Markus_Ruffner_2Markus Ruffner, CEO der Neuen Privat Bank in Zürich, ärgert sich über die Behauptung, kleine Finanzinstitute hätten keine Überlebenschancen.

Ob KPMG oder Boston Consulting Group (BCG), die selbsternannten Berater und Strategen sind mit ihren Urteilen über die Erfolgschancen von Finanzinstituten schnell zur Hand. Eine Feststellung, die dabei oft auftaucht, ist die folgende: Mit der unaufhaltsamen Konsolidierung im Swiss Private Banking kommen kleinere Finanzinstitute mit weniger als 10 Milliarden Franken an Kundenvermögen zwangsläufig unter die Räder.

Argumente für diese These gibt es offenbar einige: die steigenden Kosten, die intensivierten Regulierungsbestrebungen, laufend schrumpfende Margen sowie Kunden, die angeblich auf andere Finanzplätze ausweichen. Markus Ruffner (Bild), Gründungspartner und CEO der Neuen Privat Bank (NPB) in Zürich, hält solche Aussagen für «undifferenziert». Er weiss, wovon er spricht.

Rasch die Gewinnschwelle erreicht

Ruffner ist nicht nah an der Finanzbranche, sondern so ziemlich mittendrin. Im nächsten September feiert die NPB ihr zehnjähriges Bestehen. Nach einem Dezennium steht sie solide, profitabel und erst noch wachstumskräftig da. Mit anderen Worten: Erfolg respektive die Existenzberechtigung hängt nicht per se von der Höhe der verwalteten Depots ab, sondern eher vom Geschäftsmodell einer Bank. «Wer keine Abenteuer sucht, sondern kontrolliert wächst, hat sehr gute Karten», sagt Ruffner mit Überzeugung.

Die NPB startete vor zehn Jahren mit 12 Mitarbeitern und baute sukzessive ihren Kundenstamm auf. Bereits nach anderthalb Jahren hatte das Unternehmen die Gewinnschwelle erreicht. Mittlerweile ist die NPB vom Zürcher Limmatquai in das repräsentative Geschäftshaus am Bellevue umgezogen.

Gut 1,3 Milliarden Franken an Kundengeldern

Die nunmehr 25 beschäftigten Personen verwalten 1,3 Milliarden Franken an Kundengeldern. «Wir hätten nie gedacht, welchen Einfluss die neue Adresse auf das Ansehen der Bank hat», stellt Ruffner fest. Zur Geschäftsleitung gehören neben ihm noch Fredy Schwab, der den Handel leitet sowie das Desk für externe Vermögensverwalter, Finanzchef Peter Gasser sowie Bruno Zürcher, der das Private Banking verantwortet.

Im Gegensatz zu einigen anderen Instituten, die aus Compliance-Überlegungen sich mittlerweile auf das schweizerische Klientel fokussieren, ist die NPB – notabene nach allen gesetzlich erforderlichen Abklärungen und Prüfungen sowie der Beachtung der im Crossborder-Banking bestehenden Vorschriften – unverändert auch ausländischen Kunden offen.

Kooperation mit Privatbank Wegelin

Darauf deutet auch die Tatsache hin, dass 70 Prozent der Klientel aus dem Ausland stammt und nur 30 Prozent schweizerischer Herkunft sind. Knapp ein Drittel der Depots kommen von institutionellen Investoren, der Rest von Privaten, wobei ein Teil dieser Portfolios von externen Vermögensverwaltern betreut wird.

Wichtig für das Geschäftsmodell der NPB ist die Kooperation mit der Ostschweizer Privatbank Wegelin: Die Zusammenarbeit umfasst im Wesentlichen das Insourcing logistischer Dienste (Börsenadministration, EDV-Support) und den Real-Time-Zugriff auf die Schweizer Börse SIX.

Asiatisches Flaggschiff

Hatten in den ersten Jahren des Bestehens vor allem strukturierte Produkte das Wachstum der Vermögen beschleunigt, so sind es nun verschiedene Fonds, die massgeblich zur Performance beitragen. Ein Flaggschiff sei der NPB Asia (ex Japan) Aktienfonds, wie Markus Ruffner unterstreicht. Nach einer schwachen Leistung im Jahr 2008 (-47 Prozent) hat der Fonds in den letzten zwei Jahren hohe Renditen (2009: +81 Prozent; 2010: +22 Prozent) erzielt und liegt seit Gründung im Jahre 2003 rund 220% im Plus.

Angesichts der anhaltenden Verlagerung der weltwirtschaftlichen Prioritäten von West nach Ost deutet einiges darauf hin, dass sich Investments in Asien anhaltend gut entwickeln werden. Zu einer neuen Anlageklasse haben sich in letzter Zeit die Währungen entwickelt, stellt Ruffner weiter fest. Vor diesem Hintergrund plant die NPB in den nächsten Wochen mit einem Kooperationspartner eine Angebotspalette zu lancieren, die darauf abzielt, Währungsrisiken dynamisch abzusichern.

Platz für total 35 Arbeitsplätze

Ein disziplinierter Ansatz mit eigenen Makroprognosen sowie ein breit gefächertes Angebot an externen Finanzprodukten, die im Sinne von «Best in Class» ausgewählt werden, sollen zusätzlich dazu beitragen, dass die NPB ihre Kundenvermögen in den nächsten Jahren auf 3 Milliarden Franken steigern kann. Räumlich hat die Bank dafür schon gesorgt. In den neuen Büroräumen am Bellevue hat es Platz für maximal 35 Arbeitsplätze.

Allerdings sind solche Pläne an Bedingungen geknüpft. Markus Ruffner, der als Titularprofessor im Nebenamt an der Hochschule St. Gallen lehrt, betrachtet die jüngsten Entwicklungen auf dem Schweizer Finanzplatz genau. Dabei ist es für ihn entscheidend, dass die Rahmenbedingungen für die Branche nicht durch einen regulatorischen «Overkill» beeinträchtigt werden.

Bereits heute habe die Schweiz in vielen Belangen die weltweit strengsten Regeln. Das Geschäft der Banken dürfe nicht mit zusätzlichen Bestimmungen und administrativen Belastungen erschwert werden.

Zu leichtsinnig gewesen

Gleichzeitig räumt Ruffner aber ein, dass die Schweizer Bankbranche sich in der Vergangenheit allzu stark auf das Bankgeheimnis abgestützt habe – so lange es eben ging. «Man war zu leichtsinnig», räumt der NPB-Chef ein, «einige Institute haben den Kunden allzu offensiv steuerliche Strukturen angeboten, die in ihren Ländern gegen die Gesetze verstiessen.»

Doch entgegen den Prognosen, die der Schweiz einen massiven Abfluss an ausländischen Kundengeldern voraussagen, ist Ruffner überzeugt, dass der hiesige Finanzplatz noch enorm viel Potenzial hat. Allein die Euro-Krise habe beispielhaft gezeigt, wie schnell man sich im Ausland auf die hiesigen Werte rückbesinne.

Mass aller Dinge

«Die Schweiz bleibt ein attraktiver und sicherer Ort für vermögende Personen», sagt Ruffner und stellt zudem fest: «Viele Asiaten und Russen wollen heute ihre Vermögenswerte rein aus geschäftlichen Gründen diversifizieren und bringen so einen Teil ihres Geldes in die Schweiz.» Oder anders gesagt: «Für viele ausländische Kunden bleibt die Schweiz das Mass aller Dinge.»

 

 

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