Die Perspektiven für die Weltkonjunktur haben sich eingetrübt, und das Marktumfeld bleibt anspruchsvoll. Das bereitet den Vermögensverwaltern neue Sorgen, wie eine Studie des Beratungsunternehmens Mercer zeigt.

Der Sorgencocktail ist umfangreich: Teuerungsdruck auf Mehrjahrzehnthoch in vielen Ländern, aggressive Straffung der Geldpolitik und damit einhergehend höhere Kreditkosten, steigende Lebensmittel- und Energiepreise sowie Unsicherheiten durch den Krieg in der Ukraine.

Entsprechend gross sind die Unwägbarkeiten an den Finanzmärkten. Doch wie begegnen Vermögensverwalter diesen Herausforderungen? Dieser Fragestellung ist das Beratungsunternehmen Mercer in der «Global Wealth Management Investment Survey 2022» nachgegangen.

Pandemie als Katalysator

Die Umfrage, die im ersten Quartal 2022 durchgeführt wurde, zeigt: Die Pandemie hat einige wichtige globale Makrotrends beschleunigt, die sich bereits vor 2020 abzeichneten: niedrigere erwartete Anlagerenditen und eine höhere Marktvolatilität. Darüber hinaus hat die Pandemie die Inflation ins Rampenlicht gerückt.

Die Besorgnis über tiefe Anlagerenditen und die Marktvolatilität bleibt mit Blick auf die nächsten zwei Jahre die grössten Sorge der Branche. 57 Prozent der Befragten gaben an, dass die Inflation in den kommenden beiden Jahren weltweit die grösste Herausforderung für Investitionen darstellt.

Unterschiedliche Wahrnehmung

Jeder zweite Vermögensverwalter erwartet, dass die Anlagerenditen in den nächsten zwei Jahren niedriger ausfallen werden. 59 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass die grösste Anlagemöglichkeit darin besteht, die Portfolios weg von traditionellen Aktien und Anleihen zu diversifizieren.

In den drei erfassten Regionen werden die Marktherausforderungen indes unterschiedlich wahrgenommen. Auf dem amerikanischen Kontinent ist man am meisten über niedrige Anlagerenditen besorgt, in Europa/Grossbritannien dagegen über die hohe Inflation und im asiatisch-pazifischen Raum über die Marktvolatilität. Die Regionen sind sich jedoch einig, dass sich diese Herausforderungen eher verschlimmern werden, bevor sich eine Verbesserung einstellt. 

Auf der Suche nach Rendite

Mit Blick auf voraussichtlich magere Anlagerenditen erkunden Vermögensverwalter Alternativen, insbesondere private Märkte, um eine weitere Diversifizierung zu erreichen und die Anlagerenditen zu steigern.

Exakt 73 Prozent der Befragten sind derzeit entweder in illiquiden Vermögenswerten investiert oder erwägen, in den nächsten zwölf Monaten in diese zu investieren. 85 Prozent geben die Suche nach besseren Renditen oder höheren Anlageerträgen als Hauptgrund für Investition in illiquide Anlagen an.

Grössere Umstellung

Innerhalb des Spektrums ist Private Equity weiterhin am meisten nachgefragt, gefolgt von Immobilien und Private Debt. Regional betrachtet sind die Vermögensverwalter in Nord- und Lateinamerika am stärksten in illiquiden Vermögenswerten engagiert (76 Prozent).

Ihre Kollegen aus Europa und dem asiatisch-pazifischen Raum (51 Prozent respektive 54 Prozent) werden jedoch in den nächsten zwölf Monaten wohl aufholen, da ein grosser Teil der Asset Manager in diesen Regionen eine grössere Umstellung auf diese Anlageklasse plant.

Hürden als Hemmnis

Vermögensverwalter zeigen sich auch besorgt, dass ihre Wachstumsaussichten durch zunehmende regulatorische Herausforderungen, den anhaltenden Gebühren- und Margendruck und disruptive Technologien beeinträchtigt werden. Jeder Zweite denkt (53 Prozent), dass regulatorische Herausforderungen die grösste Bedrohung für das Wachstum seines Unternehmens darstellen.

45 Prozent wollen Teile ihrer Portfolio-Operations-Governance auslagern oder die Unterstützung Dritter in Anspruch nehmen – insbesondere, wenn es um die Verbesserung von ESG-Investitionsangeboten und die Integration geht.

An Bitcoin & Co. scheiden sich die Geister

Kryptowährungen als Anlageklasse polarisieren weiterhin und scheinen die Vermögensverwalter in zwei Lager zu spalten. 92 Prozent der Befragten investieren in Kundenportfolios nicht in Kryptowährungen, unter anderem wegen fehlender Regulierung, mangelnder Transparenz sowie der hohen Volatilität.

Auf die Frage, wie wahrscheinlich es ist, dass Kryptowährungen in den nächsten fünf Jahren zu einer Investition mit institutionellem Charakter werden, stimmen indes 44 Prozent der Interviewten zu, dass dies wahrscheinlich oder sehr wahrscheinlich ist. Gleich viele Befragte halten es allerdings für unwahrscheinlich oder sehr unwahrscheinlich.

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