Nach etlichen Führungswechseln leitet nun Gian Rossi das Schweiz-Geschäft von Julius Bär. Im Interview mit finews.ch verrät er seine Pläne, was aus seiner Fintech-Küche zu erwarten ist, und wie es um die Integration von WMPartners steht.


Gian Rossi, vor gut einem Jahr sprangen Sie Knall auf Fall als Schweiz-Chef bei Julius Bär ein. Was haben Sie als erstes angepackt?

Ich bin nun seit elf Jahren bei der Bank und habe das Geschäft in der Deutschschweiz in den ersten sechs Jahren bereits geführt. Deshalb kannte ich die meisten Mitarbeitenden schon – es war eine Art Heimkehr.

So einfach war das?

Das Schweiz-Geschäft hat in kurzer Zeit einige Führungswechsel erlebt. Insofern war es mir schon ein Anliegen, Beständigkeit in den Markt zu bringen. Das ist auch die Mission, die mir CEO Boris Collardi aufgetragen hat.

Sie gelten tatsächlich als enger Vertrauter von Boris Collardi. Nach der stürmischen Zeit mit Barend Fruithof ist es nun Ihre Aufgabe, den Ball möglichst flach zu halten?

Nein, wir haben ja den klaren Auftrag, zu wachsen. Für mich war die Ernennung im Heimmarkt eine grosse Ehre.

«Schweizer pochen auf unternehmerische Freiheiten und flache Hierarchien»

Denn dieser ist immer noch bei weitem die wichtigste Region der Bank – wenn Asien das zweite Zuhause ist, dann ist die Schweiz das erste. Und wir sind stolz darauf, hier auch in Krisenzeiten Arbeitsplätze geschaffen zu haben.

Sie dürfen also weitere Mitarbeitende einstellen?

Ja. Wir wollen uns auch in der Schweiz gezielt verstärken. Dies gilt ebenso für die Supportfunktionen, wie die Vermögens- oder die Steuerplanung oder die Compliance. Solche Spezialisten sind neben Kundenberatern heute sehr gefragt.

Die Spezialisten sind sich offenbar ihres Werts bewusst. Das Schweiz-Geschäft von Julius Bär werde von den Kundenberatern mit den grossen Büchern bestimmt, die sich aufführten wie kleine Könige, heisst es. Zu recht?

Ich stelle kein solches Verhalten fest. Wenn man hiesigen Mitarbeitenden nachvollziehbare Ziele gibt, dann sind sie mit vollem Engagement dabei. Schweizer pochen indes auf unternehmerische Freiheiten und flache Hierarchien.

Das mag mit erklären, warum Julius Bär in der Schweiz nicht weniger als 14 Standorte betreibt. Ein Anachronismus?

Keineswegs. Ich habe grosse Freude etwa an unserer Filiale in Verbier, wo wir wegen des Wachstums jüngst neue Lokalitäten beziehen mussten. Gerade ausserhalb der Zentren legen wir überdurchschnittlich zu.

Die noble Stadtzürcher Julius Bär zieht es in die Provinz?

Als ich vor elf Jahren zur Bank stiess, suchten wir nach weissen Flecken auf der Schweizer Landkarte und erschlossen diese – Zug, die Wintersportorte, die Ostschweiz, Lausanne. Aber wer etwas bewegen will, braucht mindestens sechs erfahrene Berater pro Filiale. Und viel Zeit.

«Mit Blick auf die jüngere Generation stellt sich die Frage, wie viel Vor-Ort-Präsenz es noch braucht»

Deshalb gilt es, Standortentscheide sehr sorgfältig zu fällen. Die Basellandschaft und das Aargau können wir beispielsweise sehr gut von Zürich und Basel her abdecken.

Es bleibt also beim heutigen Filialnetz?

Alle 14 Standorte arbeiten rentabel und wir wollen nah beim Kunden sein. Aber mit Blick auf die jüngeren Generationen stellt sich wohl dereinst die Frage, wie viel Vor-Ort-Präsenz es noch braucht.

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