Der Debatte um die Millionen-Boni des einstigen UBS-Managers will einfach nicht abreissen. Zudem droht diese nun zunehmend entgegen den Wünschen von Andrea Orcel zu verlaufen.

Eigentlich hat Andrea Orcel alles, was sich ein karrierebewusster Banker wünschen kann. Seit vergangenem April darf er mit der italienischen Unicredit eine der grössten Banken Europas als CEO anführen. Zum beruflichen Erfolg hinzu kommt noch eine gute Portion Glück: Noch vergangenen Januar sass der Italiener und ehemalige UBS-Manager mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin am Tisch, um über ein Engagement von Unicredit in dem Markt zu diskutieren.

Angesichts der Sanktionen des Westens kann Orcel inzwischen mehr als froh sein, dass es nicht zum Markteintritt in grossem Stil gekommen ist.

Dickeres Lohnpaket

Indes, da ist noch der Streit ums liebe Geld. Für dieses hat sich der Investmentbanker schon eine jahrelange juristische Schlacht mit der spanischen Grossbank Santander geliefert. Nun steht ihm wohl ein neuerlicher Streit um seine Boni ins Haus, wie die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete.

So opponierte der mächtige Aktionärsrechts-Vetreter Glass Lewis gegen das Lohnpaket, dass der Verwaltungsrat von Unicredit dem CEO zuschanzen möchte: Der Gesamtlohn des Bankchefs soll demnach von 6,7 Millionen Euro auf 7,5 Millionen Euro angestiegen sein.

Aktionärsvertreter alarmiert

Zudem erhielte Orcel im Fall einer Kündigung 15 Millionen Euro mit auf den Weg – das lässt die Alarmglocken bei Glass Lewis läuten. Auch der grosse Stimmrechtsvertreter ISS zeigt sich laut dem Zeitungsbericht besorgt über die neue Regelung. Letztes Jahr hatte die Lohnfrage bei Unicredit an der Generalversammlung beinahe zu einem Aufstand der Aktionäre geführt, worauf der damals bereits ausgeschiedene Chef Jean Pierre Mustier signifikant auf grosse Lohnanteile verzichtete.

Sein Nachfolger dürfte diesbezüglich wohl aus härterem Holz geschnitzt sein. Orcel, der im Jahr 2018 die UBS als Chef der Investmentbank verlassen hatte, verklagte die spanische Grossbank Santander auf 112 Millionen Euro. Dies, nachdem die Bank sich einseitig von ihm trennte, bevor er im Jahr 2019 seinen Job als deren neuer CEO antreten konnte.

Gericht zwackt Millionen ab

In der Justiz-Schlacht ging es aber nicht nur um verletzten Stolz. Santander soll Orcel einst versprochen haben, ihn beim Antritt mit 35 Millionen Euro für die entgangenen Boni zu entschädigen.

Ein Gericht in Madrid hat Santander Ende 2021 dazu verdonnert, dem italienische Banker insgesamt 67,8 Millionen Euro zu zahlen. Doch dann besserten die Richter nach, diesmal zuungsten Orcels, wie auch finews.ch berichtete. Nach einem Entscheid vom vergangenen Januar fällt die Entschädigung für den Unicredit-Chef heute um 16,4 Millionen Euro tiefer aus.

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