Gut sein allein, genügt offenbar nicht. Die UBS hat im dritten Quartal 2017 zwar gute Zahlen geliefert, doch die Begeisterung hält sich in Grenzen. Warum?

«Die Nachrichten über meinen Tod sind stark übertrieben.» Dieses Zitat des amerikanischen Schriftstellers Mark Twain könnte man auch auf die UBS beziehen. Denn die Negativmeldungen über ihr jüngstes Quartalsergebnis greifen tatsächlich zu kurz.

Das Institut hat gut gearbeitet und ist entsprechend auf Kurs. Dennoch hält sich die Begeisterung in Grenzen. Das verwundert auf Anhieb. Doch bei genauerem Hinsehen wird bald klar, warum Investoren dem grössten Vermögensverwalter der Welt weiterhin die kalte Schulter zeigen. Die derzeitige Aktivität dieses Super-Tankers gleicht einem Nullsummen-Spiel.

«Unplanbare» Konstanten

Der UBS gelingt es seit geraumer Zeit nicht, ihre Erträge nachhaltig zu steigern. Zwar unternimmt sie unentwegt Anstrengungen, ihre Kosten zu senken. Doch was die UBS an operativen und personellen Ausgaben einspart, kommt an Regulierungs-, Compliance- und vor allem IT-Kosten wieder hinzu – ein Nullsummenspiel. Hinzu kommen dann regelmässig noch ausserordentliche Kosten, unter anderem für Bussen und juristische Vergleiche. Gerade diese «unplanbare» Konstanten verunsichert viele Investoren.

An der Personalfront hat die UBS in den vergangenen Jahren Tausende von Stellen abgebaut, was angesichts der fortschreitenden Digitalisierung aus rein betriebswirtschaftlichen Überlegungen heraus vertretbar ist. Gleichzeitig hat die Bank aber auch zahlreiche externe Lieferanten (Contractors) engagiert, um die Kosten flexibler zu gestalten.

Nun aber scheint eine Gegenbewegung stattzufinden, denn die Personalbestände sind allein im dritten Quartal wieder deutlich gestiegen. So entsteht der Eindruck, dass diese Aufwände alle paar Monate wieder umgeschichtet werden, um die Erfolgsrechnung attraktiver zu gestalten. Letztlich ist auch das ein Nullsummen-Spiel, das langfristig nicht zu Effizienzsteigerungen führt.

Positive Rahmenbedingungen

Die UBS ist unbestritten die Nummer eins in der privaten Vermögensverwaltung und konnte auch im dritten Quartal ihre verwalteten Vermögen steigern, etwa in der Schweiz oder im Wachstumsmarkt Asien. Es lässt sich jedoch erkennen, dass die Zuwächse zu einem guten Teil auf die Zinserhöhungen in den USA zurückzuführen sind und auf die anhaltende Aktien-Rally, die seit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten anhält.

Entsprechend zeugt dies nicht von besonders viel Ideenreichtum in dem Bereich, sondern von positiven Rahmenbedingungen. Denn gleichzeitig musste die UBS in manchen Märkten auch Geldabflüsse vergegenwärtigen, wie finews.ch am Freitag bereits berichtete.

Gut unterwegs ist die UBS nach einigen schwachen Monaten wieder in Asien. Dort hat sie auch die Anzahl ihrer Kundenberater (Relationship Managers) markant erhöht und liegt somit richtig, um die Welle des «asiatischen Jahrhunderts» zu reiten; doch offenbar reicht dies nicht mehr aus, damit die Bank als besonders innovativ gilt.

Hier bleibt zu hoffen, dass der Konzern mit seinen ausgezeichneten Beziehungen zu China und den übrigen Wachstumsmärkten in der Region nochmals einen Zacken zulegen kann.

Bessere Reputation

Dass etwas geschehen muss für die Aktionäre, findet offensichtlich auch das UBS-Management und zieht darum in Ergänzung zur Dividendenausschüttung ein Aktienrückkaufprogramm in Betracht, wie Konzernchef Sergio Ermotti am Freitagmorgen gegenüber der Nachrichtenagentur «Bloomberg» erklärte. Dies würde den Aktienkurs – dank der entsprechenden Gewinnverdichtung – stimulieren.

Eine solche Massnahme treffen die Verantwortlichen allerdings alle paar Jahre, und sie zeugt entsprechend nicht von sehr viel Innovationsvielfalt. Besser wäre es, wenn die Bank mit ihrem umfangreichen Angebot die Kunden so bedienen könnte, dass sich sichtbare Ertragssteigerungen eindeutig aus der operativen Tätigkeit ergeben und weniger aus Kostensenkungsmassnahmen und Aktienrückkäufen.

Kein Zweifel, die UBS ist mittlerweile solid gebaut und wenig deutet auf potenzielle Gefahren und Risiken hin. Doch dies lässt sich auch über einige andere Grosskonzerne in Europa sagen, in die es sich möglicherweise eher lohnen würde, zu investieren, weil sie nachhaltiger, innovativer und auch reputationsmässig besser unterwegs sind – und erst noch in einem Umfeld agieren, das weniger reglementiert und dadurch teuer ist. Nestlé oder Unilever wären solche Beispiele.

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