Im Feldzug gegen Risiken will die Grossbank offenbar die Handys ihrer Angestellten überwachen. Dies könnte zu einer Probe auf das Exempel werden, nachdem der Corona-Fauxpas von António Horta-Osório in der Belegschaft für einige Empörung gesorgt hat.

Die Credit Suisse (CS) verlangt Zugriff auf Mobiltelefone und andere Kommunikationsmittel ihrer Angestellten. Dies, falls die Geräte für den Kontakt mit Kunden genutzt werden.

Das berichtete die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) mit Verweis auf anonyme Quellen. Die Bank habe den Mitarbeitenden eine Frist gesetzt, um die Umsetzung der neuen Richtlinie zu bestätigen.

Fragezeichen um Durchsetzung

Die CS stellt ihren Angestellten in Europa und den USA in der Regel kein Firmenhandy zur Verfügung. Stattdessen hat sie mit örtlichen Telekom-Anbietern Rabatte für die privaten Geräte ihrer Banker ausgehandelt. Das Institut verlangt dafür allerdings Zugriff und die Erlaubnis, Gesprächen zu folgen oder diese im Nachhinein zu analysieren. Wer im Kundenkontakt Geräte nutzt, die nicht von der Bank abgesegnet sind, muss damit rechnen, dass diese inspiziert werden.

Laut dem Bericht hat die Überwachungs-Massnahme bei manchen Mitarbeitenden zu Verstimmung geführt. Andere fragen sich, wie die Richtlinie denn in der Praxis durchgesetzt wird. Die Grossbank selber wollte den Bericht gegenüber dem britischen Blatt nicht kommentieren.

Weiteres Einfallstor

Fakt ist, dass auch andere Banken die Kommunikation ihrer Mitarbeitenden als Achillesferse des Unternehmens betrachten. Mit der Zunahme der Fernarbeit in der Corona-Krise hat sich dieses Risiko noch potenziert, wie auch hiesige Spezialisten für Cyber-Sicherheit warnen. Die grösste amerikanische Bank J.P. Morgan hat eine App auf den Handys ihrer Banken installiert, die sämtliche Gespräche aufzeichnet.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser: Dieser Maxime scheint auch die CS zu folgen, die bereits in der Ära von Ex-CEO Tidjane Thiam die Überwachung von Mitarbeitenden massiv heraufgefahren und mit Technologie verstärkt hat.

Nach dem Doppel-Debakel um die geschlossenen Greensill-Fonds und die Milliardenverluste mit der New Yorker Finanzfirma Archegos hat die Grossbank ihre Kontrollen und die Überwachung von Gefahrenquellen nochmals deutlich ausgebaut; Präsident António Horta-Osório wird nicht müde zu betonen, dass jeder CS-Angestellte auch ein Risikomanager sein müsse.

Fauxpas und Widersprüchlichkeiten

Dass der Präsident selber nun bei der Nichtbeachtung der Quarantäne-Pflicht ertappt wurde, hat der Glaubwürdigkeit solcher Bemühungen einen herben Schlag versetzt. Horta-Osório hatte sich zwar für die Verletzung der Schweizer Quarantäne-Regeln in einem öffentlichen Statement entschuldigt. Er habe dies unwissentlich getan. Medienrecherchen förderten dann aber zu Tage, dass er zuvor hatte abklären lassen, ob für ihn eine Quarantänebefreiung oder -verkürzung möglich sei.

Wie finews.ch vernommen hat, ist unter zahlreichen Mitarbeitenden die Empörung über das Verhalten des Präsidenten enorm. Es steht zu befürchten, dass es für das Management deutlich schwieriger wird, neue Beschlüsse und Weisungen intern glaubwürdig zu kommunizieren. Die ungeliebte Handy-Überwachung könnte hier eine Probe auf das Exempel werden.

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