Commerzbank, BNP Paribas, Unicredit, Société Générale und Barclays gelten als Kaufkandidaten im europäische Bankensektor – nur die UBS und Credit Suisse regen sich nicht. Warum? 

Die Konsolidierung unter europäischen Grossbanken gewinnt an Fahrt. Jüngstes Beispiel sind aufgenommene Verhandlungen zwischen der italienischen Grossbank Unicredit mit der französischen Rivalin Société Générale, wie anonyme Quellen der «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) berichteten. Es ist das letzte einer Reihe von möglichen oder angedachten Grossübernahmen im europäischen Bankensektor.

So hat die britische Standard Chartered offenbar eine Fusion mit der Konkurrentin Barclays durchgespielt. Gerüchteweise haben auch Deutsche Bank und Commerzbank gemeinsame Absichten gehabt. Die Commerzbank steht schon länger zur Disposition. Die französische BNP Paribas gilt als mögliche Käuferin. 

Grösse als Überlebensfaktor

Dass die Grossbanken-Akteure den Drang verspüren, paneuropäische Champions zu schmieden, liegt auf der Hand. Zum einen ist in Europa insbesondere das Investmentbanking aufgrund zunehmender Regulation teurer geworden. Vor diesem Hintergrund wird die Grösse zu einem immer wichtigeren Überlebensfaktor.

Ein weiterer Treiber sind die ewig steigenden Kosten in einer Branche, die allgemein mit erodierenden Margen kämpft. Wenn sich zwei Grosse zusammentun, ergibt dies entsprechende Synergien, so die Rechnung der Akteure. Diese sind auch notwendig, um den ins internationale Geschäft drängenden Konkurrenten aus dem Fintech-Bereich die Stirn zu bieten.

Und dann sind da US-Grossbanken wie J.P. Morgan oder Citigroup. Diese verfügen über mehr Kapital als ihre europäischen Rivalen und sind somit im Wettstreit um Marktanteile besser gerüstet. Dies zeigt sich beispielsweise im globalen Aktienhandel. Unter den vier grössten Aktienhändlern der Welt befinden sich ausschliesslich amerikanische Finanzinstitute.

Swiss Banking beim Poker um Grossbanken-Fusionen Aussen vor

Bei dieser sich anbahnenden Konsolidierung springt eines ins Auge: Die Schweizer Grossbanken und global tätigen UBS oder Credit Suisse (CS) stehen im Abseits. Stellt sich die Frage: Ist das nun gut oder schlecht für die beiden? 

Die UBS ist mittlerweile kapitalmässig so aufgestellt, dass sie durchaus aufs Fusionskarussell aufspringen könnte. Ihr war auch schon Interesse an der Commerzbank nachgesagt worden – insbesondere am Firmenkundengeschäft könnte die UBS interessiert sein. So könnten nämlich die Unternehmer dem Wealth Management zugeführt werden.

Die UBS hat sich mehr auf sogenannte Arrondierungszukäufe verlegt: So hat die UBS im vergangenen Januar das in Luxemburg angesiedelte Private-Banking-Geschäft der skandinavischen Nordea Bank gekauft und auch in Sao Paulo und Italien zugegriffen und ihr Wealth Management weiter verstärkt.

Zukaufen, wenn's passt

Dasselbe könnte auch für die CS gelten, die ebenso wie ihre Erzrivalin UBS das Geschäft mit reichen Kunden forciert. Konzernchef Tidjane Thiam hat zwar bei der Neuausrichtung der Bank vor drei Jahren verkündet, durchaus auch akquirieren zu wollen, allerdings im Schweizer Private Banking.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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