Der Zürcher Hans G. Syz ist nicht nur Bankier, sondern auch ein renommierter Filmproduzent, der mit seinem jüngsten Werk «Wolkenbruch» grosse Erfolge feiert. Wie bringt er diese beiden Rollen in Einkang?


Herr Syz, woher rührt Ihre Leidenschaft für Filme?

Ich habe sie von Kindsbeinen an. Schon als kleiner Junge benutzte ich die Bolex-Filmkamera meiner Mutter und wollte sie nicht mehr aus der Hand geben. Nach der Matura habe ich Kameramann gelernt und bin als solcher um die ganze Welt gekommen.

Was fasziniert Sie daran, die Welt durch ein Objektiv zu sehen?

Ich bin ein visueller Mensch. Filmen bietet mir die Möglichkeit, eine eigene Geschichte zu erzählen und zu gestalten: Der Scheinwerfer ist die Farbe, das Objektiv ist der Pinsel, der Film ist die Leinwand.

Welches war Ihr legendärster Dreh?

Das war wohl «A New Face of Debbie Harry» über Deborah Harry, die Sängerin der New Yorker New-Wave-Band Blondie, bei dem der Schweizer Künstler H.R. Giger Regie führte. Wir gehörten damit zu den Videoclip-Pionieren.

Mit der Übernahme von Turnus Film im Jahr 1989 machten Sie den Schritt vom Kameramann zum Filmproduzenten. Wie gelang Ihnen der Wechsel?

Ich hatte stets eine unternehmerische Seite in mir und war bereit, sie auch auszuleben. Dabei war mir immer bewusst, dass es grosse Anstrengungen braucht, um sich im Filmgeschäft zu etablieren.

«Der bislang grösste Filmerfolg war «Handyman» mit Marco Rima»

Wir sind mit Werbespots grossgeworden, erfanden zum Beispiel die «lila Kuh» von Milka. Später kamen Spielfilme hinzu. Der bislang grösste Erfolg war «Handyman» mit Marco Rima, der jetzt vermutlich von «Wolkenbruch» übertroffen wird.

Im Jahr 1997 haben Sie im Rahmen einer familiären Nachfolgelösung auch das Präsidium des Verwaltungsrats der Bank Maerki Baumann übernommen. Wie verbinden Sie das Filmgeschäft mit Ihrer Rolle als Bankier?

Die beiden Aufgaben laufen völlig eigenständig. Nur im Marketing gibt es Berührungspunkte. Wenn wir an Kundenanlässen der Bank eigene Filme zeigen, kommt das immer sehr gut an.

«Viele betrachten die neuen Anbieter als Bedrohung, für mich sind sie eine Chance»

Die Kundinnen und Kunden sehen dann, dass ein weltoffener Mann an der Spitze der Bank steht, mit dem sie über alle möglichen Themen sprechen können. Sie sind ja meist selber Unternehmer, die interessante Geschichten zu erzählen haben.

Welche persönlichen Eigenschaften brauchen Sie für die Führung der Privatbank und der Filmfirma?

Unternehmerisches Handeln und Begeisterungsfähigkeit. Ob als Bankier oder Filmproduzent – es geht immer darum, Entscheide vorzubereiten, zu fällen und zu begründen. Die Auswahl verlässlicher Partner und Mitarbeitender ist dabei zentral. Und am Ende muss die Rechnung aufgehen.

Das klassische Film- und Fernsehgeschäft steckt in der Krise. Welches sind die grössten Herausforderungen?

Die Filmindustrie wird durch Streamingdienste wie Netflix umgewälzt. Viele betrachten die neuen Anbieter als Bedrohung, für mich sind sie eine Chance.

«Wolkenbruch» zeigt, dass gute Filme ein grosses Kinopublikum ansprechen»

Ich bin überzeugt, dass mit ihnen nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität und die Akzeptanz des Filmschaffens steigen wird. «Wolkenbruch» zeigt, dass gute Filme ein grosses Kinopublikum ansprechen.

Was bedeutet Ihnen die Nominierung für den Schweizer Filmpreis 2019?

Gemeinsam mit Anita Wasser und Michael Steiner freut es uns zu sehen, dass unsere Ideen ankommen; das motiviert die Firma Turnus Film zum Weitermachen.


Hans G. Syz-Witmer präsidiert seit 1997 die Zürcher Privatbank Maerki Baumann. Zudem ist er Vizepräsident des Verwaltungsrats der InCore Bank, an der die Maerki Baumann Holding eine wesentliche Beteiligung hält, sowie seit 2003 Mitglied des Verwaltungsrats der CHSZ-Holding. Als Unternehmer hat er weitere Mandate inne, so etwa bei der Vermögensverwalter-Gruppe Aquila, der Firma Turnus Film, der Schulthess Klinik, der Tonhalle-Gesellschaft Zürich, der Kongresshaus-Stiftung, der Baugarten Zürich Genossenschaft und Stiftung, der Firma Friedrich Steinfels und der Stiftung Prof. Dr. Max Cloëtta.