Axel Schwarzer reitet mit dem Asset Management bei Vontobel auf einer Erfolgswelle. Der Mangel an Kaufmöglichkeiten in der Schweiz und die Haltung vieler Pensionskassen plagen ihn, wie er im Interview mit finews.ch zu verstehen gibt.


Herr Schwarzer, unter anderem hat der Erfolg des Asset Managements dazu geführt, dass Vontobel nun zum reinen Investment-Haus mutieren will.

Ja. Diesem Wandel ging aber ein starkes Bekenntnis voraus, an dem Vontobel über Jahre hinweg festgehalten hat. Das Asset Management ist ja nicht über Nacht zum Treiber von Vontobel geworden. Wir haben den Bereich sukzessive aufgebaut und das Grundbekenntnis war: Wir wollen Qualität. Nur so können wir international wettbewerbsfähig sein. Es war nie unser Anspruch, unsere Produkte nur über das eigene Wealth Management zu vertreiben. Wir wollten von Beginn an als auf dem freien Markt wettbewerbsfähiger Asset Manager wahrgenommen werden. Wir können mit einigem Stolz sagen, dass wir im Fondsvertrieb vom Vontobel Wealth Management nicht abhängig sind.

Im ersten Halbjahr 2019 erlitten Sie aber einen Gewinnrückgang. Ist der Aufwärtstrend gebrochen?

Ich kann Ihnen keine Zahlen nennen, aber aus meiner Sicht ist der Aufwärtstrend ungebrochen. Das wird auch in unserem Update deutlich, das wir am 9. Dezember gegeben haben. Wir hatten im Vergleich zum ersten Halbjahr 2018 einen leichten Gewinnrückgang, das ist richtig. Unsere Assets under Management stiegen hingegen. Und Sie können davon ausgehen, dass sich das nun auch im Gewinn für 2019 niederschlagen wird.

Es waren vor allem die Personalkosten, die zu Buche schlugen. Liegt der Grund dafür in den höheren Boni, welche Sie den Portfoliomanagern zahlen?

Ja – wir haben viele neue Mitarbeiter eingestellt. Die Salärpolitik ist aber relevant. Das Vontobel Asset Management braucht sich im globalen Vergleich keineswegs mehr zu verstecken, im Gegenteil, wie die Dutzenden von Auszeichnungen allein in diesem Jahr belegen. Also müssen wir auch unsere Saläre nach den globalen Massstäben ausrichten.

Dient diese Salärpolitik auch als Lockruf, Spitzen-Fondsmanager an den noch nicht so bekannten Schweizer Asset Management Standort zu holen?

Sie wissen, dass die Stärkung des Schweizer Asset Managements eines meiner wichtigsten Themen ist. Wenn man das Thema ernsthaft verfolgt, muss man auch angemessene Saläre bezahlen, um Top-Portfoliomanager und Kundenberater zu bekommen.

«Grosse Asset Manager werden oft von ihren Vertriebsorganisationen dominiert»

Schauen Sie unser Wachstum an: Das kommt ja nicht von irgendwoher, sondern ist der Qualität der Produkte geschuldet und den international begehrten Leuten, welche diese Qualität herstellen. Dafür zahlen wir gerne den Marktpreis.

Vontobel ist punkto Volumen auch in der Schweiz nicht die ganz grosse Nummer. Abgesehen von den Salären – was zieht Spitzenfondsmanager zu Vontobel?

Grösse ist offenbar nicht das Kriterium, sondern Qualität. Fondsmanager geniessen hier trotz der kleineren Dimensionen eine Internationalität und die notwendigen Freiräume, auch auch in der Konzeption und Umsetzung des jeweiligen Investment-Prozesses. Bei grossen Asset Managern sind die Portfoliomanager wegen der Benchmark-Orientierung oft in ein enges Korsett eingebunden – Hausmeinungen, CIO-Offices oder Komitees, welche die meist risikoarmen Anlagerichtlinien vorgeben. Zudem werden die grossen Asset Manager von ihren Vertriebsorganisationen dominiert. Das ist für viele Portfoliomanager nicht sonderlich attraktiv.

Gewachsen ist Vontobel aber auch wegen des stark ausgebauten Vertriebs.

Ja. Jede unsere Boutiquen hat ihre eigenen Vertriebsspezialisten, die Zugang zu allen Kanälen haben. Im Prinzip kann jeder Portfoliomanager sein Produkt in die Vertriebskanäle bringen, vorausgesetzt es performt. Dadurch kann jeder Portfoliomanager Volumen erschaffen und zeigen, was er kann.

Sie sind ein Schweizer Asset Manager, es müsste selbstverständlich sein, dass Sie auch hier produzieren.

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