016, bereits auf dem Niveau vom 1. Quartal 2009. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, so läge die Zahl der Downgrades bis zum Ende des 2. Quartals bei über 300 (292 im 1. Quartal).

Offenkundige Risiken

Selbst ohne globale Finanzkrise wie 2008, bestehen für Unternehmen in den Emerging Markets, die Fremdkapital in Dollar aufnahmen, offenkundige Risiken, angesichts der zunehmend restriktiveren Geldpolitik in den USA.

Trotz dieser Probleme profitieren EM-Unternehmensanleihen weiterhin vom günstigen Einfluss auf die Fremdkapitalkosten. Für liquide Unternehmensanleihen in Dollar aus den Emerging Markets ergaben sich Renditen von etwa 5 Prozent, die in diesem Jahr damit durchschnittlich um rund 400 Basispunkte über den Renditen von US-Staatsanleihen lagen.

Nicht vollständig eingepreist

Selbst nach der Finanzkrise war diese Spanne nicht wesentlich grösser. Angesichts der stark steigenden Zahl an Rating-Herabstufungen könnte man daher zu dem Schluss gelangen, dass das Kreditrisiko im Gegensatz zum Aktienrisiko nicht vollständig eingepreist ist.

Viele Energie und Bergbau Unternehmen offerieren nun Dividenden, die Anlegern im Vergleich zu den Rücknahme-Renditen ihrer vorrangigen, unbesicherten Investment-Grade-Eurobonds, eine Rendite-Prämie bieten. Beispiele hierfür sind:

  • Energie: Die im Jahr 2018 auslaufende Franken-Anleihe von Gazprom wurde mit einem Kupon von 3,375  Prozent emittiert und erzielt derzeit eine Rendite von 2,8 Prozent. Gleichzeitig geht man in der Konsensschätzung davon aus, dass die Gazprom-Aktie in den kommenden zwölf Monaten eine Dividendenrendite von 4,1 Prozent bietet.
  • Grundstoffe: Die bis 2022 laufende Anleihe von Norilsk Nickel wurde mit einem Kupon von 6,625  Prozent zum Emissionszeitpunkt begeben und bietet derzeit eine Ablaufrendite von 5,3 Prozent. Für die Aktie des Unternehmens rechnet man in den kommenden zwölf Monate mit einer Dividendenrendite von 8,1 Prozent – eine der höchsten Renditen unter den russischen Large-Cap-Werten.

Erklären lassen sich die über verschiedene Anlageklassen hinweg unverhältnismässig niedrigen Bewertungen von EM-Aktien möglicherweise mit den Erwartungen der Anleger, wonach der Aktienmarkt dem Anleihemarkt aus der Patsche helfen soll.

Der Schuldenabbau über Abschreibungen, Zins- und Kapitalschnitte sowie Umschuldungen führt für die Aktionäre häufig zu Belastungen. Historisch finden sich bei überschuldeten Unternehmen wiederholt Belege für genau diese Vorgänge.