Seit Jahresbeginn hat in der Schweiz der Saron-Referenzzins den in Ungnade gefallenen Libor abgelöst. Doch am Hypothekar-Markt fallen die neuen Produkte gerade durch.

Angesichts einer schnell zunehmenden Teuerung und drohender Wachstumsschwäche gerät der geldpolitische Courant normal gerade aus den Fugen. Bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zeigt man sich deswegen aber nicht übermässig alarmiert.

So beliess die Währungshüterin vergangene Woche die Zinsen, wo sie sind. Und am traditionellen Geldmarkt-Apéro vom (gestrigen) Donnerstag vor den Medien referierte Direktions-Mitglied Andréa Maechler ausgiebig über die per Ende 2021 erfolgte Umstellung auf den Saron-Referenzzinssatz in der Schweiz.

Panik auf Vorschuss

Wie auch finews.ch berichtete, war dies eine Übung, welche die Schweizer Regulatoren in Alarmstimmung versetzt hatte. Maechler zog in ihrer Rede nun ein durchwegs positives Fazit. «Die verfügbaren Indikatoren deuten darauf hin, dass die Märkte in Franken den Übergang sehr gut gemeistert haben», lobte die für den Zinswechsel mit zuständige SNB-Direktorin.

Gleichzeitig nahm sie die Akteure des Finanzwesens – und hier wohl nicht zuletzt die Banken – in die Pflicht. «Es liegt nun an den Marktteilnehmern selbst, die Attraktivität der neuen Referenzzinssätze zu erhalten und zu steigern», erklärte Maechler.

Doch gerade in einem der wichtigsten Anwendungsfelder, dem Hypothekarmarkt, fallen die Saron-Produkte derzeit durch. Schuld daran ist allerdings nicht der neue Referenzzins per se. Sondern die Flucht der Hauskäufer in lange Laufzeiten, um sich gegen die Unwägbarkeiten der Zinswende abzusichern.

Sicherlich ein Dämpfer

Variable Saron-Produkte, welche im Preis jeweils der Zinsveränderung folgen, sind dagegen deutlich weniger gefragt, wie der Vergleichsdienst Comparis jüngst feststellte. Zwar würden sich die Saron-Hypotheken vorläufig kaum sprunghaft verteuern, glaubt man dort. «Dennoch verlieren sie im aktuellen politischen und ökonomischen Umfeld an Beliebtheit.»

Für die grossen Akteure im Hypogeschäft wie die Raiffeisen-Gruppe, die den Saron aktiv bewerben, ist das sicher ein Dämpfer.

Absprachen verhindert

Dies ungeachtet dessen, dass der Saron einige technische Verbesserungen mit sich bringt. Der Franken-Referenzzins wird von der Schweizer Börse SIX als unabhängige Stelle errechnet – als rückblickender Durchschnittswert tatsächlich bezahlter Zinsen.

Das schafft Transparenz und verhindert Absprachen. Zur Erinnerung: Der Libor fiel nach der Finanzkrise von 2008 weltweit in Ungnade, nachdem bekannt geworden war, dass Händler bei verschiedenen Banken diesen zu ihren Gunsten manipuliert hatten.

Besser als kein Referenzzins

Doch dieses Argument verfängt derzeit am Markt wenig. In einem Gedanken-Experiment versuchte SNB-Direktorin Maechler darzustellen, was der Hypothekarnehmer am Referenzzins hat: «Bei fehlenden Referenzzinssätzen würden die quartalsweisen Zinszahlungen vom Ergebnis bilateraler Verhandlungen zwischen dem Kreditnehmer, also dem Hausbesitzer, und der Kreditgeberin, also der Bank, abhängen», erklärte die Ökonomin.

In der Folge würden diese repetitiven und intransparenten Verhandlungen eine Vielzahl oder der Kreditgeber und Kreditnehmer davon abhalten, Hypothekar-Verträge mit variablen Zinssätzen abzuschliessen, befand sie weiter.

Geldpolitik in der Pflicht

Doch nun ist es die anstehenden Zinswende, welche die SNB in der Schweiz bisher vor sich her geschoben hat, die das Geschäft mit variablen Hypotheken hierzulande ausbremst.

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