Costa Navarino: Griechenlands stille Luxusrevolution
Vier Jahrzehnte lang machte der Autor dieses Textes einen Bogen um Griechenland. Nicht einmal unbedingt aus Absicht, sondern weil sich kein scharfes Bild einstellen wollte. Wie sollte man das Land fassen? Als Wiege der westlichen Philosophie oder als Kulisse ausgelassener Sommerferien? Als Reich von Aristoteles und Homer oder doch eher als Sammelsurium von Partyinseln, Schuldenkrise und finanzieller Repression?
Auch Hollywood half nicht: Spartaner mit gezücktem Schwert in Zeitlupe hier, glänzende Krieger dort. Dazu die endlose Postkartenflut: Freunde in Santorini vor blauweissen Kuppeln, andere im Nachtlärm von Mykonos. Griechenland wirkte irgendwie überbelichtet: zu viele Mythen, zu viele widersprüchliche Geschichten, von denen alle gleichzeitig nach vorne drängen.
Kühnstes Tourismusprojekt der Gegenwart
In diesem Flimmern fehlte der Zugang – bis Costa Navarino ins Blickfeld rückte. Das kühnste Tourismusprojekt im modernen Griechenland, an einer früher fast unberührten Küste des Peloponnes erdacht. Es versprach ein anderes Ich des Landes: eines, das nicht schreien, kämpfen oder tanzen muss, um gesehen zu werden, sondern einfach ist. Anspruchsvoll, und kunstvoll in der Landschaft verankert.
Ein Teil der von Costa Navarinos Immobilien-Sparte entwickelten Villen ist auch zu mieten. (Bild: zVg)
Von weitem betrachtet, ist Costa Navarino eine Ansammlung von Superlativen. Deren Ziel war es nie, Griechenlands Angebot einfach nur zu polieren, sondern es neu zu denken. Die Entwicklungsgesellschaft TEMES gehört zu 75 Prozent der Gründerfamilie Constantakopoulos und zu 25 Prozent der saudischen Olayan Group (ein Name, der Lesern vertraut sein dürfte, welche die Credit-Suisse-Saga verfolgt haben). Das Investitionsvolumen übersteigt bereits jetzt 1,2 Milliarden Euro; insgesamt sind bis zu 2,5 Milliarden vorgesehen. Übersetzt ins Territoriale: mehr als 1'000 Hektaren neu erschlossene Küstenlandschaft.
Griechenlands Golf-Eldorado
Sportlich hat sich Costa Navarino zur ersten Golf-Adresse des Landes entwickelt. Vier 18-Loch-Signature-Courses – The Dunes, The Bay, The Hills und der International Olympic Academy Course – schneiden sich mit eigener Rhythmik durch Olivenhaine und Meerespanoramen.
In der Hotellerie kam jüngst das Mandarin Oriental Costa Navarino hinzu – als erstes Haus der Gruppe in Griechenland. 99 Suiten und Villen, darunter 48 «Cave Villas» mit Privatpool. Fünf Restaurants und Bars zwischen griechischer Küche mit Olivenöl-Akzent, elaborierter Finesse und levantinischer Gegenwart. Auf dem ganzen Areal warten mehrere Dutzend weitere gastronomische Adressen, von der barfüssigen Strand-Taverne bis zum Weltklasse-Steakhouse.
Keine Filter nötig: Sonnenuntergang über dem Dunes – dem ersten von vier Golfplätzen. (Bild: zVg)
Nachhaltiger Luxus auf europäischem Boden
Neben Freizeit und Komfort floss viel Kapital in die Umgebung: Strassen, Wassernetze, Feuchtgebiete, Anbindung an das nationale und internationale Verkehrs- und Flugnetz.
All das – die schiere Dimension, die Verbindung von Sport, Gastlichkeit und Natur, die Disziplin in Entwurf und Ausführung – untermauert den Anspruch von Costa Navarino, Griechenlands beste Antwort auf die Frage zu sein, wie bewusster Luxus in Europa aussehen kann.
Ein Besuch in Costa Navarino
Soweit die Theorie: Auf dem Papier klingt alles perfekt orchestriert. Aber wie fühlt sich Costa Navarino an? Für ein verlängertes Wochenende reiste der Autor nach Griechenland.
