Einverstanden, aber wie viele in der Schweiz tätige Asset Manager haben es tatsächlich geschafft, hier zu produzieren und damit global erfolgreich zu sein? Vontobel hat viel investiert, um Spezialisten in die Schweiz zu holen, damit diese hier produzieren. Viele Asset Manager kommen hingegen in die Schweiz, um zu vertreiben. Das ist ein grosser Unterschied.

Der Aufbau des Produktionsstandortes Schweiz ist ja ein Ziel der Asset Management Plattform. Fühlen Sie sich da etwas allein gelassen?

Zusätzliche Produzenten würden den Platz Schweiz für Asset Manager eindeutig interessanter machen. Schliesslich gibt uns unsere Strategie, auf den Produktionsstandort Schweiz zu setzen, recht...

Es fehlt anderen also an wahrem Bekenntnis?

Wenn ich die Vielzahl von innovativen und kreativen Schweizer Asset Managern anschaue, stimmt das so nicht. Nur: Es handelt sich um verhältnismässig kleine Anbieter, deren Vertriebskraft nur an die Grenzen der DACH-Region reicht. Ein anderer Punkt sind die Schweizer Asset Pools, also die hiesigen Institutionellen Investoren...

Eine Riesenattraktion für ausländische Asset Manager...

... genau. Aber mir scheint, dass hiesige Pensionskassen oder Versicherer per definitionem erstmal ausländische Produkte auswählen.

«Schweizer Asset Management wird als zu wenig kompetitiv wahrgenommen»

Da frage ich mich: Wie will man so einen Schweizer Produktionsstandort stärken, wenn Schweizer Anbieter nicht mal die Chance haben, ihre wettbewerbsfähigen Produkte anzupreisen?

Sie sprechen von Benachteiligung?

Nein, aber das Schweizer Asset Management wird aus meiner Sicht im Heimmarkt noch als zu wenig kompetitiv wahrgenommen, obgleich wir es als Sektor sind. Viele sehr fähige Schweizer Asset Manager kommen letztlich nicht in die grossen Asset Pools. Ein struktureller Nachteil ist zudem, dass Schweizer Anbieter ihre Fonds im Prinzip in Luxemburg oder Dublin auflegen müssen, um global vertreiben zu können. Auch das ist nicht gerade dem Schweizer Finanzplatz förderlich. An diesen Themen arbeitet die Asset Management Plattform zusammen mit der Sfama.

Wären Vertriebskooperationen eine Möglichkeit für die kleineren Schweizer Anbieter?

Ja. Aber wenn, dann würden wir das konsequent machen.

Also übernehmen?

Ja, ich bin Befürworter einer richtigen Konsolidierung. Ich glaube nicht, dass man den Finanzplatz dadurch stärkt, wenn man daraus einen Hub für kleine Schweizer Asset Manager baut. 

Und unter dem Vontobel-Dach würde diese Wahrnehmung stärker?

Ja, sie haben die Möglichkeit, ihr Können und ihre Produkte global zu anzubieten. Durch unsere Boutiquen-Struktur bieten wir einem Asset Manager die Möglichkeit, die eigene Kultur zu bewahren. Aber man kann gemeinsam wachsen. Das Synergiepotenzial mit unserer Plattform, dem Back Office und den Vertriebskanälen ist enorm.

Welche Grösse muss so eine Boutique haben, um für Vontobel in Frage zu kommen?

Zwischen 7 und 15 Milliarden Franken Kundengelder sind ideal. Das ist jeweils die kritische Grösse, ab der nochmals erhebliche Investitionen notwendig werden, um internationaler zu werden. Und sie müsste das Potenzial haben, bis rund 50 Milliarden Franken Kundenvermögen zu wachsen.

Davon gibt es in der Schweiz nicht viele.

Leider nicht, nein.

Sie sind bei der Expansion also vor allem auf sich allein gestellt. Was sind da die nächsten Ziele?

Das organische Wachstum steht immer an erster Stelle. Wir wollen in den USA fokussiert und konzentriert wachsen. Mit unserer Quality Growth Boutique sind wir schon sehr gut etabliert. Aber unsere anderen Boutiquen wie Fixed Income, oder auch Vescore wollen wir in den USA noch stärker positionieren.

«Die schreien doch nach Alpha»

Wir haben nun eine Stärke und Qualität erreicht, mit der wir in den USA absolut wettbewerbsfähig sind. Das heisst, wir werden in Zusammenarbeit mit Partnern, zum Beispiel Virtus, unsere Produkte verstärkt in den US-Onshore-Markt einbringen. Wir haben bereits rund ein halbes Dutzend Portfoliomanager für unsere Schweizer und Londoner Produkte in New York stationiert. Nun wird auch in den Vertrieb investiert.

Eigentlich ist die Asset-Management-Industrie, dominiert von den grossen Passiv-Anbietern, nur am Klagen: Sinkende Margen, sinkende Preise, steigende Technologie-Ausgaben usw. Haben sich die Anbieter von ETF eine eigene Falle gestellt?

Falle würde ich es nicht nennen. Die Sache ist die: Wenn Sie Anbieter von ETF sind, sind Sie in einem Discounter-Markt tätig. Der Mehrwert bei einem Produkt, das nur den Index abbildet, kann nur ein noch tieferer Preis sein. Die Attraktion dieses Marktes waren in der Vergangenheit die riesigen und wachsenden Asset-Flows. Ich glaube, es werden einige ETF-Anbieter in diesem Rennen, in dem es nur um Skalierung geht, ausscheiden.

Vontobel ist diesem Preiswettbewerb nicht ausgesetzt?

Sehen Sie, der ETF-Boom lässt dem aktiven Asset Manager viele weisse Flecken in der Investmentwelt. Die Emerging-Market-Indizes decken nur 20 bis 30 Prozent des anlagefähigen Universums ab. All diese Möglichkeiten, die nicht im Index sind: Die schreien doch nach Alpha. Wenn man weiss, wo man spielen will, gibt es keinen Grund zum Jammern.


Axel Schwarzer leitet seit 2011 das Asset Management der Bank Vontobel. Zuvor arbeitete der 61-jährige Deutsche mehr als 20 Jahre bei der Deutschen Bank, zunächst im Private Banking, ab 1999 im Asset Management. 

 

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