Europa ist «overbanked», sagen Analysten der UBS. In der Folge rechnet die Schweizer Grossbank mit einer ernsten Konsolidierungswelle im Finanzsektor – dahinter stecken wohl auch Eigeninteressen.

In den letzten zehn Jahren gab es in Europa kaum grössere länderübergreifende Zusammenschlüsse von Banken. Doch laut Analysten der UBS könnte sich dies nun bald ändern. Demnach rechnen sie 2018 mit einer beachtlichen Zunahme an Übernahmeaktivitäten im europäischen Finanzsektor, wie das britische Online-Portal «Financial News» (Artikel bezahlpflichtig) mit Verweis auf ein Research-Papier der UBS berichtete.

Darin stellen die Analysten fest, dass die Fülle an Banken in Europa – allein in Deutschland gibt es über 1'600 – schlicht keinen Sinn ergibt. Als Hauptgründe für eine verschärfte Konsolidierung in der Finanzbranche führen sie sinkende Erträge, Kostendruck, verschärfte Kapitalvorschriften und notleidende Assets an.

Regulator als Bremsklotz

Diese Bedingungen gelten zwar schon seit geraumer Zeit und hätten bereits früher in eine Konsolidierung münden müssen, stellen die UBS-Auguren fest. Doch bislang hielten sich die Banken mit Übernahmen und Fusionen zurück, da der Regulator die Banken lange im Unklaren liess hinsichtlich der Kapitalvorschriften. 

Erst vergangenen Dezember haben die Bankenregulierer eine Einigung erzielt und das Reformpaket Basel III abgeschlossen. Demnach müssen die Banken bis 2022 ihre Risikokapitalposter aufbessern.

Hinter der Hoffnung der UBS nach mehr Aktivität im M&A-Geschäft könnten auch auch eigene Interessen stecken. So hinkt die Schweizer Grossbank im Investmentbanking der Konkurrenz hinterher. Sie ist bei fast allen League-Tables aus den Top Ten geflogen. 

Mehr Schaden als Nutzen

Übernahmen und Zusammenschlüsse sollen die Banken der Theorie zufolge zu höherer Profitabilität verhelfen. Im Schnitt erwirtschaftet die Mehrheit der europäischen Grossbanken eine Eigenkapitalrendite zwischen 3 und 5 Prozent. Nachhaltig wären aber Renditen von 8 bis 12 Prozent, wie der Bankenexperte Philippe Bodereau von Pimco unlängst im Interview mit finews.ch erklärte.

Bordereau rechnet denn auch mit einer Konsolidierung, die aber nicht allzu stark ausfallen dürfte. In diesem Kontext dämpft auch das Beratungsunternehmen Oliver Wyman die Erwartungen an eine länderübergreifende Konsolidierung in Europa, da es schwierig sei, Synergien zu finden.

Bankenfusionen haben sich in der Praxis denn auch als wenig lukrativ bis verheerend gezeigt. In bester Erinnerung ist vor rund zehn Jahren die Übernahme der niederländischen ABN Amro durch die britische Royal Bank of Scotland (RBS).

Für die heute verstaatlichte RBS war der ABN-Amro-Deal desaströs. Als Lead-Manager fungierte damals Merrill Lynch, mit ihrem damaligen Investmentbankchef Andrea Orcel. Dieser verantwortet seit 2012 das Investmentbanking bei der UBS.

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