Wie sieht das ganze denn finanziell aus? Nur Kunden alleine bringen Ihnen ja nicht viel.

Wir haben drei relevante Umsatzströme: Die Interchange-Gebühren der Händler, unsere Premiumkonten und sonstige Finanzprodukte, wie zum Beispiel das Kreditgeschäft oder Sparprodukte.

Dabei ist es einerseits natürlich wichtig, Neukunden an Bord zu bekommen, aber entscheidend ist dabei, dass die Kunden uns sehr aktiv nutzen, also N26 nicht nur ausprobieren, sondern uns regelmässig nutzen und dann langfristig uns zu ihrer Hauptbank machen. Unser Ziel ist es, dass Kunden ihren gesamten Konsum über uns abwickeln, denn damit verdienen wir unser Geld. 

Und davon bleibt auch was übrig?

Wir haben schon jetzt ein sehr stabiles Geschäftsmodell, mit dem wir bereits heute auf Kundenbasis profitabel sind. Also mit jedem Kunden, den wir dazu gewinnen, verdienen wir Geld und jeder neue Kunde bringt uns näher an die Gewinnschwelle. Das steht auch im krassen Gegensatz zu manch anderen Startups, wo jeder Neukunde erstmal nur Geld kostet.

Kurz- und mittelfristig reinvestieren wir das Geld, das wir mit Kunden generieren, in Produktentwicklung und in das Wachstum unserer Märkte. Wir könnten natürlich irgendwann entscheiden, unsere Marketingausgaben zu reduzieren und unsere Expansion zurückzufahren, dann wären wir schnell profitabel. Wir stehen aber noch ganz am Anfang unserer Reise, Banking für Millionen von Menschen weltweit zu verändern. Daher reinvestieren wir zum jetzigen Zeitpunkt unsere Gewinne in andere Bereiche.

Weil Wachstum immer noch vor dem Gewinn steht?

Wachstum ist für uns natürlich relevant, in der heutigen Welt des digitalen Banking sind Skaleneffekte enorm wichtig. In der alten Welt sind die traditionellen Banken häufig einfach dadurch gewachsen, dass sie eine neue Filiale eröffnet haben. 

«Eine digitale Bank zu bauen ist zu Beginn natürlich deutlich teurer als eine klassische Bankfilliale.»

Und eine Bankfiliale zu unterhalten kostet vielleicht zwischen einer halben und 1 Million Franken pro Jahr, der Aufbau kostet wahrscheinlich noch mehr. Und mit der bekommt man dann unter Umständen nur ein paar tausend neue Kunden. Eine digitale Bank neu zu bauen ist zu Beginn natürlich noch deutlich teurer als eine klassische Bankfilliale. Aber, durch das digitale Produkt können wir nicht nur ein paar tausend sondern viele Millionen Kunden bedienen. 

Weil die Grenzkosten deutlich tiefer sind?

Genau. Dementsprechend wollen wir auch besonders schnell über zusätzliche Kunden wachsen. Weil wir schon heute wissen, dass unser Geschäftsmodell auf der Kundenseite profitabel ist, sind wir auch langfristig sehr stabil und robust aufgestellt. Langfristig sind mobile Banken deutlich zukunftsträchtiger als Filialbanken.

Und das schafft natürlich auch Vertrauen bei den Investoren. Gibt es da eigentlich einen Zeitplan, bis wann die Geld sehen wollen? 

Zuerst, die Stabilität fördert natürlich auch das Vertrauen der Kunden, denn die wollen ja ihr Geld dort lagern, wo es sicher ist. Da hilft uns neben dem Geschäftsmodell natürlich auch unsere europäische Banklizenz und die damit verbundene Einlagensicherung. Das unterscheidet uns von anderen Fintechs, die eben diese Sicherung nicht haben.

«Investoren helfen uns natürlich auch mit Expertise»

Einige der weltweit bekanntesten Investoren haben erst in den vergangenen zwei Jahren hohe Summen in N26 investiert. Diese Investoren denken langfristig und unterstützen unsere Vision einer globalen Bank. Dementsprechend ist bei uns niemand an Bord, der nur kurzfristig Gewinne machen will.

Sondern?

Wir haben diese Investoren ganz bewusst ausgewählt, damit sie uns langfristig unterstützen, wie zum Beispiel die Allianz, Tencent, Singapurs Staatsfond GIC oder Peter Thiels Venture-Fonds Valar.

Wir bekommen von unseren Investoren auch nicht nur Finanzierung, sondern sie helfen uns natürlich auch mit Expertise. Wir haben zum Beispiel ganz bewusst amerikanische Investoren an Bord geholt, damit wir in den USA schneller erfolgreich sein können.

War das bei Tencent dieselbe Motivation? Zieht es N26 früher oder später nach Asien?

Tencent ist natürlich in der Fintech-Branche generell ein grosser Player. Bei dieser strategischen Kooperation ging es aber weniger um eine zukünftige Expansion nach Asien, sondern eher um das Know-How, wie man ein Fintech-Unternehmen auch weltweit möglichst effizient skaliert.

Langfristig können wir uns aber sehr wohl vorstellen, nach Asien zu expandieren. Aber das ist kein kurzfristiger Plan, den wir aktuell verfolgen.

Wo ist denn der Fokus jetzt?

Im Moment konzentrieren wir uns auf Europa und die USA. Zusätzlich haben wir uns auch in Brasilien für eine Fintech-Lizenz beworben.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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