Die hiesigen Banken wissen, dass die Digitalisierung wichtig ist. Trotzdem agieren sie zu zögerlich beim Umbau, besagt eine neue Studie. Und spielen so mit dem Feuer. 

Die Schweiz hat als kleiner, sprachlich fragmentierter Markt für internationale Dienstleistungs-Unternehmen nicht die erste Priorität. Europaweit tätige Neo-Banken wie die britische Revolut oder die deutsche N26 expandieren deshalb zuerst anderswo. Doch einmal dürften auch sie damit beginnen, den hiesigen Markt aufzurollen, ganz zu schweigen von den Tech-Riesen wie Google & Co. 

Die Schweizer Banken sind sich der Gefahr bewusst, wie eine Studie des Beratungsunternehmens Zeb und des Swiss Finance Institute zeigt. Dementsprechend hat die Branche Strategien formuliert, wie mit der digitalen Herausforderung umzugehen ist. 

Reagieren statt agieren

Das Problem daran ist, dass es bei der Umsetzung hapert. Bei den konkreten Geschäftsmodellen und im Umgang mit Daten, Prozessen und IT liegen die Banken hierzulande gegenüber der europäischen Konkurrenz zurück. 

Die hiesigen Banken werden in der Studie als «fast follower» bezeichnet. Die Idee ist, attraktive Margen im Retailgeschäft nur aufzugeben, wenn es aufgrund des Konkurrenzdrucks wirklich notwendig wird. 

Eine weitere Erkenntnis der Zeb-Publikation zeigt allerdings, dass die entsprechende Reaktionsfähigkeit nicht unbedingt gegeben ist. Bei den meisten Banken in der Schweiz lassen sich weniger als die Hälfte aller Dienstleistungen vollständig online beziehen (siehe Grafik).

500 Online Abschlussfähigkeit Schweizer Banken copy

 Lediglich im Wertschriftenhandel liegen Schweizer Banken vorn – dank Vorreitern wie dem Waadtländer Institut Swissquote waren sie hier schon früh zum Handeln gezwungen. Services wie eine Adressänderung oder ein Dauerauftrag hingegen erfordern bei einem grossen Teil der Banken weiterhin eine persönliche Interaktion. 

Die verlorene Generation

Ob es sich dabei um einen bewussten Entscheid handelt und die entsprechenden Produkte im entscheidenden Moment lanciert werden können, wird sich erst zeigen, wenn die Herausforderer tatsächlich in der Schweiz zum Angriff blasen. Zwar reagieren Bankkunden nur bedingt auf tiefere Preise. Die Aussicht auf günstige Konditionen könnte aber vor allem junge Retailkunden zum Wechsel bewegen. 

Damit würden die Schweizer Banken im ersten Moment nicht viel verlieren. Das grosse Geld machen sie mit reiferen Kunden, die Anlageprodukte, Hypotheken und Beratung brauchen. Hat eine ganze Generation aber einmal gewechselt, könnten sie für die Finanzinstitute verloren bleiben.

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