Der Einstieg des Singapurer Staatsfonds bei Julius Bär ist ein weiterer Hinweis darauf, dass sich die Manager der Schweizer Grossbanken auf dem Holzweg befinden.

In Asien ist die UBS gemessen an ihren verwalteten Vermögen der Platzhirsch, wie auch die jährliche Erhebung des Fachmagazins «Asian Private Banker» regelmässig zeigt. Die Schweizer Grossbank betreut mit Abstand am meisten Geld in dieser Wachstumsregion. Gemäss den jüngsten verfügbaren Zahlen sind es 405 Milliarden Dollar. Im Vergleich dazu bringt es die Zürcher Privatbank Julius Bär gerade mal auf knapp 112 Milliarden Dollar.

Trotz der Dominanz der UBS hat der Singapurer Staatsfonds, die Government of Singapore Investment Corporation (GIC), sein Engagement – getätigt im Sog der Finanzkrise – bei der grössten Schweizer Bank vor zwei Jahren massiv reduziert und dabei sogar ein Verlust von rund 4 Milliarden Dollar in Kauf genommen. Wie am gestrigen Dienstag bekannt wurde, hat die GIC nun aber an Julius Bär Gefallen gefunden und ihr seit vielen Jahren bestehendes Engagement auf nunmehr 3,09 Prozent erhöht, wie auch finews.ch meldete

Denn sie wissen, was sie tun

Um was für einen Ritterschlag es sich dabei handelt, zeigte seither die Reaktion des Aktienkurses. Die Titel von Julius Bär stiegen am Dienstag um knapp 3,5 Prozent. Mit anderen Worten: Die Anleger scheinen davon auszugehen, dass die Zürcher Bank mit der GIC einen langfristigen Ankeraktionär gewonnen hat – und dass dieser genau weiss, was er tut.

Die Investition sagt viel darüber aus, wie die staatlichen Investmentmanager aus Singapur die Schweizer Bluechip-Banken sehen. Obwohl beispielsweise der Turnaround der Credit Suisse unter CEO Tidjane Thiam gemeinhin als gelungen gilt und deren Aktienpreis bei billigen 65 Prozent des Buchwerts liegt, gaben die Asiaten der teurer bewerteten Julius Bär den Vorzug. Interessant: Die Julius-Bär-Valoren sind tatschlich kein Schnäppchen. Der Aktienpreis der Zürcher Bank – gemessen am Buchwert – beträgt immer noch mehr als das Doppelte desjenigen der CS.

Attraktive Langfristigkeit

Dass die GIC ihr Engagement bei Julius Bär erhöht hat, offenbart ganz offensichtlich einen Schwachpunkt der UBS: Sie ist ein Gemischtwarenladen, während die «Bären» ein auf die Vermögensverwaltung fokussiertes Geschäftsmodell verfolgen und im Jargon entsprechend als «Pure Players» im Private Banking gelten. Die Konzentration auf eine Sparte verhilft zu stabileren Erträgen.

Die GIC wollte sich zu ihren Motiven am Dienstag nicht äussern, wie sie das zumeist auch nicht tut. Fest steht indessen, dass im Vergleich zu den Grossbanken auch die Rendite auf das eingesetzte Kapital bei Julius Bär wesentlich höher ist. «Unser Fokus liegt auf dem Besitz von Anlagen mit gutem langfristigem Rendite-Potenzial, zu vernünftigen Preisen», lautet das Credo der GIC.

In dieser Langfristigkeit liegt offenbar die Attraktivität von Julius Bär. Zwar zahlt der aktuelle CEO Bernhard Hodler noch immer den Preis für das halsbrecherische Wachstum unter seinem Vorgänger Boris Collardi. Grundsatzfragen zur Strategie muss er aber keine beantworten – ganz im Unterschied zu den viel grösseren Konkurrenten. 

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