Seit Jahren tut sich Julius Bär im wichtigen Schweiz-Geschäft schwer. Nach etlichen Führungswechseln und einem neuerlichen Abgang soll nun plötzlich alles besser werden. Kommt das gut?  

Nicht weniger als 13 Jahre stand Gian Rossi im Sold der Schweizer Bank Julius Bär. Nun geht er von Bord, wie am Donnerstag einer Mitteilung des Hauses zu entnehmen war. Die Personalie lässt aufhorchen, weil sie symptomatisch ist für einen wunden Punkt innerhalb der Zürcher Traditionsbank: das Schweiz-Geschäft.

Obwohl Julius Bär zu den besten Adressen im Swiss Banking zählt, tut sich das Unternehmen in seinem Heimmarkt seit Jahren schwer, wie finews.ch schon verschiedentlich berichtete. Bestes Indiz dafür ist, dass es in der Vergangenheit zu etlichen Führungswechseln kam, ohne dass sich die Situation nachhaltig verbesserte.

Grosse Bücher – kleine Könige

Grosse Ambitionen hegte vor einigen Jahren auch Barend Fruithof, der von der Credit Suisse kommend, das Schweizer Geschäft dynamisch in neue Sphären katapultieren wollte. Allerdings blieb es bei der Ankündigung, denn unerwartet schnell zog der Top-Manager wieder von dannen – in der Branche hiess damals, er habe sich gegen die Kundenberater mit den «grossen Büchern», die sich wie «kleine Könige» aufführten, nicht durchsetzen können.

Als Nachfolger sprang seinerzeit Rossi in die Bresche – sozusagen ein «Mann für alle Fälle», der als Vertrauter des damaligen CEOs Boris Collardi galt, zumal sie zuvor beide bei der CS gearbeitet hatten, unter anderem auch gemeinsam Singapur.

Salbungsvolle Worte

Teile des hiesigen Geschäfts, nämlich die Deutschschweiz, hatte Rossi schon früher verantwortet, so dass die neue Position als oberster CEO im Heimmarkt für ihn nicht ganz unvertraut war. Insofern hätte er beste Voraussetzungen mitgebracht, um die Erträge und die Rentabilität zu steigern. Ganz offensichtlich ist ihm das jedoch nicht gelungen.

Zwar verabschiedet CEO Philipp Rickenbacher seinen bisherigen Schweiz-Chef mit den salbungsvollen Worten, Rossi habe «massgeblich zur Festigung der starken Position in der Schweiz beigetragen, auf der man nun weiter aufbauen könne», doch gerade deswegen verwundert es umso mehr, dass man sich von einem solchen Kadermann trennt.

Kein eigenständiger Chef?

Julius Bär hat in der Schweiz eine grosse und damit auch kostspielige Präsenz, die sich aufgrund der Neugeldzuflüsse jedoch zu wenig rechnet. Daran sollte sich schon seit Jahren etwas ändern. Unter Rossi ist das jedoch bei einer Absicht geblieben. Wie schwer sich die Bank mit dem Heimmarkt tut, zeigt sich nun auch darin, dass das Schweiz-Geschäft künftig einem Geschäftsleitungsmitglied unterstellt wird, der bereits mit dem Bereich Europa, Naher Osten und Afrika bereits eine sehr grosse Region verantwortet: Yves Robert-Charrue.

Natürlich lassen sich so möglicherweise Synergien nutzen, dennoch ist die Frage berechtigt, ob der Heimmarkt nicht einen eigenständigen Chef verdiente. In Branchenkreisen hiess es am Donnerstag indessen, Julius Bär habe Robert-Charrue ein «Upgrade» für seinen Job gegeben, nachdem dieser beim Rennen um die Nachfolge von Bernhard Hodler als CEO übergangenen worden war. Gut möglich ist allerdings auch, dass über kurz oder lang Andreas Feller als Schweiz-Chef in spe das Rennen macht. Der derzeitige Leiter Private Banking Zürich, Ostschweiz und UHNWI hat intern seine Ambitionen angeblich bereits klar artikuliert.

Karriereausklang als Frühstücksdirektor

Die Reduktion der Geschäftsleitungen von Bank und Gruppe von derzeit 15 auf neun Mitglieder ist sicherlich begrüssenswert; offen bleibt die Frage, ob CEO Rickenbacher, der seit September im Amt ist, die einmalige Chance ausreichend genutzt hat, um alte Pfründen abzubauen und ein schlagkräftiges Team auf die Beine zu stellen, das die Bank in einem schwierigen Umfeld weiterbringen kann.

Mit seinen 49 Jahren ist Rossi noch etwas weit davon entfernt, seine Karriere als «Frühstücksdirektor» ausklingen zu lassen, wie dies nun bei Geschäftsleitungsmitglied Rémy Bersier den Anschein macht. Der 63-jährige Westschweizer ist ein Urgestein im Swiss Banking. Wie Collardi oder Rossi startete auch er seine Karriere bei der CS, allerdings schon 1978 und stiess wie Rossi 2006 zu Julius Bär.

Spezielle Aufgaben

Wie der Mitteilung vom Donnerstag zu entnehmen ist, mutiert er zum Chairman Private Banking Key Clients. In dieser Funktion ist er dem CEO unterstellt und gemäss offizieller Sprachregelung dafür zuständig, Julius Bär bei der Entwicklung des Ultra-High-Net-Worth-Kundensegments zu unterstützen und zu beraten. Er bleibt zudem Chairman der Bank Julius Baer Monaco.

Man wird gespannt sein dürfen, wo der erfolgreiche Golfer Rossi in der Finanzbranche wieder auftaucht.

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