Jungspund Emmanuel Macron hat gute Aussichten für das französische Präsidentenamt. Die Investoren reagieren erleichtert – der ehemalige Investmentbanker ist einer der ihren.

Er ist erst 39 Jahre alt und damit rund zehn Jahre jünger als seine Herausforderin Marine Le Pen des rechtspopulistischen Front National. Trotz seiner geringen politischen Erfahrung entschied Emmanuel Macron am Wochenende den ersten Wahlgang der französischen Präsidentschaftswahlen für sich.

Am 7. Mai kommt es nun zum Showdown zwischen dem Jungspund Macron und Gegnerin Le Pen. Derzeit stehen die Zeichen gut, dass Macron den amtierenden Präsidenten François Hollande als 25. Präsidenten der Republik beerben wird. Dies nicht zuletzt, seit sich der unterlegene Kandidat François Fillon hinter Macron gestellt hat.

Finanzmärkte schnaufen auf

Zwar ist das Rennen noch nicht entschieden. Aber die Finanzmärkte zeigten sich in einer ersten Reaktion dennoch erleichtert über das gute Abschneiden Macrons. Die Aktienkurse steigen, insbesondere jene der Banken.

Die Papiere der Credit Suisse klettern am Montag um gut vier und jene der UBS gar um über fünf Prozent. Investoren fürchten Le Pen – wegen ihrer europakritischen Politik und ihrem Bestreben, Frankreich aus der EU zu führen.

Ein Parteiloser

Doch wer ist dieser aufsteigende Stern am französischen Politik-Himmel? Er positioniert sich weder rechts noch links. Nur kurze Zeit war er Mitglied der Sozialistischen Partei von Präsident Hollande.

Seit 2009 agiert er als Parteiloser. Letztes Jahr gründete er «En Marche!». Dies sei eine Bewegung und keine Partei, wie Macron betont. Er will sich damit von den etablierten, teils verhassten Parteien in Frankreich abgrenzen.

Macron gibt sich als leidenschaftlicher Europäer: «Ich trage Europa im Herzen», lautet sein zentraler Wahlkampfspruch und positioniert sich damit klar gegen Le Pen.

Ein Gedichteschreiber

Der im nordfranzösischen Amiens geborene Präsidentschaftskandidat besuchte die besten Schulen Frankreichs. Er studierte Philosophie an der Universität Nanterre, Politikwissenschaften am renommierten Institut d’études politiques de Paris und wechselte anschliessend zur Ecole nationale d’administration (ENA) – einer Eliteschule, die talentierte Kandidaten für den Dienst am Staate Frankreichs vorbereitet.

Mit seinem Talent, insbesondere seinen literarischen Fähigkeiten, zog er denn auch Brigitte Trogneux in seinen Bann. Während Macrons Gymnasialzeit war sie seine Französischlehrerin.

Eigenen Aussagen zufolge war die heute 63-Jährige von Macrons Gedichten fasziniert und verliess schliesslich ihren Mann für ihn. Seit 2007 sind Macron und die 24 Jahre ältere Trogneux verheiratet.

Grosse Amibitionen, wenig Expertise

Nach dem Studium machte der Sohn eines Ärztepaares in der Wirtschaft Karriere, und zwar als Investmentbanker beim Traditionshaus Rothschild & Cie, zu dem er 2008 stiess.

Berufskollegen zufolge fehlte es dem Banker Macron beim Start an Basiswissen. So wusste er etwa nicht, wofür die Kennzahl Ebitda steht. Und er machte auch keinen Hehl daraus, wie ehemalige Branchenkollegen der «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) kürzlich berichteten.

Seine Ambitionen seien immer grösser gewesen als seine Erfahrung, erzählte ein anderer Banker dem britischen Blatt.

Der Bescheidene

Seine Anfangs mangelnde Expertise machte Marcon mit seinen guten Kontakten in die Wirtschaft und Politik wett, welche ihm namhafte Beratungsmandate einbrachten.

So überraschte er beispielsweise seine Berufskollegen, als er sich eine Rolle in der Übernahme der Babynahrungs-Sparte von Pfizer durch Nestlé sicherte. Vor seiner Zeit bei Rothschild hatte Macron bereits Kontakte zum Verwaltungsratspräsidenten von Nestlé, Peter Brabeck-Letmathe, geknüpft.

Seine Verbindungen zur Finanzindustrie brachte ihm zuweilen auch Kritik ein. Er sei abgehoben, so der Vorwurf. Macron konterte: «Ich gebe nicht 1'000 Euro am Tag aus und hänge nicht am Geld».

Ein Präsident ohne Basis

Bleibt abzuwarten, ob er am 7. Mai das Rennen machen wird – Überraschungen sind nach dem Brexit oder den US-Wahlen nicht ausgeschlossen. Klar ist: Siegt Macron, muss der Sozialliberale sowohl nach Rechts als auch nach Links schauen. Denn seine Bewegung «En Marche!» geniesst noch keine politische Basis im Parlament.

Das von ihm angekündigte und dringend benötigte Reformprogramm für Frankreich kann er nur umsetzen, wenn er auch im Parlament eine breite Mehrheit erreicht.

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