Erst wollten sie nicht zurück ins Büro, dann mussten sie und jetzt dürfen sie nicht mehr zurück: Die Mehrheit der SchweizerBanker bleibt im Home Office, weil die Infektionszahlen wieder steigen.

Der Sommer ist vorbei, so auch der Corona-Shutdown, und weltweit versucht die Finanzbranche, ihre Angestellten zur Rückkehr ins Büro zu bewegen. Damit bekunden die Institute aber schon länger Mühe, wie finews.ch bereits im Juli berichtete.

Und doch sollen sie zurück, mindestens da sind sich die Schwergewichte der Branche einig: So findet zum Beispiel UBS-noch-CEO Sergio Ermotti, es sei «nicht tragbar», dass die Banken die überwältigende Mehrheit ihrer Mitarbeiter zu Hause haben. Auch Blackrock-Chef Larry Fink findet, zu viel Home Office schade der Unternehmenskultur.

Dass es für grosse Rückholaktionen vielleicht aber noch zu früh ist, das haben die zwei Grossbanken J.P. Morgan und Goldman Sachs sowie die internationale Beratungsfirma PWC bewiesen. Mitte September bestanden die Pläne für eine Normalisierung. Banker und Berater sollten zurück ins Büro. Sie alle wichen in den letzten Tagen oder Wochen wieder von diesem Plan ab, nachdem sich Angestellte in ihren Räumlichkeiten mit dem Coronavirus angesteckt haben.

Auch Raiffeisen buchstabiert zurück

Für die grössten Schweizer Banken ist die vollständige Rückkehr ins Büro weiterhin kein Thema. Im Gegenteil: Raiffeisen Schweiz, die Zentrale der Genossenschaftsbanken, hat per August das Arbeitsmodell «Raiffeisen Flexwork» eingeführt: Mitarbeitende von Raiffeisen Schweiz können grundsätzlich in Absprache mit ihren Vorgesetzten bis zu 80 Prozent ihrer Arbeitszeit von einem anderen Ort aus arbeiten, falls ihre Tätigkeit dies zulässt.

Dies aber nicht wegen der Corona-Pandemie, wie eine Sprecherin auf Anfrage von finews.ch versichert. Die Bank fördere schon seit einigen Jahren eine Home-Office-Kultur.

Doch auf das Virus habe man schon auch reagiert: «Anfang September 2020 wurde bei Raiffeisen Schweiz zusätzlich bis mindestens Ende des Jahres wiederum 'Split Operations' ausgelöst. Das bedeutet, dass Mitarbeitende von gleichen Teams grundsätzlich abwechselnd in örtlich getrennten Büros oder im Home Office arbeiten.»

Banker im Bunker oder im Büro zuhause

In diesem Turnussystem befinden sich auch die zwei Schweizer Grossbanken weiterhin. Bei der UBS wie bei der Credit Suisse findet dieser Tage ausserdem eine Mitarbeiterbefragung durch, wie die Angestellten sich den Arbeitsalltag vorstellen. Bei der UBS geht man aber schon jetzt davon aus, dass in Zukunft bis zu 30 Prozent der Arbeitszeit von zuhause aus geleistet werden.

Zudem hat – wie gut informierte Quellen berichten – eine der beiden Grossbanken bei Ausbruch der Pandemie gewisse Trader in der Schweiz in sogenannte «Second Locations» verlagert. Diese sind eigentlich für Notfälle gedacht wie Naturkatastrophen, und die Händler arbeiten nach wie vor dort und nicht im Home Office.

Still und leise zurück in die Normalität

Der Rückversicherer Swiss Re, bei dem im Juli nur ein Bruchteil des Personals angab, in die neu renovierten Büros am Zürichsee zurückkehren zu wollen, scheint auf absehbare Zeit bezüglich flexibler Arbeitsvereinbarungen zu resignieren. Eine Sprecherin sagte, der Rückversicherer habe nicht vor, Personal zurückzubeordern und gebe den Arbeitnehmern die Freiheit zu entscheiden, wo sie arbeiten wollen.

Und das scheint zu klappen. Schwieriger haben es da die Privatbanken, da dort das Personal stärker darauf brennt, wieder in den Büroalltag zurückzukehren und vor allem die Kunden wieder persönlich zu treffen. Viele kleine Vermögensverwalter sind darum in aller Stille zu den normalen Bürozeiten zurückgekehrt, unterbrochen von einem gelegentlichen Tag zu Hause.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.59%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.87%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.07%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    8.93%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.53%
pixel