Die UBS hebt jede sechste Filiale in der Schweiz auf. Doch einen Aufstand unter den Kunden dürfte es nicht geben – diese haben die Schliessung schon für sich im Stillen vorweggenommen, wie finews.ch analysiert.


1. Die Corona-Krise liefert den besten Grund

Der Corona-Lockdown im vergangenen Frühling war eine Art Generalprobe für das Schweizer Retailbanking ohne Filialen: Die Kunden wichen überraschend reibungslos auf die digitalen Kanäle aus. Die UBS hätte während des Lockdowns nur rund die Hälfte ihrer damals noch 270 Filialen in der Schweiz geöffnet – ohne nennenswerte Einwirkungen auf den Geschäftsverlauf. 28 Filialen blieben nach dem Ende des Lockdowns geschlossen, nun folgen weitere 44 Schliessungen.

Die UBS verfolgt dabei, wie andere überregionale Banken auch, eine Salami-Taktik, um Kunden nicht zu vergraulen (siehe Punkt 4) und um sich deren digitale Gewohnheiten anzupassen.

2. Erfolg des digitalen Kanals

Aufgrund ihrer Kundenstruktur kann die UBS ihr Schweizer Retailbanking nicht gänzlich aufs Smartphone verlagern. Damit würde die Grossbank vor allem ihre Älteren Kunden vom Angebot abschneiden. Aber die Filialschliessungen bedeuten logischerweise, dass der Kundenkontakt sich immer stärker auf die digitalen Kanäle und das Smartphone verlagert. Wie gut dies funktioniert, zeigen die sehr erfolgreichen Neobanken wie Revolut oder N26 sowie Schweizer Jungbanken wie Neon, die sich bereits spürbar in die Erträge der eingesessenen Banken gefressen haben.

Die Filialschliessungen dienen der UBS einerseits der Kostensenkung, andererseits eine Beschleunigung ihrer Digitalanstrengungen.

3. Der Aufschrei wie bei der Post wird ausbleiben

Die Post schliesst seit über 50 Jahren Filiale um Filiale – und kaum eine Schliessung geht ohne Protest der betroffenen Kunden (und der Gewerkschaft Syndicom) über die Bühne. Drohen der UBS auch Proteste? Sicherlich wird es verärgerte Kunden geben. Aber eine Protestwelle wird es nicht geben. Erstens leistet die UBS keine Grundversorgung wie die Post. Zweitens sind die Filialschliessungen eine Folge von verändertem Kundenverhalten und keine Umerziehung von Kunden.

Im Banking ist der Kunde mit seinen digitalen Bedürfnissen dem Angebot einer Bank wie die UBS grundsätzlich voraus. Sprich: Der typische UBS-Retailkunde hat die Schliessung «seiner» Filiale wohl längst für sich vollzogen.

4. Negativzinsen könnten das Fass zum Überlaufen bringen

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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