Nach fünf Jahren an der Spitze der UBS vermisst CEO Sergio Ermotti die Anerkennung der Investoren. Nun bleiben ihm weitere fünf Jahre, um daran etwas zu ändern. Hier muss er ansetzen.

In diesem Herbst ist es fünf Jahre her, seit die krisengeschüttelte UBS 2012 zu neuen Ufern aufbrach. Unter der operativen Führung von Sergio Ermotti und dem damals bereits designierten Verwaltungsratspräsidenten Axel Weber schwenkte die Schweizer Grossbank auf einen Kurs ein, der sie eindeutig zur mächtigsten Vermögensverwalterin der Welt machte, während die problembelastete und deswegen auch viel kritisierte Investmentbank bloss noch eine Zulieferfunktion übernehmen sollte.

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Der kühne Plan, von den Medien hochgelobt, und in weiten Kreisen der Öffentlichkeit als Zeichen zu weniger Risiko interpretiert, schien zunächst aufzugehen. Die UBS kam strategisch gut voran, entsprechend stieg der Aktienkurs von rund 12.50 Franken im Herbst 2012 bis auf 22.50 Franken im August 2015. Doch innert Jahresfrist halbierte sich der Wert des Papiers auf 11.60 Franken wieder. Seit bewegt sich der Titel in einer Bandbreite zwischen 13 und 17 Franken.

Grosses Dilemma – fehlende Kursfantasie

Diese Unstetigkeit, man könnte es als auch fehlende Kursfantasie deuten, ist nicht nur für die Anleger ein Ärgernis, sondern auch für CEO Ermotti, der seinem Unmut darüber schon verschiedentlich Luft gemacht hat. Das Dilemma ist gross. Denn eigentlich möchte die UBS als sichere und innovative Vermögensverwalterin gelten, doch der Markt nimmt ihr dies nicht ab – selbst fünf Jahre nach der Ankündigung des radikalen Strategiewechsels. 

Glaubt man den Beteuerungen von Ermotti und Präsident Weber, so will das Duo weitere fünf Jahre die Geschicke der grössten Schweizer Bank leiten. Also besteht noch einmal so viel Zeit, um die UBS dorthin zu bringen, wo sie in den vergangenen fünf Jahren schon hin wollte. Schafft sie das? Tatsächlich existieren noch einige Baustellen, die es zu beheben gibt, wie die finews.ch-Redaktion festgestellt hat. Hier sind deren neun.    

1. Altlasten: Weitere Milliardenzahlungen

Anders als es UBS-Chef Ermotti jüngst darstellte, hat die UBS noch längst nicht alle Altlasten beseitigt. So zieht sich der auf die Finanzkrise zurückgehende Streit in den USA um toxische Hypothekenpapiere (RMBS) weiter hin. Die Bank hat rund 1,4 Milliarden Dollar zurückgestellt, um einer etwaigen RMBS-Zahlung zu begegnen.

Ausgeblendet hat der Chef offenbar auch den Steuerstreit mit Frankreich, der möglicherweise Milliarden kosten könnte. Und kein Ende in Sicht ist auch bei den Privatklagen von Investoren, die mit Anleihen des Inselstaats Puerto Rico viel Geld verloren. Bisher hat die Bank Forderungen von rund 1 Milliarde Dollar beglichen. 

All diese Rechtsrisiken verhindern, dass sich die UBS vor den Anlegern als grundsolide Geldmaschine präsentieren kann.

2. Kapitalisierung: Genug ist eben doch nicht genug

Die UBS ist in Europa tatsächlich eine Vorzeigebank bezüglich der Erfüllungen der Basel-III-Kapitalanforderungen. Aber das ist unter den notorisch schwach kapitalisierten Euro-Banken kein grosses Kunststück. Zudem ist die Wahrnehmung der UBS zu ihrer eigenen Kapitalstärke eine andere als diejenige der Investoren.

Diese hoben bei der Präsentation der Zweit-Quartals-Zahlen die rote Flagge, als sie sich gewahr wurden, dass die UBS-Kernkapitalquote CET1 plötzlich schwächer war als im ersten Quartal 2017. Grund dafür waren regulatorische Anpassungen gewesen.

Diese Episode zeigt, dass auf die UBS noch viel Arbeit wartet, um ihre Stabilität im Praxistest zu beweisen.

3. Wealth Management: Mehr Schwung

Das Wealth Management steht bei der UBS über allem und liefert Quartal für Quartal stattliche Erträge. Doch was vielfach übersehen wird: Die Einheit scheint seit längerem blutleer. Sie wird das Mittelfristziel einer Marge von 95 Basispunkten deutlich verpassen und bekundet seit längerem Mühe, die Ansprüche beim Neugeldwachstum zu erfüllen. Fünfmal in den vergangenen zwei Jahren blieb das UBS Wealth Management unter dem Wachstumsziel von drei Prozent.

Obschon das Branchenumfeld mit tiefen Zinsen und zurückhaltenden Kunden schwierig ist, sind die Probleme eigentlich hausgemacht. Das Wealth Management lässt Impulse und Ideen zur Steigerung der Erträge vermissen. Es ist zwar lobenswert, wenn die Bank Kundenbedürfnisse voranstellt oder reiche Frauen als neue Zielgruppe angeht. Doch innovativ ist das beileibe nicht.

Die augenscheinlichste Reaktion der UBS auf die rapide ändernden Branchenverhältnisse sind Kosteneinsparungen. Investoren sollten von der grössten Vermögensverwalterin der Welt mehr erwarten dürfen.

4. Zinsen: Die Flut lässt auf sich warten

Auch die Führungsspitze der UBS beschwört immer wieder den Zinsanstieg. Wäre die unnatürliche Ära der Tief- und Negativzinsen vorüber, argumentieren die Bankchefs jeweils, würden die Motoren der Vermögensverwaltung wie auch der Investmentbank wieder brummen. Zwar haben die USA einen Zyklus von Zinserhöhungen begonnen, doch verläuft dieser wesentlich zögerlicher als ursprünglich erwartet.

Im Heimmarkt muss die Schweizerische Nationalbank auf die Europäische Zentralbank Rücksicht nehmen, um den Franken nicht zusätzlich zu stärken. Kurz: Die Flut, die alle Boote hebt, ist noch längst nicht in Sicht.

5. Investmentbank: Entfesselung der Investmentbank

Die von Ermotti beklagte tiefe Bewertung der UBS-Aktie hat zu einem wesentlichen Teil mit dem Geschäft der Investmentbank zu tun. Dieses gilt als volatil und riskant. Zudem ist die Investmentbank mittlerweile zu klein, um den übermächtigen US-Instituten die Stirn zu bieten.

In diesem Kontext täte es dem Aktienkurs sicherlich gut, die UBS-Investmentbank mit einer anderen Investmentbank zu verschmelzen oder das Geschäft gar abzuspalten; dafür hatte vor einer Weile unter anderem auch Knight Vinke, Chef des gleichnamigen US-Hedgefonds, plädiert. Ihm zufolge würde eine Stand-alone-Lösung, sprich eine reine UBS-Vermögensverwaltung, den Wert der UBS-Aktie massiv steigern, wie auch finews.ch seinerzeit berichtete.

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