Es gibt zwei sinnvolle Wege zur Anreise per Flugzeug: via Flughafen Kalamata, eine gute halbe Stunde entfernt, jedoch mit saisonal etwas beschränkten Verbindungen. Oder via Athen, mit mehr Flügen, aber eben auch mehr als zwei Stunden Autofahrt pro Weg. Gewählt wurde Letzteres: erst die Schnellstrassen von Athen, dann die weichen Kurven der messenischen Hügel, bis das ionische Licht am Horizont aufscheint.
Weite aufs Ionische Meer
Die Ankunft im The Romanos, a Luxury Collection Resort – dem ersten Flaggschiff der Destination, eröffnet 2010 – hat durchaus Kino-Qualitäten: Die Réception liegt im Zentrum eines terrassierten Ensembles aus freistehenden Pavillons und Villen. Dahinter öffnet sich, durch grosse Glasflächen, die Bühne: die ganze Weite des Ionischen Meers. Man denkt an einen Hof eines mykenischen Königs – weiss gewandete Dienerinnen und Diener, Marmor, angereichert durch einen Hauch salziger Brise.
Noch tiefer als die Optik reicht die Symbolik. Das Logo des Resorts greift einen Buchstaben aus dem Linear-B-Alphabet auf – jener mykenischen Schrift, deren Tafeln man im nahegelegenen Pylos fand, im Palast des klugen Nestor. Rasch wird klar, was die «raison d'être» Costa Navarinos ist: kulturelles Erbe und Gegenwart zu einem stimmigen Erlebnis verweben.
Ein Hauch von König Nestor: Réception im The Romanos. (Bild: zVg)
The Romanos: Ein Hotel als Spiegel der Landschaft
Die Zimmer folgen derselben Zurückhaltung. Naturstein und Holz prägen Oberflächen und Details; die Haptik ist warm. Aufgesetzten Luxus sucht man vergebens. Schiebetüren führen auf eine Terrasse mit privatem Infinity-Pool, der scheinbar mit dem Horizont verschwimmt. Innen verteilt das Licht sich weich über Marmoreinsätze, Leinen und gedämpfte Töne.
Keine grosse Geste, kein Design-Feuerwerk. Nur Ruhe, als hätte die Architektur den Puls des Gastes im Blick, den sie auf das langsamere Tempo des Peloponnes einstimmen möchte.
Vom Westin zum Mandarin Oriental
Gleich nebenan ist The Westin Resort Costa Navarino gelegen, das sich viel Infrastruktur mit dem The Romanos teilt: das Anazoe Spa, Sportanlagen, Läden und zahlreiche Restaurants. Die Tonalität ist jedoch eine andere. Das Romanos steht für diskrete Eleganz und Rückzug; das Westin wirkt familiennäher, mit Kinder- und Sport-Programmen und etwas geschäftigerer Bewegung in den Gemeinschaftszonen. Zwei Welten, über das Design verbunden, die unterschiedliche Ferien-Rhythmen ansprechen.
Die Küche ist kein Nebenschauplatz. Über das Areal verteilt spannen mehrere Dutzend Adressen eine kulinarische Karte von der messenischen Tradition bis in die grosse, weite Welt. Besucht wurde nur ein Ausschnitt; gerade genug, um die Handschrift zu erkennen, kuratiert vom französischen Culinary Director Joris Larigaldie.
Ein Steakhouse auf Weltniveau
Der erste Abend führt ins Flame, das Steakhouse am Dunes-Course. Dunkles Holz, offene Küche – ein Auftritt, der auch in New York, Dubai oder Zürich bestehen würde. Das Fleisch ist hervorragend. Doch die Entdeckung ist griechisch: Geschmorte Lammkeule «Trahanoto» mit Metsovone-Käse, geräucherter Auberginen-Crème, Schafsjoghurt und Jus. Tief, erdig, ausgewogen: Übersetzung von kulinarischer Erdverbundenheit in Fine Dining, die in Costa Navarino mühelos gelingt.
Mittags lockt der Strand: Barbouni liegt offen zum Wind, gebaut aus Lamellen über dem Sand. Serviert wird das, was in Griechenland seit jeher die Gespräche unter Freunden beflügelt: Platten mit frischem Fisch, Gemüse vom Grill, grosse Salate zum Teilen. Barfuss die Stimmung, präzise die Aromen, Messenien am Gaumen.
Geschmorte Lammkeule «Trahanoto» im Flame. (Bild: zVg)
Mediterrane Eleganz im Mandarin Oriental
Ein Lunch in der Brasserie de la Bay des Mandarin Oriental erweitert den Horizont noch weiter: handgemachte Pizza, Meeresküche, die den blauen Horizont spiegelt. Etwas formeller, doch mit jener gelassenen Souveränität, die die ganze Destination prägt.
