Die Banken Vontobel, Swissquote, Seba und Sygnum sowie der Telekom-Konzern Swisscom haben gemeinsam ein Experiment unternommen. Dieses soll dazu beitragen, Grossinvestoren und Geldinstituten die Furcht vor Krypto-Anlagen zu nehmen.

Zwei Wochen dauerte der Versuch, nun hat das Fünfergespann Gewissheit: Die Idee hinter der Swiss Institutional Digital Asset Reference Rate (Sidar) funktioniert.

Der Namen erinnert sinnigerweise an den in Ungnade gefallenen (und in der Schweiz bald vom Saron abgelösten) Libor; wie der Referenzsatz fürs weltweite Zinsgeschäft, den führende Grossbanken täglich in London aushandeln, wird auch der Sidar einmal pro Tag fixiert. Allerdings werden dabei die Referenzpreise nicht in Dollar, Pfund, Euro oder Franken angegeben – sondern in den wichtigsten zwei Digitalwährungen Bitcoin und Ether.

Woher kommt die Nachfrage?

Die Preisdaten dazu lieferten im Experiment das Investmenthaus Vontobel, die Online-Bank Swissquote sowie die beiden ersten Schweizer Kryptobanken Seba und Sygnum. Der staatliche Telekom- und IT-Anbieter Swisscom wiederum sammelte die Daten und errechnete daraus die Referenzpreise.

Wie aus einer gemeinsamen Mitteilung vom Montag hervorgeht, entwickeln die Teilnehmer den neuen Referenzkurs nach dem «proof of concept» nun weiter und hoffen, ihn in Zukunft kommerziell zu vermarkten.

Im Gespräch mit finews.ch erklären die Akteure, dass dafür eine klare Nachfrage bestehe. Gerade bei neuen Finanzprodukte und Derivaten, die auf Bitcoin & Co aufbauen, seien vertrauenswürdige Referenzpreise wichtig, um Bewertungsunsicherheiten zu verringern.

Behörden sträuben sich

So bleibt bei den Käufern von Digitalwährungen im wenig transparenten Krypto-Markt noch immer Unsicherheit bezüglich Zuverlässigkeit der Kursangaben. Dies ist mit ein Grund, warum institutionelle Investoren und nicht zuletzt Grossbanken oftmals noch einen Bogen um Krypto-Anlagen machen.

Das mangelnde Vertrauen in die Preisbildung hat Konsequenzen für all jene, welche digitale Anlagen für die Konstruktion von Finanzprodukten verwenden möchten. So stemmt sich die US-Börsenaufsicht SEC weiterhin gegen die Lancierung von Indexprodukten auf Krypto-Währungen. An der Schweizer Börse SIX sind solche ETP schon seit 2018 im Handel – doch die zugrunde liegenden Kurse müssen die Anbieter oft selber errechnen.

Dasselbe gilt für Krypto-Derivate. Wer diese kauft, muss den Emittenten einigen Vertrauensvorschuss geben.

Basis für Derivate-Konstrukte

Das macht den Sidar aus Sicht der Banken attraktiv. Würde dieser breit als Referenz für die Bewertung von Krypto-Währungen akzeptiert, hätten die Institute endlich die vertrauenswürdige Basis, welche sie für den Bau von Finanzprodukte brauchen. Das grössere Angebot wiederum würde neue Käufer in den Markt locken – was als der zuverlässigste Weg gilt, die Kurskapriolen der digitalen Devisen längerfristig zu glätten.

Dazu darf allerdings an der Unabhängigkeit des Referenzssatzes kein Zweifel bestehen; eine eigene Rechtseinheit für das Konstrukt wäre auch aus Sicht der Initianten des Projekts das Mindeste. Dies haben die Skandale um den Libor-Satz, Devisen- und Edelmetall-Kurse drastisch vor Augen geführt: Wenn sich Insidern die Möglichkeit zur Manipulation bietet, wird diese früher oder später genutzt.

Mit Blindheit geschlagen

Entsprechend haben die Sidar-Macher für die ersten Tests einen weiteren Schutzschild für die Investoren eingesetzt. Die Daten wurden mittels des Confidential Computing gesammelt: Swisscom & Co und die beteiligten Banken sind gewissermassen «blind», was die Herkunft und der Inhalt der Preisinformationen betrifft, und können diese in der Folge auch nicht manipulieren. Das ist nicht zuletzt als Anreiz für die Banken als Datenlieferanten zu verstehen; im Metier gilt jegliche Weitergabe von Information als heikel.

Der Mechanismus hat allerdings eine Kehrseite, wie die Teilnehmer am Experiment zugeben. Weil sie selber keinen Einblick mehr haben, können sie mögliche Betrügereien bei den Preisen nicht erkennen. Dazu müssten wiederum Filter-Regeln innerhalb des Confidential-Computing-Schilds programmiert oder eben doch eine einsehbare Sammelmethode angewandt werden.

Das Experimentieren um den Sidar, so macht es den Anschein, ist damit wohl noch lange nicht abgeschlossen.

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