Man kennt den lautstarken David Herro, jedoch nicht die stille Diana Strandberg. Die unerschütterliche Fürsprecherin der Bank im Grossaktionariat der Credit Suisse geht nun bald in den Ruhestand. Das könnte das Machtgefüge in Bewegung bringen.

Die Grossaktionäre der Credit Suisse (CS) sind angesichts der Wertverluste der Bankaktie unglaublich loyal. Und die meisten von ihnen, allen voran die reiche saudi-arabische Familie Olayan und der Staatsfonds von Katar, zudem höchst verschwiegen.

Die Ausnahme von der Regel bildet die zu Natixis gehörende Fondsfirma Harris Associates, wo Investmentchef David Herro lautstark für Veränderungen bei der Grossbank weibelt. In den Turbulenzen rund um den Verstoss gegen Schweizer Quarantäne-Regeln hat sich Herro nun aber deutlich hinter den CS-Präsidenten António Horta-Osório gestellt.

Im Krisenfall: aussitzen

Die Fehltritte des Präsidenten – die Recherchen von finews.ch zufolge intern untersucht werden – seien «blossen Ablenkungen» vom eigentlichen Problem, liess er die verdutzte Öffentlichkeit wissen.

Dieses Problem sieht Herro vielmehr im Turnaround der Bank, der auch endlich eine Trendwende beim Aktienkurs der CS bewirken soll. Einmal mehr könnte beim Institut deshalb das bekannte Muster zum Tragen kommen, dass das übermächtige Grossaktionariat Krisen und Affären ganz einfach aussitzt.

Belastung für die Performance

Von aussen besehen hat dies auch der drittgrösste Aktionär der Schweizer Bank getan, Dodge & Cox. Die in San Francisco ansässige Fondsfirma ist bereits vor 2010 bei der CS eingestiegen. Portfolio-Managerin Diana Strandberg – das Pendant zu Herro bei Dodge & Cox – hat mit der Aktie seither still und leise Geld verloren.

Dieser Makel ist beim Investmentmanager nicht unbemerkt geblieben. So führte das Unternehmen, das insgesamt 325 Milliarden Dollar an Vermögen verwaltet, die CS-Position im jüngsten Bericht seines globalen Aktienfonds als «Key Detractor» auf, also als Belastung für die Performance. Die Rendite des Fonds von 12,2 Prozent übertraf in den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres dennoch die MSCI-Benchmark für Europa, Australien und den Fernen Osten (8,8 Prozent).

Ein Schnäppchen?

Doch Ende Jahr könnten die Dinge bei dem amerikanischen Grossaktionär in Bewegung geraten. Strandberg, eine 62-jährige Amerikanerin mit einem Harvard-MBA, geht nach 34 Jahren bei der Firma in den Ruhestand. Damit bewegt sich auch eine unerschütterliche Fürsprecherin der CS-Aktie durch die Tür.

Strandberg hatte das Investment von Dodge & Cox bei der Schweizer Bank von Anfang an angeführt. Im Jahr 2010 erhöhte sie den Einsatz. Dies, weil die CS damals zu einem hohen Abschlag zum Buchwert gehandelt wurde, wie die Börsenexpertin gegenüber dem US-Magazin «Barron’s» erklärte. Ein Schnäppchen also. Doch inzwischen handeln die Titel der Bank erneut deutlich unter ihrem inneren Wert.

Noch zugekauft

Zur Jahresmitte waren die mehr als 96 Millionen CS-Aktien in Besitz von Dodge & Cox mit knapp 1 Milliarde Dollar bewertet. Es ist nicht klar, zu welchem Preis der Fondsmanager die Aktien eingekauft hat. Im Jahr 2010 wurden die Aktien zu über 30 Franken gehandelt, als Strandberg beschloss, mehr Titel zu kaufen. Seitdem verminderte sich deren Buchwert um fast 80 Prozent.

«Wir glauben, dass die Investitionen der Fonds in europäische und britische Finanzwerte einige der besten langfristigen Gelegenheiten darstellen, die heute verfügbar sind», schrieb Dodge & Cox noch im Jahr 2019 an die Investoren. Im selben Jahr meldete das Fondshaus eine Beteiligung von mehr als 3 Prozent an der CS bei der Schweizer Börse SIX an.

Bei CSFB gestartet

Die Bank listet das Fondshaus mit einem Anteil von 4,99 Prozent unter den bedeutenden Aktionären auf, einschliesslich der bereits erwähnten Beteiligung.

Es bleibt abzuwarten, ob der Abgang von Strandberg, die ihre Karriere ausgerechnet als Analystin bei der damaligen Credit Suisse First Boston (CSFB) begann, bevor sie 1988 zu Dodge & Cox wechselte, die Haltung der drittgrössten Investorin der CS verändert. Denn immerhin verbleiben nach ihrem Ausscheiden noch sechs bisherige Mitglieder im Ausschuss des globalen Aktienfonds. Deren durchschnittliche Betriebszugehörigkeit bei Dodge & Cox beträgt 22 Jahre.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.63%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.69%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.18%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.03%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.47%
pixel