Morgens, zum Frühstück, erwartet den Gast ein opulentes Tableau: frisches Gebäck, Früchte, Honig und Joghurt, Aufschnitte aus den Welten von Käse und Fleisch, warme Speisen…
Die Vision des Kapitäns
Unweigerlich drängt sich die Frage auf: Der eindrückliche Massstab bei gleichzeitiger Präzision und Ruhe – wer hat das erschaffen? Das Projekt trägt die Handschrift von Kapitän Vassilis Constantakopoulos (1935–2011) – Seemann, Reeder, Naturfreund, Patriot.
In Messenien geboren, verbrachte er Jahrzehnte auf See, gründete in den 1970er-Jahren Costamare Shipping und baute die Firma zu einem der grössten Containerreeder der Welt aus. Das Unternehmen ist an der New York Stock Exchange kotiert. Mit seinem Reichtum wollte er seiner Heimatregion eine Zukunft abseits der traditionellen Oliven-Landwirtschaft geben. Etwas von Weltklasse, aber naturbelassen.
Viele neue Vorhaben
Als Griechenland noch Synonym für Massen-Tourismus war, begann er Ende der 1990er-Jahre, Land um Pylos zu erwerben. Über 1'000 Hektaren sollten es werden. Der Kapitän machte sich daran, zu beweisen, dass Luxus sozial und ökologisch eingebettet sein kann. Während der zahlreichen Bauetappen wurde jeder Olivenbaum (manche davon über tausend Jahre alt), der weichen musste, sorgfältig verpflanzt.
Diese Handlungsmaxime gilt bei TEMES noch immer. Heute führen die Söhne Achilles, Konstantinos und Christos das Werk fort. Und – so berichten unsere Gastgeber – zahlreiche neue Vorhaben stehen auf dem Reissbrett oder befinden sich bereits in Umsetzung.
In der Landschaft verankert: neues Mandarin Oriental in Costa Navarino. (Bild: zVg)
Immobilien als wirtschaftliche Kraftquelle
Nicht nur die Hotels, sondern auch die in Costa Navarino verwirklichten Eigentums-Appartments und -Villen folgen der Gesamtvision des Gründers. Die Objekte in den bislang realisierten Zonen Navarino Dunes und Navarino Bay waren regelmässig rasch vergriffen.
Unter den Käufern befinden sich auch etliche Schweizer: Grössen aus Wirtschaft und Sport, offenbar. Sie schätzen die Diskretion, das Klima, das reiche Golf- und Tennis-Angebot, die seltene Kombination aus mediterraner Leichtigkeit und, wie der Besuch von finews.com bestätigt, das fast schon schweizerisch Niveau an Verlässlichkeit.
Geduld, Vision, Zurückhaltung
Auf der Fahrt zurück nach Athen drängt sich ein Gedanke auf: Hätten die grossen Resorts an der französischen, italienischen und spanischen Riviera lieber ein paar Jahrzehnte gewartet und wären dann dem Ansatz von Costa Navarino gefolgt... Dann sähe der Mittelmeer-Tourismus heute anders aus. Griechenland zeigt hier, was schonende Küstenentwicklung sein kann, wenn Geduld, Vision und Mass den Ton angeben.
Costa Navarino ist nicht nur ein dynamisch wachsendes Reise-Juwel (und das ist es in der Tat!). Es ist auch ein Fallbeispiel für unternehmerische Immobilien-Entwicklung im Grossmassstab.
Dass der Betrieb in der Hochphase der Euro-Krise gestartet ist, als Griechenland um seine wirtschaftliche Zukunft rang, macht den Erfolg umso beachtlicher. Vor diesem Hintergrund wirkt der Erfolg fast subversiv: ein langfristiger Pfeiler inmitten kurzfristiger Wellen.
Zimmer mit privatem Infinity-Pool im The Romanos. (Bild: zVg)
Griechenland, neu verstanden
Den Autor hat der Besuch mit Griechenland versöhnt: Aus dem zuvor chaotischen Mix aus Mythen, Krisen und Klischees wurde etwas Stimmiges: ein Ort, der sein Erbe präzise, ästhetisch und selbstbewusst neu deutet.
Auf der Rückfahrt wechseln im Rückspiegel Olivenhaine und Meer. Ein neues Bild des Landes fährt mit.