Dem Austieg Naratils konnte das aber nicht schaden. Als John Cryan 2011 vom Posten des UBS-Finanzchefs zurücktrat, war Naratil als Nachfolger gesetzt. In seiner neuen Rolle baute er eine freundschaftliche Beziehung zu Ermotti auf und schuf sich am Zürcher Hauptquartier ein verlässliches Profil. Heute hat er sowohl beim Regulator in Bundesbern als auch im UBS-Verwaltungsrat zahlreiche Fans.

Im Jahr 2016 folgte der nächste interne Karriereschritt: Naratil kehrte in die USA zurück und übernahm die Leitung des Wealth Management und des Amerika-Geschäfts von Robert «Bob» McCann. Sofort machte er sich an Änderungen in der Einheit, um Kosten zu sparen und die teuren Berater sowie deren Kunden fester an die Bank zu binden. Innert Kürze mauserte er sich so zum heimlichen Star des UBS-Private-Banking, wie finews.ch feststellen konnte.

Genau an diesem beachtlichen Leistungsausweis muss sich Blessing ab sofort messen, sollte er in einigen Jahren die Zügel bei der UBS übernehmen wollen. Er selber konnte in der kurzen Zeit als Schweiz-Chef mit «Client Experience 2020» eine neue Strategie einfädeln, deren Früchte er aber erst in zwei Jahren ernten kann.

Schwerarbeit hinter den Kulissen

Bezüglich der neuen Superdivision bleibt vieles ungewiss: An der Kundenfront wird sich laut CEO Ermotti nicht viel ändern. Wohl aber hinter den Kulissen. Dort sind Synergien zu heben – und dies nicht nur über den gesamten Erdball hinweg, sondern in einem Konzern, der keineswegs so einheitlich ist, wie es die Marke nach aussen hin darstellt.

Zudem müssen Naratil und Blessing in einem unberechenbaren Umfeld Wachstum liefern. Die neue Vermögensverwaltungseinheit Global Wealth Management muss das Nettoneugeld jährlich um bis zu 4 Prozent steigern. Gegeneinander arbeiten: Das führt hier nicht zum Ziel.

Wie einst Grübel und Mack?

Genau dies ist jedoch die Gefahr von Co-Leitungen, wie sich im Banking immer wieder offenbart hat: Wo Alphatiere aufeinandertreffen, bleibt das Geschäft oftmals auf der Strecke. Die Erfahrungen der Deutschen Bank mit dem Duo Anshu Jain und Jürgen Fitschen sowie der Credit Suisse unter Oswald J. Grübel und John Mack sind da mahnende Beispiele.

Noch auf eine weitere Weise drohen Blessing und Naratil bei der Ermotti-Nachfolge über sich selber zu stolpern. Genauer: über ihr Alter. Mit 54 und 56 Jahren sind sie nur unwesentlich jünger als der 57-jährige Ermotti, den sie beerben möchten. Demgegenüber gelten sieben Jahre als durchschnittliche Amtsdauer für einen Bankchef. Einem UBS-Verwaltungsrat, der rechnen kann und langfristig plant, dürften da Bedenken kommen. Er müsste nach einer jüngeren Alternative Ausschau halten.

Nur zur Miete

Bis 2022 bleibt das Rennen offen. Grund genug für Blessing, sich auf längere Zeit in der Schweiz einzurichten: Dem Vernehmen nach hat er seine Bleibe am Zürichberg bisher aber nur gemietet.

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